Chan­ce di­gi­ta­les Bauen nut­zen

In Zei­ten der Di­gi­ta­li­sie­rung, der fancy Apps und der star­ken Aus­rich­tung der Schwei­zer Wirt­schaft auf den Dienst­leis­tungs­sek­tor mag man sich fra­gen, wie es um die Zu­kunft der Bau­wirt­schaft steht. Braucht es in den kom­men­den Jahr­zehn­ten über­haupt noch Bau­ten aus Beton, Stahl und Holz? Wie wird die Zu­kunft des Sek­tors aus­se­hen?

Mit einer jähr­li­chen Wert­schöp­fung von rund 35 Mil­li­ar­den Fran­ken ist die Schwei­zer Bau­bran­che ein wirt­schaft­lich be­deu­ten­der Sek­tor. Zudem er­stellt sie die für unser Land so wich­ti­ge In­fra­struk­tur, und dies im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich in einer aus­ser­or­dent­lich guten Qua­li­tät. Diese In­fra­struk­tur – wenn auch in an­ge­pass­ter Form – wird die Schweiz wei­ter­hin brau­chen. Eben­so müs­sen auch in Zu­kunft Wohn- und Ge­wer­be­ge­bäu­de er­stellt und re­no­viert wer­den. Die Bau­bran­che ist aber auch eine jener Bran­chen, die seit An­fang der 1990er-Jahre keine Stei­ge­rung der Pro­duk­ti­vi­tät auf­weist. Neben der Mar­gen­schwä­che liegt dies wohl auch daran, dass sie noch we­ni­ger stark von der Di­gi­ta­li­sie­rung er­fasst wurde als an­de­re Wirt­schafts­zwei­ge. Hier liegt noch viel Po­ten­zi­al brach.

Wenn man ge­nau­er hin­schaut, er­kennt man, dass es in der Bau­bran­che be­reits viele span­nen­de In­no­va­tio­nen mit gros­sem Ver­än­de­rungs­po­ten­zi­al gibt. Ganze Häu­ser kön­nen mit­tels 3D-Dru­ckern pro­du­ziert wer­den, im Holz­bau sind neue For­men mög­lich und in­no­va­ti­ve Bau­stof­fe er­öff­nen in­ter­es­san­te Per­spek­ti­ven. In der Pla­nung und Op­ti­mie­rung der Pro­zes­se liegt wohl das gröss­te Po­ten­zi­al zur Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung. Buil­ding In­for­ma­ti­on Mo­de­ling (BIM) bie­tet hier­zu span­nen­de Mög­lich­kei­ten nicht nur in der Pla­nung und der Bau­aus­füh­rung, son­dern auch über den ge­sam­ten Le­bens­zy­klus eines Ge­bäu­des. In nächs­ter Zeit wer­den diese und an­de­re neue Me­tho­den immer flä­chen­de­cken­der zur An­wen­dung kom­men und die Pro­zes­se beim Bauen ver­än­dern.

Ver­än­dern wer­den sich aber auch die Be­rufs­bil­der und Ge­schäfts­mo­del­le. So wer­den in Zu­kunft wohl auch bei Bau­ten und In­fra­struk­tu­ren immer mehr Dienst­leis­tun­gen Ein­zug hal­ten und die «Hard­ware» mit neuen Ser­vices ver­knüpft. Dies be­trifft ei­ner­seits die Bau­fir­men selbst, die ihre Ge­schäfts­mo­del­le an­rei­chern kön­nen. Aber auch Im­mo­bi­li­en­in­ves­to­ren könn­ten sich über­le­gen, nicht mehr nur bauen zu las­sen und zu ver­mie­ten, son­dern die Baute mit einem Dienst­leis­tungs­bün­del zu ver­knüp­fen. Dies hat na­tür­lich Rück­wir­kun­gen auf die Art, wie ein Haus ge­baut wer­den soll. Ein Ver­mie­ter könn­te zum Bei­spiel dafür sor­gen, dass immer genug Es­sens­vor­rä­te im Haus sind, dass bei Be­darf rasch Putz- oder War­tungs­leis­tun­gen er­bracht wer­den usw. Dies be­dingt den Ein­bau von Sen­so­ren, die dem Ver­mie­ter den Be­darf des Mie­ters mel­den, sowie wei­te­rer In­fra­struk­tu­ren, um einen sol­chen Ser­vice si­cher­zu­stel­len. Es gilt also auch über den Tel­ler­rand der ei­ge­nen Bran­che zu schau­en. Darin liegt viel In­no­va­ti­ons­po­ten­zi­al.

Ich bin über­zeugt, dass die Bau­wirt­schaft eine Ge­win­ne­rin der di­gi­ta­len Trans­for­ma­ti­on sein wird.

Alle Sek­to­ren der Schwei­zer Wirt­schaft müs­sen und kön­nen die Chan­cen der Di­gi­ta­li­sie­rung pa­cken. Die Auf­ga­be von eco­no­mie­su­is­se ist es, als Dach­ver­band dafür zu sor­gen, dass die Rah­men­be­din­gun­gen op­ti­mal aus­ge­stal­tet sind. Dabei sind die An­for­de­run­gen in der di­gi­ta­len Ge­gen­wart und Zu­kunft gar nicht so viel an­ders als frü­her: Gute Rah­men­be­din­gun­gen, die den Un­ter­neh­men mög­lichst gros­se Frei­hei­ten in einer funk­tio­nie­ren­den und in­ter­na­tio­nal ver­netz­ten Markt­wirt­schaft las­sen, sind der In­no­va­ti­on am dien­lichs­ten. In Bezug auf die Di­gi­ta­li­sie­rung ist eine spe­zi­fi­sche zen­tra­le For­de­rung, dass die Ba­sis­in­fra­struk­tur wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den muss. So ist bei­spiels­wei­se eine voll­stän­di­ge Netz­ab­de­ckung durch 5G un­ab­ding­bar. Eben­so müs­sen die di­gi­ta­len Kom­pe­ten­zen auf­ge­baut wer­den; und zwar nicht nur in der Wirt­schaft, son­dern in der ge­sam­ten Ge­sell­schaft.

Ich bin fest davon über­zeugt, dass die Schwei­zer Wirt­schaft und spe­zi­ell auch die Bau­wirt­schaft eine Ge­win­ne­rin der di­gi­ta­len Trans­for­ma­ti­on sein wird. Ich bin mir si­cher, dass sie die an­ste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen meis­tern und die vie­len Chan­cen pa­cken wird. Die Zu­kunft des Bau­ens ver­spricht span­nend und viel­fäl­tig zu wer­den.

«NZZ»-Bei­la­ge Zu­kunft Bauen