Zugweiche, das Gleis führt in zwei Richtungen

In­dus­trie­zoll­ab­bau: fal­sche Wei­chen­stel­lung

Die Wirt­schafts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats ist nicht auf den In­dus­trie­zoll­ab­bau ein­ge­tre­ten. Sie sperrt sich damit gegen eine fi­nan­zi­el­le und ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tung von Schwei­zer Fir­men und stützt letzt­lich die Hoch­preis­in­sel Schweiz. Der äus­serst knap­pe Ent­scheid ist be­dau­er­lich und im In­ter­es­se der Schwei­zer Wirt­schaft und Kon­su­mie­ren­den im Ple­num un­be­dingt zu kor­ri­gie­ren. 

Der Bun­des­rat war in sei­ner Bot­schaft ans Par­la­ment deut­lich: In un­si­che­ren Zei­ten ist die Schweiz be­son­ders ge­for­dert, für ihre of­fe­ne und in­ter­na­tio­nal ver­netz­te Volks­wirt­schaft die wirt­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen wo immer mög­lich zu op­ti­mie­ren. Diese Ein­schät­zung scheint eine äus­serst knap­pe Mehr­heit der Wirt­schafts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats (WAK-N) of­fen­sicht­lich nicht zu tei­len. Mehr noch: Mit 12 zu 11 Stim­men bei einer Ent­hal­tung ist sie nicht ein­mal auf eine De­tail­be­ra­tung des Ge­schäfts zum In­dus­trie­zoll­ab­bau ein­ge­tre­ten. Die Wirt­schaft ist ent­täuscht über die­sen Ent­scheid.

Ver­pass­te Vor­tei­le für Wirt­schaft und Kon­su­men­ten

Die ne­ga­ti­ven Kon­se­quen­zen die­ser Hal­tung sind of­fen­sicht­lich: In­dus­trie­z­öl­le ver­teu­ern Be­schaf­fungs­kos­ten jähr­lich um über 500 Mil­lio­nen Fran­ken und brem­sen damit gleich­sam Pro­duk­ti­vi­tät, In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit und Wett­be­werbs­fä­hig­keit. Schwei­zer Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten be­kom­men die ne­ga­ti­ven Ef­fek­te durch über­teu­er­te Pro­duk­te zu spü­ren. 

Mit der Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le würde die Schweiz nicht nur hie­si­gen Un­ter­neh­men und der Ver­wal­tung wich­ti­ge ad­mi­nis­tra­ti­ve und fi­nan­zi­el­le Ent­las­tung ver­schaf­fen. Die Mass­nah­me würde auch das Porte­mon­naie einer vier­köp­fi­gen Fa­mi­lie ge­mäss Stu­di­en um jähr­lich rund 170 Fran­ken scho­nen. Sie wäre damit ein spür­ba­rer Bei­trag im Kampf gegen die Hoch­preis­in­sel. Ins­ge­samt würde trotz weg­fal­len­der Zoll­ein­nah­men beim Bund ein kla­rer volks­wirt­schaft­li­cher Ge­winn für die Schweiz re­sul­tie­ren (jähr­lich 860 Mil­lio­nen Fran­ken). 

Alten Zoll-Zopf ab­schnei­den

In­dus­trie­z­öl­le bie­ten für die Schweiz längst kei­nen Mehr­wert mehr – im Ge­gen­teil. Indem es die WAK-N ver­passt, den alten Zopf der In­dus­trie­z­öl­le ab­zu­schnei­den, stellt sie ent­ge­gen den In­ter­es­sen von Wirt­schaft und Kon­su­mie­ren­den die fal­schen Wei­chen für die nun an­ste­hen­de par­la­men­ta­ri­sche Be­ra­tung im Na­tio­nal­rat. Ist die Gros­se Kam­mer je­doch ernst­haft an einer fi­nan­zi­el­len und ad­mi­nis­tra­ti­ven Ent­las­tung von Kon­su­mie­ren­den und Un­ter­neh­men in­ter­es­siert, liegt es nun an ihr, den Weg aufs rich­ti­ge Gleis zu­rück­zu­fin­den. 

Lesen Sie hier­zu auch unser dos­sier­po­li­tik mit wei­te­ren in­ter­es­san­ten Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zum In­dus­trie­zoll­ab­bau.