Flagge der EU

EU-Kom­mis­si­on stellt mit «Fit-for-55»-Ge­set­zes­pa­ket kli­ma­po­li­ti­sche Wei­chen

Mit dem heute pu­bli­zier­ten Ge­set­zes­pa­ket stellt die EU-Kom­mis­si­on die Mass­nah­men zur Er­rei­chung ihrer Kli­ma­zie­le bis 2030 vor. Neben einer Ver­schär­fung ihres Emis­si­ons­han­dels­sys­tems will die EU einen CO₂-Grenz­aus­gleichs­me­cha­nis­mus ein­füh­ren. eco­no­mie­su­is­se wird die Aus­wir­kun­gen der neuen EU-Re­gu­lie­run­gen auf die Schwei­zer Wirt­schaft in den nächs­ten Wo­chen ein­ge­hend ana­ly­sie­ren.

Im Rah­men des 2019 ver­ab­schie­de­ten Green Deals hat die Eu­ro­päi­sche Union (EU) ihre Kli­ma­zie­le ver­schärft. Ab­ge­lei­tet aus den glo­ba­len Zie­len des Pa­ri­ser Kli­ma­ab­kom­mens möch­te sie ihre Treib­haus­gas­emis­sio­nen bis 2030 um 55 Pro­zent ge­gen­über 1990 re­du­zie­ren und bis 2050 kli­ma­neu­tral sein.

EU ver­schärft ihr Emis­si­ons­han­dels­sys­tem

Zur Um­set­zung des Re­duk­ti­ons­ziels bis 2030 hat die EU-Kom­mis­si­on heute das Ge­set­zes­pa­ket «Fit-for-55» ver­ab­schie­det. Das Paket um­fasst ins­ge­samt zwölf En­er­gie- und Kli­ma­richt­li­ni­en und Ver­ord­nun­gen. Kern­stück bil­det dabei die Ver­schär­fung des eu­ro­päi­schen Emis­si­ons­han­dels­sys­tems (EU EHS). So soll ei­ner­seits der jähr­li­che Re­duk­ti­ons­fak­tor von 2.2 auf 4.2 Pro­zent er­höht wer­den, um die ma­xi­mal ver­füg­ba­re Menge an Emis­si­ons­rech­ten in­ner­halb des EHS («cap») noch ra­scher zu re­du­zie­ren. An­de­rer­seits will die EU-Kom­mis­si­on das EHS so­wohl auf die See­schiff­fahrt wie auch die Emis­sio­nen im Stras­sen­ver­kehr und Ge­bäu­den aus­wei­ten.

Neuer CO₂-Grenz­aus­gleichs­me­cha­nis­mus soll Ab­wan­de­rung en­er­gie­in­ten­si­ver Sek­to­ren ver­hin­dern

Wei­ter führt die EU-Kom­mis­si­on mit dem CO₂-Grenz­aus­gleichs­me­cha­nis­mus (Car­bon Bor­der Ad­just­ment Me­cha­nism, CBAM) ein neues kli­ma­po­li­ti­sches In­stru­ment ein. Be­stimm­te aus­ser­halb der EU pro­du­zier­te Güter sol­len künf­tig bei der Ein­fuhr mit einem CO₂-Preis­auf­schlag be­legt wer­den, wel­cher jenem der EU-Pro­du­zen­ten ent­spricht. Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass Un­ter­neh­men aus en­er­gie­in­ten­si­ven Sek­to­ren ihre Pro­duk­ti­on auf­grund stei­gen­der CO₂-Prei­se aus der EU ins Aus­land ver­la­gern («Car­bon Le­a­ka­ge»). Bis­her er­hiel­ten Un­ter­neh­men aus Bran­chen mit einem hohen Le­a­ka­ge-Ri­si­ko eine An­zahl frei­er Emis­si­ons­be­rech­ti­gun­gen. Diese Gra­tis-Zer­ti­fi­ka­te sol­len je­doch schritt­wei­se ab­ge­schafft und gleich­zei­tig der CBAM-Me­cha­nis­mus als deren Al­ter­na­ti­ve ein­ge­führt wer­den.

Schweiz ist im EU-Emis­si­ons­han­dels­sys­tem in­te­griert

Ge­mäss EU-Ver­ord­nung sind Im­por­te aus der Schweiz vom CBAM-Me­cha­nis­mus ex­pli­zit aus­ge­nom­men. Dies vor dem Hin­ter­grund, dass Bern und Brüs­sel ihre EHS be­reits Ende 2019 mit­ein­an­der ver­knüpft haben und somit iden­ti­sche CO₂-Prei­se gel­ten.

Aus­wir­kun­gen auf Schwei­zer Wirt­schaft müs­sen ana­ly­siert wer­den

eco­no­mie­su­is­se wird das «Fit-for-55»-Paket in den kom­men­den Wo­chen einer um­fas­sen­den Ana­ly­se un­ter­zie­hen. Ins­be­son­de­re steht die Frage im Raum, in­wie­weit CBAM mit WTO-Recht ver­ein­bar ist, ver­bie­tet die­ses doch grund­sätz­lich die Dis­kri­mi­nie­rung zwi­schen Han­dels­part­nern und eine Un­gleich­be­hand­lung von hei­mi­schen und im­por­tier­ten Gü­tern.