# 1 / 2023
20.01.2023

So bleibt die Schweiz erfolgreich – die sieben Säulen der Innovationsfähigkeit

Säule 3: Förderung von MINT-Fächern und Unternehmertum

Im Zeitalter der digitalen Innovationen müssen die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) in der Ausbildung einen besonders hohen Stellenwert einnehmen. Für den technologischen Wandel ist die Bedeutung von technischen Fachkräften enorm gross. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, weshalb sich ein Mangel an Fachkräften aus diesen Bereichen mittel- und langfristig stark negativ auf die Schöpfungskraft, die Wettbewerbsfähigkeit und letztlich auf die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft auswirkt.

Auch wenn das Bildungssystem in der Schweiz im internationalen Vergleich insgesamt gut dasteht, gibt es einige Baustellen. Dazu gehört die Stellung der MINT-Fächer. In den Stundenplänen der Schulen spielen diese Fachrichtungen noch eine zu kleine Rolle, insbesondere im Vergleich zu den sprachlichen Fächern. Und auch die Anzahl der MINT-Studierenden an Universitäten und technischen Hochschulen ist relativ zu den Geistes- und Sozialwissenschaften eher klein. Dies ist aus Sicht der Innovationspolitik äusserst problematisch.

Will die Schweiz auch künftig Innovationsweltmeister bleiben, muss sie massiv in die Ausbildung in den MINT-Fächern investieren, sei es durch eine bessere Lehrerausbildung oder eine höhere Attraktivität von MINT-Lehrberufen. Die Gewichtung in den Schulen muss ebenfalls angepasst werden, denn nur so kann die nötige Akzeptanz geschaffen und die gesellschaftliche Verankerung der MINT-Berufe gestärkt werden. Interesse und Verständnis für Technik und die Naturwissenschaften müssen frühzeitig geweckt werden – gerade auch, weil die Ausbildung bzw. das Studium in diesen Fachbereichen als strenger und entbehrungsreicher gilt als in den Sozial- und Geisteswissenschaften. In den heutigen Lehrplänen ist das sprachliche Talent für das schulische Weiterkommen wesentlich entscheidender als mathematisch-technische Fähigkeiten.

Grosses Potential besteht nach wie vor bei den Frauen. So ist beispielsweise ihr Anteil an der Gesamtzahl aller Absolvierenden von Schweizer MINT-Studiengängen im internationalen Vergleich äusserst tief. Die nötigen Voraussetzungen und die Infrastruktur, dies zu ändern, wären mit den hervorragenden Ausbildungsprogrammen an ETH/EPFL, Universitäten und Fachhochschulen auf jeden Fall gegeben. Es gilt nun, diese richtig zu nutzen.

Bereits in der Einleitung wurde festgehalten, dass eine Idee allein noch nicht als Innovation bezeichnet werden kann. Erst wenn sich eine Neuerung auch durchsetzt in Form von Produkten, neuen Dienstleistungen oder Prozessen, die dann erfolgreich angewendet, vermarktet und verkauft werden, entsteht Innovation. Mit anderen Worten sind unternehmerische Fähigkeiten fast ebenso wichtig wie die Ideen selbst. Die unternehmerische Kompetenz, Ideen so umzusetzen, dass daraus Wertschöpfung generiert wird, ist daher enorm bedeutend. Zu den wichtigen Eigenschaften, die dazu gehören, zählen Kreativität, kritisches Denken, Eigeninitiative, Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit, Projektmanagement und betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Gewisse Fähigkeiten mögen durchaus angeboren oder eine Frage des Talents sein. Vieles kann aber auch durch gezielte Förderung und Training erlernt werden.

Gemäss dem Global Entrepreneurship Monitor 2022 bewegt sich die Gründungsaktivitätin der Schweiz leicht unter dem Schnitt vergleichbarer Volkswirtschaften. Die Angst vor dem unternehmerischen Versagen ist sehr hoch (Rang 36 von 47). Laut dem Report wird Unternehmertum häufig als ein weniger günstiger Karriereweg angesehen als in anderen Staaten. Der Status erfolgreicher Unternehmerinnen und Unternehmer und die Aufmerksamkeit der Medien für das Unternehmertum haben bereits in früheren Jahren abgenommen. Diese Entwicklung ist für die künftige Prosperität des Schweizer Start-up-Marktes und der Innovationskraft eine Gefahr.

Daher ist es wichtig, dass das unternehmerische Denken und betriebswirtschaftliche Kenntnisse bereits sehr früh geübt und gefördert werden.

Unternehmerhaus

«libs Industrielle Berufslehren Schweiz» ist ein Gesamt-Dienstleister in der beruflichen Grundbildung. Sie setzt seit 2000 bewusst und gezielt auf die Vermittlung unternehmerischen Denkens und Handelns bei ihren Lernenden. Bereits früh merkte libs, dass bei diesen zwar ein hohes praktisches Wissen im jeweiligen Berufsfeld vorhanden ist, es ihnen jedoch häufig an unternehmerischem Verständnis mangelt.

Daher wurde 2020 das «Unternehmerhaus» initiiert, das den Lernenden aus der dualen Berufsbildungswelt ein unternehmerisches Mindset vermitteln möchte. Dank den zahlreichen Sponsoren werden heute über 1500 Berufslernende aus 16 Lehrberufen befähigt, selbstständig Innovationen umzusetzen. Der libs-Unternehmerkurs ist Pflichtfach für alle Berufslernenden im ersten Lehrjahr. Dabei wird die Fähigkeit vermittelt, eine Geschäftsidee zu strukturieren und zu validieren. Die Lernenden werden nicht primär von Lehrpersonen, sondern von erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern unterrichtet.

Im optionalen Folgekurs im zweiten Ausbildungsjahr lernen die Teilnehmenden, ein Produkt auf den Markt zu bringen und daraus eine Firma aufzubauen. Nebenbei werden als Zusatzangebot des Unternehmerhauses regelmässig Events zu den Themen Innovation, Unternehmertum und Start-up-Investments organisiert, um verschiedene Stakeholder zusammenzubringen und ein kleines Innovations-Ökosystem zu bilden.

Takeaway 3: Im Zeitalter der Digitalisierung sind technische Fähigkeiten und unternehmerisches Können besonders wichtig. Wer die Innovationsfähigkeit erhöhen möchte, muss MINT-Fächer und Unternehmertum bereits früh in der Schule fördern.