Neues Urheberrecht bei Fotografien

URG-Re­vi­si­on: Kla­re­re Grund­sät­ze bei Fo­to­gra­fi­en

Seit dem 1. April 2020 gilt das re­vi­dier­te Ur­he­ber­rechts­ge­setz. Neu sind alle Fotos in der Schweiz ur­he­ber­recht­lich ge­schützt. So­wohl für Pro­fis wie auch für Laien stel­len sich dazu zahl­rei­che recht­li­che Fra­gen – der re­nom­mier­te Ur­he­ber­rechts­ex­per­te Dr. Rein­hard Oert­li weiss die pas­sen­den Ant­wor­ten. 

Unter dem bis­he­ri­gen Ur­he­ber­rechts­ge­setz (URG) waren Fo­to­gra­fi­en in der Schweiz nur dann ur­he­ber­recht­lich ge­schützt, wenn sie «ori­gi­nell» waren und einen «in­di­vi­du­el­len Cha­rak­ter» hat­ten. Durch den neu ein­ge­führ­ten Art. 2 Abs. 3bis URG wer­den nun alle Fotos ge­schützt, auch wenn sie kei­nes die­ser Merk­ma­le auf­wei­sen. Eine ähn­li­che Re­ge­lung ken­nen bei­spiels­wei­se schon Deutsch­land und Ös­ter­reich als «Licht­bild­schutz», und auch in Ita­li­en sowie Spa­ni­en gibt es ana­lo­ge Ge­set­zes­be­stim­mun­gen. 

Mehr Ver­ant­wor­tung im di­gi­ta­len Raum

Durch die neue Re­ge­lung gel­ten nun für die Ver­wen­dung von Bil­dern, ge­ra­de auch im di­gi­ta­len Raum, klare Vor­ga­ben. Nut­ze­rin­nen und Nut­zer frem­der Auf­nah­men müs­sen aus­ser­halb des pri­va­ten und engen be­trieb­li­chen Rah­mens die Nut­zungs­rech­te für jede Ver­wen­dung ab­klä­ren, denn jede Fo­to­gra­fie ist ur­he­ber­recht­lich ge­schützt und der In­ha­ber der Ur­he­ber­rech­te darf über deren Ver­wen­dung ent­schei­den und hat An­spruch auf eine Ent­schä­di­gung. Die Kam­pa­gne «Ge­knipst.Ge­schützt» des In­sti­tuts für Geis­ti­ges Ei­gen­tum fasst die Es­senz die­ser Neue­run­gen zu­sam­men und spricht ge­ra­de auch ein jün­ge­res Pu­bli­kum an. Es hat die In­for­ma­tio­nen in Form eines Fly­ers auf­be­rei­tet.  

Ant­wor­ten auf Fra­gen zum Ur­he­ber­recht 

Die Kam­pa­gne «Ge­knipst.Ge­schützt» hat eco­no­mie­su­is­se dazu be­wo­gen, die Rechts­la­ge zur Welt in Bil­dern aus Sicht der Schwei­zer Un­ter­neh­men wei­ter­zu­den­ken. Der Ur­he­ber­rechts­spe­zia­list Dr. Rein­hard Oert­li hat sich den Fra­gen zum Ur­he­ber­recht an Fotos im re­vi­dier­ten URG ge­stellt. Nach­fol­gend geht er auf die häu­figs­ten Fra­gen zur ak­tu­el­len Rechts­la­ge ein.

 

24 FRA­GEN UND ANT­WOR­TEN

Fotos sind nach dem neuen Art. 2 Abs. 3bis URG auch dann ge­schützt, wenn sie ohne den be­wuss­ten Ein­satz von Ge­stal­tungs­mit­teln, ohne geis­ti­ge Über­le­gun­gen zur fo­to­gra­fi­schen In­sze­nie­rung etc. ent­stan­den sind, bei­spiels­wei­se bei Sel­fies oder Auf­nah­men von Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen oder Ge­gen­stän­den (drei­di­men­sio­na­le Ob­jek­te), ohne dass es dem Fo­to­gra­fen auf die Wahl des Auf­nah­me­orts, des Ka­me­ra­typs, eines be­stimm­ten Ob­jek­tivs sowie von Fein­ein­stel­lun­gen (wie Blen­de und Zeit) an­kommt. 

Auch die Qua­li­tät des Bil­des spielt keine Rolle, d.h. ge­schützt sind auch Por­träts mit ab­ge­schnit­te­nen Köp­fen oder über­be­lich­te­te, ver­wa­ckel­te oder ver­schwom­me­ne Auf­nah­men. Auch die Auf­nah­men mit einer Smart­pho­ne-Ka­me­ra der ers­ten Ge­ne­ra­ti­on oder einer LOMO-Ka­me­ra sind ge­schützt.

Nichts. Auch das Hin­zu­fü­gen des Ur­he­ber­rechts­zei­chens © schafft keine bes­se­ren Rech­te. So­bald ein Foto ge­schos­sen ist, wird man au­to­ma­tisch zu des­sen Ur­he­ber, womit einem auch die ent­spre­chen­den Rech­te am Foto zu­ste­hen. Ins­be­son­de­re kannst man ent­schei­den, ob, wann und wie das Foto ver­wen­det wer­den darf. 

 

Eine an­de­re Frage ist, wie Sie Ihr Ur­he­ber­recht und den Zeit­punkt, an dem Sie das Foto ge­schos­sen haben, be­wei­sen wol­len. Dafür gibt es ver­schie­de­ne Tech­ni­ken (z.B. Ein­ga­be in eine elek­tro­ni­sche Samm­lung mit au­then­ti­schem Da­tums­stem­pel), neu­er­dings wer­den auch Lö­sun­gen unter Ver­wen­dung von Block­chains dis­ku­tiert. 

Ja, Fotos von Pro­duk­ten waren schon zuvor ur­he­ber­recht­lich ge­schützt, wenn sie In­di­vi­dua­li­tät auf­wie­sen, und sind neu­er­dings in jedem Fall ge­schützt, auch wenn sie diese Vor­aus­set­zung nicht er­fül­len.

Nein. Auch der Schutz von Art. 2 Abs. 3bis URG ver­langt ein Min­dest­mass an per­sön­li­cher geis­ti­ger Leis­tung eines Men­schen. Fo­to­ko­pi­en, Scans, Ab­zü­ge von Ne­ga­ti­ven, Aus­dru­cke di­gi­tal ge­spei­cher­ter Werke usw. bil­den keine neuen ge­schütz­ten fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­ben. Durch einen Be­we­gungs­mel­der aus­ge­lös­te Fo­to­gra­fi­en einer Über­wa­chungs­ka­me­ra oder eines Ge­räts zur Ge­schwin­dig­keits­über­wa­chung ge­nies­sen den Schutz von Art. 2 Abs. 3bis URG nicht, eben­so wenig die ein­zel­nen Auf­nah­men von dau­er­haft in­stal­lier­ten Da­sh­cams, Web­cams, Wet­ter­sa­tel­li­ten­ka­me­ras usw. Die Ein­zel­hei­ten wer­den sich aus der zu­künf­ti­gen Ge­richts­pra­xis er­ge­ben.

Al­ler­dings ist nicht aus­ge­schlos­sen, dass eine Ma­schi­ne durch einen Men­schen der­art pro­gram­miert wird, dass die Be­din­gun­gen (Zeit­punkt, ge­wähl­ter Aus­schnitt usw.) der ein­zel­nen Fotos zwar durch die Ma­schi­ne be­stimmt wer­den, diese aber auf­grund der ent­spre­chen­den Pro­gram­mie­rung der Ma­schi­ne doch das Min­dest­mass an per­sön­li­cher geis­ti­ger Leis­tung des Pro­gram­mie­rers für den Schutz nach Art. 2 Abs. 3bis URG re­spek­ti­ve an ei­ge­ner geis­ti­ger Schöp­fung des Pro­gram­mie­rers für den Schutz als fo­to­gra­fi­sches Werk nach Art. 2 Abs. 1 und Abs. 2 lit. g URG er­füllt. 

Be­züg­lich der ge­wähl­ten Tech­nik ist die neue Be­stim­mung offen for­mu­liert: Sie um­fasst alle For­men des Auf­neh­mens, Fest­hal­tens und Wie­der­ge­bens von Ob­jek­ten mit­tels che­mi­scher oder di­gi­ta­ler Sen­so­ren und Trä­ger für Licht, In­fra­rot- oder Rönt­gen­strah­len, Ul­tra­schall, Com­pu­ter­to­mo­gra­fie oder Kern­spin­to­mo­gra­fie und an­de­re Strah­len. 

Eine am Com­pu­ter mit­tels elek­tro­ni­scher Be­feh­le er­stell­te Vi­sua­li­sie­rung eines vir­tu­el­len Ge­gen­stands stellt je­doch keine fo­to­gra­fi­sche Wie­der­ga­be im Sinne des Art. 2 Abs. 3bis URG dar, auch dann nicht, wenn die so ge­schaf­fe­ne Gra­fik wie eine Fo­to­gra­fie wirkt, da sie nichts wie­der­gibt, son­dern voll­stän­dig elek­tro­nisch ge­schaf­fen wor­den ist. Sie kann aber, wenn die not­wen­di­ge Ori­gi­na­li­tät vor­liegt, durch­aus Ur­he­ber­rechts­schutz nach Art. 2 Abs. 1 und Abs. 2 lit. g URG («an­de­re vi­su­el­le … Werke») ge­nies­sen. Auch eine Kom­po­si­ti­on aus vor­be­ste­hen­den Fotos (Fo­to­com­po­sing) schafft even­tu­ell ein neues ur­he­ber­recht­lich ge­schütz­tes Werk, aber keine neue fo­to­gra­fi­sche Wie­der­ga­be.

Vom Schutz er­fasst sind auch mit einem fo­to­gra­fi­schen oder ähn­li­chen Ver­fah­ren her­ge­stell­te Wie­der­ga­ben, die selbst drei­di­men­sio­na­len Cha­rak­ter haben (fo­to­gram­me­trisch be­rech­ne­te Mo­del­le, mit einem 3D-Dru­cker er­stell­te Er­zeug­nis­se).

Die neue Re­ge­lung schützt nur Fotos, die drei­di­men­sio­na­le Ob­jek­te ab­bil­den. Sämt­li­che fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­ben zwei­di­men­sio­na­ler Ob­jek­te (Ge­mäl­de, Zeich­nun­gen, Pläne, Schrift­stü­cke) sind somit grund­sätz­lich vom neu ge­schaf­fe­nen Schutz aus­ge­schlos­sen. 

Al­ler­dings kön­nen auch auf den ers­ten Blick zwei­di­men­sio­na­le Ob­jek­te eine drit­te Di­men­si­on auf­wei­sen, wenn sie nicht fron­tal auf­ge­nom­men und wenn die Kör­nig­keit des Grund­ma­te­ri­als (Lein­wand) und der pas­to­se Farb­auf­trag in der Fo­to­gra­fie sicht­bar wer­den.

Doch. Ein Foto konn­te und kann nach wie vor ur­he­ber­recht­li­chen Schutz als fo­to­gra­fi­sches Werk ge­nies­sen, wenn dem Foto in­di­vi­du­el­ler Cha­rak­ter zu­kommt. Es gibt also par­al­lel zwei Schutz­stu­fen von Fotos unter dem URG, ein­mal als fo­to­gra­fi­sches Werk (mit in­di­vi­du­el­lem Cha­rak­ter) und da­ne­ben nun auch als fo­to­gra­fi­sche Wie­der­ga­be (ohne in­di­vi­du­el­len Cha­rak­ter).  

Ur­sprüng­lich be­stand die Er­war­tung, Fo­to­gra­fi­en könn­ten durch das lau­ter­keits­recht­li­che Leis­tungs­schutz­recht wir­kungs­voll ge­schützt wer­den. Art. 5 lit. c UWG schützt das markt­rei­fe Ar­beits­er­geb­nis gegen Über­nah­me und Ver­wer­tung als sol­ches durch tech­ni­sche Re­pro­duk­ti­ons­ver­fah­ren ohne an­ge­mes­se­nen ei­ge­nen Auf­wand des Über­neh­men­den. Nach der un­glück­li­chen Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts ist bei der Be­stim­mung des Auf­wands des Erst­be­rech­tig­ten aber unter an­de­rem zu be­rück­sich­ti­gen, ob die­ser die Kos­ten für die Ent­wick­lung sei­nes Ar­beits­er­geb­nis­ses be­reits amor­ti­sie­ren konn­te. Da Kos­ten ein­zel­ner Fo­to­gra­fi­en in der Regel nicht leicht zu be­stim­men und häu­fig be­reits be­zahlt sind, ist es re­gel­mäs­sig schwie­rig, noch nicht amor­ti­sier­te Kos­ten nach­zu­wei­sen. Diese Be­stim­mung hat des­halb den Fo­to­gra­fen kei­nen wirk­li­chen Schutz ge­bracht.

Nein, nicht völ­lig. Die Rechts­in­ha­ber an fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­ben ohne in­di­vi­du­el­len Cha­rak­ter ge­nies­sen zwar prak­tisch die­sel­ben Rech­te wie sol­che an fo­to­gra­fi­schen Wer­ken mit in­di­vi­du­el­lem Cha­rak­ter. Das schliesst ins­be­son­de­re das Recht auf Na­mens­nen­nung des Fo­to­gra­fen und den Schutz gegen Be­ar­bei­tun­gen (siehe dazu Frage 13) ein.

Al­ler­dings ist der Schutz­be­reich von fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­ben enger. Ins­be­son­de­re ist es zu­läs­sig, ein Foto ohne in­di­vi­du­el­len Cha­rak­ter «nach­zu­fo­to­gra­fie­ren», d.h. den­sel­ben Aus­schnitt von der­sel­ben Po­si­ti­on aus mit den­sel­ben Ein­stel­lun­gen der Ka­me­ra zu fo­to­gra­fie­ren. Bei fo­to­gra­fi­schen Wer­ken (mit in­di­vi­du­el­lem Cha­rak­ter) wäre ein der­ar­ti­ges Nach­fo­to­gra­fie­ren hin­ge­gen grund­sätz­lich un­zu­läs­sig.

Ja. Für ori­gi­nel­le fo­to­gra­fi­sche Werke be­steht der Schutz für 70 Jahre nach dem Tod des Ur­he­bers; fo­to­gra­fi­sche Wie­der­ga­ben ohne in­di­vi­du­el­len Cha­rak­ter sind für 50 Jahre ab dem Zeit­punkt der Her­stel­lung ge­schützt. Die­ser Frist­ab­lauf ist für Drit­te schwie­rig zu be­stim­men. Der Zeit­punkt der Pu­bli­ka­ti­on ist in kei­nem Fall re­le­vant. 

So­bald die ent­spre­chen­de Schutz­dau­er ab­ge­lau­fen ist, wird das Foto ge­mein­frei, d.h. es ist nicht mehr ur­he­ber­recht­lich ge­schützt. Ge­mein­freie Fotos dür­fen ohne Zu­stim­mung und ohne Nen­nung des Ur­he­bers wei­ter­ver­brei­tet oder be­ar­bei­tet wer­den.

Das ist ein ver­brei­te­ter Irr­tum. Das ©-Zei­chen hilft, bei Drit­ten die Rechts­ver­hält­nis­se klar­zu­ma­chen, was aber um­ge­kehrt nicht heisst, dass alle Werke ohne das ©-Zei­chen frei be­nutzt wer­den dür­fen.
 

Nein, das heisst es nicht. Eine Ver­wen­dung zum per­sön­li­chen Ge­brauch und eine Wei­ter­ver­brei­tung im pri­va­ten Kreis, d.h. unter Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen und engen Freun­den, ist auf jeden Fall zu­läs­sig. Dazu ge­hört aber prin­zi­pi­ell nicht das Hoch­la­den von Fotos ins In­ter­net, auch nicht im Be­reich von Face­book und ähn­li­cher So­ci­al-Media-Platt­for­men. Auch wenn der Kreis der Ver­brei­tung auf auch sonst eng ver­bun­de­ne Per­so­nen be­schränkt wird und die Wei­ter­ver­brei­tung aus­ge­schlos­sen wird, dürf­te diese Schran­ke wegen der all­ge­mei­nen Nut­zungs­be­din­gun­gen der meis­ten Platt­for­men nicht an­wend­bar sein. 

Wenn je­mand auf Twit­ter, Face­book oder Ähn­li­ches Fotos hoch­lädt, ohne den Kreis der Adres­sen klar ein­zu­schrän­ken («enge Freun­de»), kann dar­aus ge­schlos­sen wer­den, dass er mit der Wei­ter­ver­brei­tung die­ser Fotos – je­den­falls in dem­sel­ben Me­di­um und in einem un­ver­än­der­ten Kon­text – ein­ver­stan­den ist.  

In jedem Fall er­laubt ist und bleibt die Nut­zung von Fotos als Zitat (Bild­zi­tat) zur Er­läu­te­rung, als Hin­weis oder zur Ver­an­schau­li­chung, je­doch nicht nur zur schmü­cken­den Il­lus­tra­ti­on. Im Wei­te­ren muss der Um­fang des Zi­tats durch den Zi­tatz­weck ge­recht­fer­tigt sein. Das heisst, man darf nur so viel eines Wer­kes als Zitat ver­wen­den, wie für den kon­kre­ten Zweck er­for­der­lich ist. Im Fall eines Bil­des ge­nügt in der Regel eine Wie­der­ga­be in einem sehr klei­nen For­mat (thumb­nail) oder mit einer tie­fen (gro­ben) Auf­lö­sung.

Ja. So­fern das Tei­len in der Form einer Ver­lin­kung er­folgt, wel­che mit dem ur­sprüng­li­chen Foto ver­bun­den bleibt, so dass der ge­teil­te In­halt ver­schwin­det, so­bald das ver­link­te Foto ge­löscht wird, ist dies ur­he­ber­recht­lich un­pro­ble­ma­tisch. 

An­ders ist es, wenn beim Tei­len das Foto er­neut ge­spei­chert und hoch­ge­la­den wird und un­ab­hän­gig vom ur­sprüng­li­chen Foto wei­ter exis­tiert. In die­sem Fall ist im Zwei­fel eine Ein­wil­li­gung not­wen­dig.

Bei vie­len Fotos im In­ter­net sind die Rechts­ver­hält­nis­se am Fusse des Fotos, in einem Hy­per­text usw. er­klärt. Viele Rech­te­inha­ber sind auf An­fra­ge gerne be­reit, die Be­nut­zung ihrer Fotos gra­tis oder für ge­rin­ges Ent­gelt zu ge­stat­ten. Zudem kann man unter einer Crea­ti­ve Com­mons-Li­zenz ver­öf­fent­lich­te Fotos wei­ter­ver­brei­ten, so­lan­ge man sich an die ent­spre­chen­den Be­din­gun­gen hält. Zu die­sen Be­din­gun­gen ge­hört min­des­tens die Nen­nung des Au­tors (Fo­to­gra­fen). Nur Fotos, die unter einer Crea­ti­ve Com­mons Zero (CC0)-Li­zenz ver­brei­tet wer­den, darf man frei, d.h. auch ohne Na­mens­nen­nung des Fo­to­gra­fen ver­wen­den bzw. ver­brei­ten. 

An vie­len Fotos hal­ten Getty Images und an­de­re Bild­agen­tu­ren die Rech­te. Sie un­ter­hal­ten je­weils auch einen Stock von Fotos, der ohne Ent­schä­di­gung ge­nutzt wer­den kann, wenn man die ent­spre­chen­den Be­din­gun­gen ein­hält. An vie­len Fotos hält Pro­Lit­te­ris die Ver­wer­tungs­rech­te und ist auf An­fra­ge in der Regel be­reit, die Nut­zung gegen ein ta­rif­ge­mäs­ses Ent­gelt zu ge­stat­ten. Auch stel­len ver­schie­de­ne Bild­agen­tu­ren rei­che Fo­to­samm­lun­gen zu einem Pau­schal­preis zur Ver­fü­gung.  

Man muss si­cher­stel­len, dass eine Nut­zung zum an­ge­streb­ten Zweck, ins­be­son­de­re zu kom­mer­zi­el­len Zwe­cken, er­laubt ist. Bei Crea­ti­ve Com­mons-Bil­dern zeigt ein durch­ge­stri­che­nes Dol­lar-Pik­to­gramm, dass eine Wei­ter­ver­wen­dung des Bil­des zu kom­mer­zi­el­len Zwe­cken un­zu­läs­sig ist. 

Das di­gi­ta­le Be­ar­bei­ten (Pho­to­shop) und Ver­mi­schen (Fo­to­com­po­sing) von Fotos ist heute für je­der­mann tech­nisch pro­blem­los mög­lich. Wenn man ein frem­des Foto so be­ar­bei­ten will, muss man prak­tisch immer den Rech­te­inha­ber um Er­laub­nis fra­gen. 

Bei Crea­ti­ve Com­mons-Fotos ist ins­be­son­de­re dar­auf zu ach­ten, dass kein Gleich­heits-Zei­chen er­scheint. Die­ses Sym­bol be­deu­tet, dass der Ur­he­ber es ver­bie­tet, sein Werk zu be­ar­bei­ten bzw. zu ver­än­dern. 

Bei fo­to­gra­fi­schen Wer­ken ist jede Be­ar­bei­tung ge­neh­mi­gungs­be­dürf­tig bei der trotz der Be­ar­bei­tung der in­di­vi­du­el­le Cha­rak­ter des ur­sprüng­li­chen Wer­kes noch er­kenn­bar bleibt. Der Schutz­be­reich von fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­ben gegen Be­ar­bei­tung muss dem­ge­gen­über enger sein, da bei die­sen ein in­di­vi­du­el­ler Cha­rak­ter ge­ra­de nicht vor­aus­ge­setzt wird. Ge­ring­fü­gi­ge Än­de­run­gen müs­sen ge­nü­gen, um den Schutz­be­reich von Art. 2 Abs. 3bis URG zu ver­las­sen. Ent­schei­dend ist, ob es sich noch um die­sel­be Wie­der­ga­be han­delt, die dem ur­sprüng­li­chen Ent­scheid des Au­tors zur Auf­nah­me zu­grun­de lag. Wenn die ur­sprüng­li­che Wie­der­ga­be in der Be­ar­bei­tung voll­stän­dig und wei­test­ge­hend iden­tisch bleibt, wenn auch um un­we­sent­li­che Teile be­schnit­ten, in einem an­de­ren For­mat, in einem neuen Rah­men, in ab­ge­schwäch­ten Far­ben (wenn die Far­ben nicht ge­ra­de die Es­senz der ur­sprüng­li­chen Wie­der­ga­be aus­ma­chen), liegt eine ge­neh­mi­gungs­be­dürf­ti­ge Be­ar­bei­tung vor. Wenn da­ge­gen die vor­be­ste­hen­de Wie­der­ga­be nur in ein­zel­nen Tei­len über­nom­men oder wenn we­sent­li­che Teile der Wie­der­ga­be weg­re­tu­schiert oder we­sent­li­che Teile neu hin­zu­ge­fügt wer­den, oder wenn sie in einem neuen, do­mi­nie­ren­den Zu­sam­men­hang (Fo­to­com­po­sing) nur noch eine un­ter­ge­ord­ne­te Rolle spielt, ist die Be­ar­bei­tung un­se­rer Mei­nung nach nicht ge­neh­mi­gungs­be­dürf­tig, son­dern frei mög­lich. Die Ge­richts­pra­xis wird diese Fra­gen ent­schei­den müs­sen.

Wenn durch die Be­ar­bei­tung einer fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­be ein neues fo­to­gra­fi­sches oder je­den­falls vi­su­el­les Werk ent­steht, han­delt es sich dabei um ein Ori­gi­nal­werk, nicht um ein Werk zwei­ter Hand, da kein an­de­res ur­he­ber­recht­lich ge­schütz­tes Werk im Sinne von Art. 2 Abs. 1 und 2 be­ar­bei­tet wor­den ist.

Da fo­to­gra­fi­sche Wie­der­ga­ben kei­nen in­di­vi­du­el­len Cha­rak­ter haben müs­sen, sind sie in der Regel auch nicht eng mit der Per­sön­lich­keit ihres Ur­he­bers ver­knüpft, so­dass nicht leicht Fälle denk­bar sind, bei denen eine an sich ge­stat­te­te Be­ar­bei­tung eine Ent­stel­lung des Wer­kes dar­stellt, die den Autor der­art in sei­ner Per­sön­lich­keit ver­let­zen würde, dass er sich ihr trotz­dem wi­der­set­zen könn­te. 
 

Ja. Als Grund­satz gilt, dass ge­schütz­te Fotos auch auf So­ci­al-Media-Platt­for­men wei­ter­hin noch ur­he­ber­recht­li­chen Schutz ge­nies­sen (siehe Ant­wort zu Frage 10).

Aber als Nut­zer einer So­ci­al-Media-Platt­form hat man deren Nut­zungs­be­din­gun­gen ak­zep­tiert. So sieht etwa Face­book in Ziff. 3 der Nut­zungs­be­din­gun­gen vor, dass man an den hoch­ge­la­de­nen Fotos ge­wis­se Be­rech­ti­gun­gen ein­räumt, wie etwa das Recht, diese zu ver­wen­den, zu ver­brei­ten, zu ko­pie­ren und öf­fent­lich vor­zu­füh­ren.

Wenn man an einer mög­lichst brei­ten Ver­tei­lung sei­nes Fotos in­ter­es­siert ist, kann man aus­drück­lich auf das Ur­he­ber­recht an sei­nem Foto ver­zich­ten. Tut man das, kön­nen Nut­zer das Foto ko­pie­ren, ver­än­dern, in neue Zu­sam­men­hän­ge stel­len, ver­brei­ten und zu kom­mer­zi­el­len Zwe­cken ver­wen­den, ohne um Er­laub­nis bit­ten zu müs­sen. 

Man kann sein Foto z.B. auch unter einer so­ge­nann­ten Crea­ti­ve Com­mons Zero (CC0)-Li­zenz ver­öf­fent­li­chen. Damit gibt man der All­ge­mein­heit be­kannt, dass man an einer mög­lichst wei­ten und be­din­gungs­lo­sen Ver­brei­tung in­ter­es­siert ist.

Nein. Ob das ab­ge­bil­de­te Ob­jekt auch ur­he­ber­recht­lich ge­schützt ist oder die ab­ge­bil­de­te Per­son Per­sön­lich­keits­rech­te gel­tend ma­chen kann, ist eine an­de­re Frage, die durch die neue Re­ge­lung im URG nicht be­rührt wird. Ein Ob­jekt, z.B. ein ge­mein­frei­es Kunst­werk oder ein Bau­werk im Rah­men der Pan­ora­ma­f­rei­heit, kann je­den­falls er­neut fo­to­gra­fiert wer­den, ohne das Recht an einer be­ste­hen­den fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­be zu ver­let­zen. 

Pro­ble­ma­tisch wird der Schutz an der fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­be nur zu­sam­men mit dem Haus­recht des ent­spre­chen­den Mu­se­ums, wel­ches der Mu­se­ums­lei­tung er­laubt, das Er­stel­len an­de­rer Auf­nah­men des­sel­ben Ob­jekts zu ver­bie­ten. Wenn die be­ste­hen­den Auf­nah­men wegen deren Ur­he­ber­rechts­schutz nicht ver­wen­det und neue Auf­nah­men wegen des Haus­rechts nicht ge­macht wer­den dür­fen, führt dies zu einem fak­ti­schen Schutz für das ab­ge­bil­de­te Ob­jekt.

Auch wenn man ein Foto für den Ar­beit­ge­ber in Er­fül­lung sei­ner Ar­beits­pflich­ten auf­nimmt, ste­hen die Ur­he­ber­rech­te am Foto pri­mär dem Fo­to­gra­fen zu. In der Pra­xis wird in Ar­beits­ver­trä­gen aber häu­fig vor­ge­se­hen, dass sich der Ar­beit­ge­ber die Ur­he­ber­rech­te an Wer­ken des Ar­beit­neh­mers über­tra­gen oder sich an die­sen zu­min­dest Nut­zungs­rech­te ein­räu­men lässt. Ohne ver­trag­li­che Re­ge­lung wird davon aus­ge­gan­gen, dass sich der Ar­beit­ge­ber die­je­ni­gen Nut­zungs­rech­te über­tra­gen lässt, wel­cher die­ser für seine Ge­schäfts­tä­tig­keit be­nö­tigt.

Straf­recht­lich ris­kiert der Nut­zer einer Fo­to­gra­fie ohne Be­rech­ti­gung eine Frei­heits­stra­fe bis zu einem Jahr oder eine Geld­stra­fe, so­fern der Ur­he­ber einen Straf­an­trag stellt. Zudem kann der Ur­he­ber auch zi­vil­recht­lich gegen je­man­den vor­ge­hen und Er­satz sei­nes Scha­dens oder Ab­füh­rung des Ge­winns oder der Be­rei­che­rung und ge­ge­be­nen­falls sogar Ge­nug­tu­ung ver­lan­gen. 

In der Pra­xis wird der Nut­zer ty­pi­scher­wei­se zu­erst eine Ab­mah­nung er­hal­ten (siehe hier­zu Frage 24). 

In die­sem Fall wird der Ur­he­ber man­gels Vor­sat­zes des Ver­let­zers zwar nicht in straf­recht­li­cher Hin­sicht durch­drin­gen. Aber die Gel­tend­ma­chung zi­vil­recht­li­cher An­sprü­che auf Scha­den­er­satz und Ab­lie­fe­rung des Ge­winns oder der Be­rei­che­rung sind auch bei Fahr­läs­sig­keit mög­lich, An­sprü­che be­züg­lich der Be­rei­che­rung sogar ohne jeg­li­ches Ver­schul­den. 
 

Ja, ein Un­ter­neh­men kann zi­vil­recht­lich haft­bar ge­macht wer­den für Scha­den, un­ge­recht­fer­tig­te Be­rei­che­rung und un­er­laub­ten Ge­winn, die von einem Ar­beit­neh­mer in Aus­übung der ge­schäft­li­chen oder dienst­li­chen Ver­rich­tun­gen ver­ur­sacht wur­den, für Scha­den aber nur dann, wenn das Un­ter­neh­men nicht nach­wei­sen kann, dass es die ge­bo­te­ne Sorg­falt an­ge­wen­det hat, um sol­che Schä­den zu ver­hin­dern.

Der neue Rechts­schutz von fo­to­gra­fi­schen Wie­der­ga­ben in Kom­bi­na­ti­on mit den au­to­ma­ti­schen Bild­such­ma­schi­nen, die das In­ter­net nach ver­let­zen­den Ab­bil­dun­gen ab­su­chen, wird si­cher zu Ab­mah­nun­gen und For­de­run­gen füh­ren. 

An­ders als in Deutsch­land kön­nen An­wäl­te in der Schweiz einem Nut­zer, der ein Foto un­recht­mäs­sig ver­wen­det hat, al­ler­dings nicht au­to­ma­tisch vor­pro­zes­sua­le Kos­ten in Rech­nung stel­len.

Seit dem 1. April 2020 sind auch Fotos ohne in­di­vi­du­el­len Cha­rak­ter ge­schützt, die vor die­sem Datum er­stellt wor­den sind, wenn die­ser Zeit­punkt nicht mehr als 50 Jahre zu­rück­liegt. 

Man kann aber nicht rück­wir­kend für eine nach bis­he­ri­gem Recht noch le­ga­le Ver­wen­dung ur­he­ber­recht­lich be­langt wer­den. 

Man kann sogar die nun ge­schütz­ten Fotos auf einer Web­site be­las­sen. Ob dies auch gilt, wenn die Web­site über­ar­bei­tet und er­wei­tert wird, ist al­ler­dings un­klar.

Es ist nicht emp­feh­lens­wert, Ab­mah­nun­gen ein­fach zu igno­rie­ren, auch wenn sie aus dem Aus­land (z.B. aus Deutsch­land) stam­men. Ins­be­son­de­re wird man sich als Ver­wen­der von Fotos, an­ders als bis­her, gegen eine Ab­mah­nung nicht mehr damit ver­tei­di­gen kön­nen, dass das Foto wegen feh­len­der In­di­vi­dua­li­tät nicht ur­he­ber­recht­lich ge­schützt ist. Gegen einen Scha­den­er­satz- oder Ab­lie­fe­rungs­an­spruch für Ge­winn oder Be­rei­che­rung ste­hen dem Ver­let­zer aber immer noch di­ver­se Ab­wehr­ar­gu­men­te zur Ver­fü­gung. Oft wird es des­halb ge­nü­gen, das Foto nicht mehr zu ver­wen­den und eine Un­ter­las­sungs­er­klä­rung ab­zu­ge­ben. Diese soll­te aber sehr genau stu­diert wer­den, bevor man sie un­ter­zeich­net.  

Im Zwei­fels­fall soll man sich bei Ab­mah­nun­gen von einem spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­walt be­ra­ten las­sen