Drapeaux devant le siège de l'OMC

WTO in der Schwe­be: Mi­nis­ter­kon­fe­renz be­schliesst nur Ar­beits­pro­gram­me

An der 11. Mi­nis­ter­kon­fe­renz der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on WTO konn­ten – wie er­war­tet – keine Ab­kom­men ab­ge­schlos­sen wer­den. Dafür ei­nig­te man sich auf Ar­beits­pro­gram­me für die kom­men­den zwei Jahre. Gleich­zei­tig hat ein Teil der Mit­glie­der be­schlos­sen, beim elek­tro­ni­schen Han­del Er­leich­te­run­gen für Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen und bei Mikro-, Klein- und mitt­le­ren Un­ter­neh­men Ar­beits­grup­pen zu eta­blie­ren. Diese wären offen für alle WTO-Mit­glie­der.

Was be­deu­ten die Er­geb­nis­se der WTO-Kon­fe­renz in Bue­nos Aires für die Ex­port­na­ti­on Schweiz? «Wich­tig ist, dass ein Keil gegen den Rück­schritt der WTO ge­legt wer­den kann», so Bun­des­rat Schnei­der-Am­mann am Rande des Tref­fens. Dies dürf­te er­reicht wor­den sein, ein Eklat blieb aus und in um­strit­te­nen Be­rei­chen wie Fi­scher­ei­sub­ven­tio­nen oder beim elek­tro­ni­schen Han­del konn­ten Ar­beits­pro­gram­me ver­ab­schie­det wer­den. Auch konn­te das Mo­ra­to­ri­um bei der Zoll­be­frei­ung des elek­tro­ni­schen Da­ten­ver­kehrs um zwei Jahre ver­län­gert wer­den. In Bue­nos Aires ent­wi­ckel­te sich je­doch nicht der drin­gend not­wen­di­ge Schwung für die wei­te­ren Ar­bei­ten der Wirt­schafts­di­plo­ma­ten der 164 WTO-Mit­glie­der in Genf.

Die kon­kre­ten Be­schlüs­se fal­len mager aus

Die WTO-Mit­glie­der be­schlos­sen Ar­beits­pro­gram­me in den fol­gen­den Be­rei­chen:

  • Abbau schäd­li­cher Sub­ven­tio­nen der Fi­sche­rei. Hier sol­len Über­ka­pa­zi­tä­ten der Fang­flot­ten re­du­ziert wer­den, da nur so über­mäs­si­ger, il­le­ga­ler und un­re­gu­lier­ter Fisch­fang ver­hin­dert wer­den kann. In einem ers­ten Schritt soll die Trans­pa­renz ver­bes­sert wer­den.
  • Eta­blie­rung glo­ba­ler Re­geln für den elek­tro­ni­schen Han­del. Da­durch sol­len ins­be­son­de­re KMU einen bes­se­ren Zu­gang zum Welt­markt er­hal­ten.
  • Bes­se­re In­te­gra­ti­on von klei­nen Volks­wirt­schaf­ten und die Ein­lei­tung des Bei­tritts­pro­zes­ses von Süd-Sudan.

Neue In­itia­ti­ven als An­trieb zur Wei­ter­ent­wick­lung

Die­ses Re­sul­tat war un­ge­nü­gend für viele WTO-Mit­glie­der. Neuer Schwung zur Wei­ter­ent­wick­lung der WTO soll nun durch drei In­itia­ti­ven ge­ne­riert wer­den. Diese wer­den – in wech­seln­der Zu­sam­men­set­zung – von einem Teil der Mit­glie­der un­ter­stützt. Je nach In­itia­ti­ve sind dies 70 bis über 80 Staa­ten, wel­che den Gross­teil des Welt­han­dels aus­ma­chen. Auf­fal­lend ist die Ab­senz von In­di­en bei den drei Pro­jek­ten. Auch die USA haben nur bei einer In­itia­ti­ve un­ter­schrie­ben. Da die Ar­beits­grup­pen offen für alle WTO-Mit­glie­der sind, auch für Nach­züg­ler, ist dies je­doch nicht gra­vie­rend.

Drei Ar­beits­grup­pen sol­len die In­itia­ti­ven kon­kre­ti­sie­ren:

  • Elek­tro­ni­scher Han­del: Ent­wick­lungs­län­dern und KMU soll der Zu­gang zum elek­tro­ni­schen Han­del durch glo­ba­le Re­geln er­leich­tert wer­den.
  • Er­leich­te­run­gen für Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen: Durch bes­se­re Trans­pa­renz und Ver­fah­ren soll der Markt­zu­gang für in­ter­na­tio­na­le In­ves­ti­tio­nen ver­ein­facht wer­den.

Mikro-, Klein- und mitt­le­re Un­ter­neh­men: In An­er­ken­nung derer volks­wirt­schaft­li­chen Be­deu­tung sol­len Er­leich­te­run­gen beim Zu­gang zum Welt­markt er­reicht wer­den.

Die Schweiz ist mit an Bord

Die Schweiz hat die drei In­itia­ti­ven mit un­ter­schrie­ben. Sie sind im In­ter­es­se der Schwei­zer Wirt­schaft. Ob sie je­doch tat­säch­lich in spä­te­re Ver­hand­lun­gen mün­den wer­den, ist völ­lig offen. Einen Ver­such ist es auf jeden Fall wert.

Damit spie­gelt das Er­geb­nis der 11. WTO-Mi­nis­ter­kon­fe­renz die seit Jah­ren be­ste­hen­den Kon­flik­te in der Han­dels­po­li­tik. Dies ist je­doch kein Grund für Pes­si­mis­mus. Die­ses Jahr konn­ten im­mer­hin die bei­den ers­ten neuen WTO-Ab­kom­men seit 1994 in Kraft ge­setzt wer­den, so bei den Han­dels­er­leich­te­run­gen und dem Sub­ven­ti­ons­ver­bot von Agrar­ex­por­ten. Wei­te­re Ab­kom­men wer­den Jahre brau­chen. Wirt­schafts­di­plo­ma­tie ist nichts für Un­ge­dul­di­ge.