# 1 / 2024
06.02.2024

Fehl­ge­lei­te­te Dis­kus­si­on über Schul­no­ten

Über das Thema Schul­no­ten wird in der Schweiz hef­tig dis­ku­tiert. Dabei wird aber um das Fal­sche ge­strit­ten. Die re­le­van­ten Fra­gen wären: Wie wird bei den Über­trit­ten in eine nächs­te Schul­stu­fe se­lek­tio­niert? Braucht es Prü­fun­gen und falls ja, wel­che Art von Prü­fun­gen und wel­che Art von Be­wer­tun­gen? Und wie kön­nen die Kin­der wäh­rend der ge­sam­ten Schul­lauf­bahn op­ti­mal ge­för­dert wer­den? An­statt also über Schul­no­ten zu dis­ku­tie­ren, soll­ten wir über ver­gleich­ba­re Be­ur­tei­lun­gen reden.

Das Wichtigste in Kürze

Sollen Schulnoten abgeschafft werden oder sind sie unverzichtbar? Dies ist ein heiss diskutiertes Thema, sei es am Familientisch oder unter den Spezialisten der Bildungspolitik. Doch die Diskussion dreht sich um die falschen Fragen.

Hauptaufgabe der Schulen ist es, jede Schülerin und jeden Schüler bestmöglich zu fördern. Dabei spielen Beurteilungen eine unverzichtbare Rolle. Eine faire und vergleichbare Beurteilung ermöglicht nicht nur die optimale Förderung während der Schulzeit, sondern gewährleistet auch eine auf die Person zugeschnittene Wahl der schulischen und beruflichen Karriere.

Die Wirtschaft beurteilt das heutige Notensystem als ungenügend. Eigentlich sollten die Schulnoten ein erster Orientierungspunkt für Betriebe, die Lernende einstellen möchten, darstellen. Sie erhalten aber in den Zeugnissen oftmals zu wenig aussagekräftige Informationen, um geeignete Jugendliche zu finden.

Daher ruft die Wirtschaft dazu auf, in den Schulen faire Selektionsprozesse zu schaffen, mit aussagekräftigen und national vergleichbaren Beurteilungen. Dies gilt insbesondere an den Übergängen zu den nächsten Stufen, wie zum Beispiel zur Berufslehre. Ob mit oder ohne Schulnoten beurteilt wird, ist hingegen eine zweitrangige Frage.


Dieses Papier wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Arbeitgeberverband verfasst. Verantwortlich sind Dr. Roger Wehrli, Stv. Bereichsleiter allgemeine Wirtschaftspolitik & Bildung bei economiesuisse, und Nicole Meier, Ressortleiterin Bildung und berufliche Aus- und Weiterbildung beim Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV).

Position economiesuisse

  • Hauptaufgabe der Schulen ist es, jede Schülerin und jeden Schüler optimal zu fördern. Die Beurteilung ist ein integraler und unverzichtbarer Bestandteil der Förderung. Die Art der Beurteilungen muss mit Bedacht und abhängig vom Zeitpunkt in der schulischen Laufbahn ausgewählt werden.
  • Es braucht an den schulischen Übergängen faire Selektionsprozesse mit vergleichbaren und aussagekräftigen Beurteilungen. Dies gilt nicht nur für die Schnittstelle zur Berufsbildung, sondern an allen Übergängen im Bildungssystem. Die Selektion muss anhand einer standardisierten und vergleichbaren Beurteilungsmethodik erfolgen und in den Zeugnissen so ausgewiesen werden, dass die zukünftigen Ausbildungsbetriebe die für sie relevanten Informationen selbsterklärend und auf einfach interpretierbare Art erhalten.
  • Die Beurteilungen müssen national harmonisiert werden und in Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren (EDK, SBFI, Arbeitgeberverbände und Berufsverbände der Bildung) erstellt werden. Dabei sollten diejenigen Kompetenzen im Vordergrund stehen, die für das Erwerbsleben bzw. die weiterführenden Schulen zentral sind. Damit können unter anderem auch die Belastung durch weiterführende Tests und deren Kosten reduziert werden.
  • Mit welchen Messwerten (Noten, Kreuzchen oder Ähnlichem) die Beurteilung erfolgt, ist für die Wirtschaft nicht relevant, solange die Angaben für die Arbeitgebenden verständlich und die obigen Bedingungen erfüllt sind.