Auf einem Taschenrechner liegt ein Blatt mit Börsenkursen

Staats­fonds: keine gute Idee für die Schweiz

Län­der wie Nor­we­gen oder Sin­ga­pur be­trei­ben er­folg­reich Staats­fonds, die auf der gan­zen Welt in­ves­tie­ren. Wäre das auch ein Mo­dell für die Schweiz – jetzt, wo die Na­tio­nal­bank auf De­vi­sen­re­ser­ven von rund 900 Mil­li­ar­den Fran­ken sitzt? Im jüngs­ten Dos­sier­po­li­tik von eco­no­mie­su­is­se wer­den diese Ideen einer kri­ti­schen Prü­fung un­ter­zo­gen.

Mit re­kord­tie­fen Zin­sen und aus­ser­or­dent­lich hohen Zen­tral­bank­re­ser­ven be­fin­det sich die Schweiz seit ei­ni­gen Jah­ren in einem geld­po­li­ti­schen Aus­nah­me­zu­stand. In Kom­bi­na­ti­on mit der Co­ro­na-Krise gibt diese Si­tua­ti­on Ideen zur Grün­dung eines Staats­fonds star­ken Auf­trieb. Zwei Va­ri­an­ten ste­hen im Vor­der­grund: Ent­we­der soll ein Fonds aus den De­vi­sen­re­ser­ven der Na­tio­nal­bank ge­bil­det wer­den, um diese mög­lichst ge­winn­brin­gend ein­zu­set­zen. Oder der Bund soll das ne­ga­ti­ve Zins­um­feld zur güns­ti­gen Neu­ver­schul­dung nut­zen, um die­ses Geld dann «zu­kunfts­träch­tig» an­zu­le­gen. 

In einem heute pu­bli­zier­ten Dos­sier­po­li­tik be­leuch­tet eco­no­mie­su­is­se beide Ideen. Lei­der ent­pup­pen sie sich bei ge­naue­rem Hin­se­hen als un­taug­lich, denn sie ba­sie­ren auf der Il­lu­si­on eines ri­si­ko­lo­sen Gra­tis­ge­winns. Ein Staats­fonds aus De­vi­sen­re­ser­ven käme einer Ein­mi­schung in die Geld­po­li­tik der Na­tio­nal­bank gleich. Diese ist aber der Preis­sta­bi­li­tät ver­pflich­tet, nicht der Er­zie­lung von Ge­winn. Die Fi­nan­zie­rung eines Fonds durch Ver­schul­dung würde hin­ge­gen die er­folg­rei­che Schul­den­brem­se un­ter­lau­fen und po­li­ti­sche Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen be­feu­ern. Auch die Co­ro­na-Krise ist kein Frei­pass für fi­nanz­po­li­ti­sche Un­ver­nunft – von einem Staats­fonds soll­te die Schweiz bes­ser die Fin­ger las­sen.


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