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06.02.2024

Fehlgeleitete Diskussion über Schulnoten

Informationsbedürfnisse der Ausbildungsbetriebe berücksichtigen

Das Thema kann jedoch nicht allein innerhalb der Volksschule abgehandelt werden. Die meisten Kinder beginnen nach Abschluss der obligatorischen Schule eine berufliche Grundbildung. Daher gilt es auch das Informationsbedürfnis der Unternehmen, die Lernende aufnehmen, zu berücksichtigen. Die Unternehmen möchten für die Lehrstelle geeignete Jugendliche finden, welche über die für die entsprechende Ausbildung notwendigen Voraussetzungen verfügen. Dieser Aspekt, das Informationsbedürfnis der Betriebe, wird in der gesamten Debatte noch zu wenig beachtet und steht daher im Folgenden im Zentrum.

Den richtigen Beruf finden

Grundsätzlich steht die individuelle Förderung in den Schulen auch für die Wirtschaft im Vordergrund (vgl. https://www.economiesuisse.ch/de/dossier-politik/welche-konsequenzen-hat-die-digitalisierung-fuer-die-schule), damit jede und jeder ihr bzw. sein Potential optimal entfalten kann. Schliesslich gehen die Kinder in erster Linie in die Schule, um zu lernen. Je weiter das Kind bzw. der Jugendliche allerdings in der schulischen Laufbahn ist, desto mehr werden die Weichen für die berufliche Zukunft gestellt. Dabei ist es äusserst wichtig, dass die Jugendlichen einen Beruf finden, der ihnen entspricht und der es ihnen erlaubt, ein selbständiges Erwachsenenleben zu führen. Dazu müssen sie einen realistischen Berufswunsch entwickeln können, der ihren Fähigkeiten entspricht und dessen Ausübung sowohl ihre Neugierde als auch Motivation weckt. Wenn es um den Schritt in die nächste Schulstufe bzw. in die Berufswelt geht, steht dementsprechend die leistungsorientierte Selektion im Vordergrund, die klar aufzeigt, welche Wege für die Schülerin oder den Schüler geeignet sind. Gerade die Selektion in eine schulisch leistungsstarke Klasse sollte dabei nicht ausschliesslich auf den akademischen Bildungsweg vorbereiten, sondern bewusst auch den Weg für kognitiv anspruchsvolle berufliche Grundbildungen legen. Dank des durchlässigen Systems sind die Wege nach dieser ersten Wahl vielseitig. Der Erstkontakt mit der Wirtschaft hat aber einen entscheidenden Einfluss darauf, wie Jugendliche motiviert bleiben, sich mittel- und langfristig im Arbeitsmarkt zu bewegen.

Die Berufswahl ist eine gemeinsame Aufgabe der Jugendlichen mit den Eltern, den abgebenden Schulen, den Berufsberatungen und den Betrieben, die alle ihre Informationsbedürfnisse haben. Zum einen brauchen die Jugendlichen, Eltern, Lehrpersonen und Berufsberatungen realistische Informationen bezüglich der Anforderungen in einem Berufsfeld. Dies erlaubt eine Beurteilung, welche Ausbildungswege für den Jugendlichen aufgrund der bisherigen schulischen Leistungen und den persönlichen Stärken geeignet sind und in Betracht gezogen werden können. Zum anderen benötigen die Betriebe verlässliche Informationen über die Fähigkeiten der Schulabgängerinnen und -abgänger, um die Eignung für eine spezifische Ausbildung beurteilen zu können. Zudem ist es hilfreich, wenn allfällige Kompetenzlücken bei den Bewerbenden frühzeitig identifiziert werden können. Damit können einerseits die Jugendlichen motiviert werden, im letzten Schuljahr vor dem Eintritt in die Berufslehre diese Lücken möglichst zu schliessen, und andererseits wissen die Betriebe, in welchen Bereichen sie die Jugendlichen während der Ausbildung speziell unterstützen sollten.