
US-Zölle und die Schweizer Wirtschaft: Fragen & Antworten
Die USA erheben seit dem 5. April Basiszölle in der Höhe von 10 Prozent für alle Importe. Länderspezifische Zölle, welche am 9. April kurzzeitig in Kraft getreten waren, sind von der US-Regierung für 90 Tage ausgesetzt worden. Für die Schweizer Exportwirtschaft sind 10 Prozent eine hohe Zollbelastung. Basierend auf den aktuell verfügbaren Informationen gibt economiesuisse Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Nachfolgend eine Übersicht zu den aktuellen Fragen rund um die US-Zölle. Eine Einordnung von economiesuisse finden Sie in unserer Medienmitteilung sowie in unserem News-Ticker: Handelspolitik Trump 2.0 – Folgen für die Schweiz.
Trump-Zölle und die Schweizer Wirtschaft
Die USA haben am 2. April einen Basiszollsatz von 10 Prozent auf alle Einfuhren in die USA ab dem 5. April eingeführt. Dieser Basiszollsatz ist aktuell in Kraft.
Pharmaprodukte sind gemäss der am 2. April unterzeichneten Executive Order nicht betroffen. Chemie und Diagnostika sind hingegen direkt von den neuen Massnahmen erfasst.
Zusätzlich hat die US-Regierung für ausgewählte Länder Zollsätze zwischen 11 und 49 Prozent ab dem 9. April erhoben. Diese länderspefizischen Zölle wurden jedoch nach wenigen Stunden bereits wieder für 3 Monate ausgesetzt.
Separat in Kraft getreten ist ein Zoll von 25 Prozent auf Stahl und Aluminiumimporte (seit 12. März) und ebenfalls 25 Prozent auf den Import von Autos und gewissen Autoteilen (seit 3. April).
Eine detaillierte Übersicht entnehmen sie unserem News-Ticker «Handelspolitik Trump 2.0».
Gemäss Executive Order fallen die am 2. April festgelegten Zollsätze zusätzlich zu allen zuvor erhobenen Zöllen, Gebühren oder Steuern auf die entsprechenden Güter an. Es gibt Ausnahmen für USMCA-konforme Waren.
Section 3 Implementation
c) The rates of duty established by this order are in addition to any other duties, fees, taxes, exactions, or charges applicable to such imported articles, except as provided in subsections (d) and (e) of this section below.
US-Präsident Trump begründet diese «Gegenzölle» («reciprocal tariffs») mit angeblich unfairen Handelspraktiken wichtiger Partner, darunter Zölle auf US-Produkte, Währungsmanipulation und hohe Mehrwertsteuern. Trump möchte sowohl eine Produktionsverlagerung von ausländischen Firmen in die USA bewirken als auch die US-Bundeseinnahmen erhöhen. Schliesslich dienen die Zölle der US-Regierung auch als Druckmittel für anstehende Verhandlungen mit den betroffenen Ländern.
Die neuen länderspezifischen Zölle treffen auch Schweizer Exporte in die USA direkt. Diese werden mit einem übermässig hohen Satz von 31 Prozent belegt. Der Zollsatz für die Schweiz fällt beispielsweise weitaus höher aus als jener auf EU-Exporte (20 Prozent).
Die Zölle traten am 9. April in Kraft. So fallen auf Schweizer Exporte in die USA seit dem 5. April 10 Prozent und seit dem 9. April zusätzliche 21 Prozent (insgesamt 31 Prozent) an. Die bei Frage 1 erwähnten, ausgenommenen Güter sind auch im Falle der Schweiz anwendbar.
Die angewendete Formel lautet wie folgt (Quelle: Tagesanzeiger):
Die am 2. April beschlossenen US-Zölle bedeuten eine ernsthafte Belastung für die Schweizer Exportwirtschaft.
Die Schweiz ist eine der wichtigsten Exportnationen weltweit (Rang 22). Ausserdem fliessen hierzulande rund 40 Prozent der inländischen Wertschöpfung (ohne Vorleistungen aus dem Ausland) bei Gütern und Dienstleistungen in Ausfuhren. Die Schweizer Wirtschaft ist somit ganz speziell auf reibungslose Warenflüsse angewiesen.
Die USA (Exportanteil: 18 Prozent, 2024 – ohne Gold) sind noch vor Deutschland (Exportanteil: 15 Prozent) der wichtigste nationale Exportmarkt der Schweiz. Die Schweizer Exporte in die EU machen 51 Prozent aus (2024). Die US-Zölle werden in einer Phase in Kraft gesetzt, in der die Exportaussichten in anderen Absatzmärkten bereits eingetrübt sind.
- Die Börsen reagieren weltweit, der Schweizer Markt ist unter Druck.
- Jetzt sind diplomatische Lösungen mit den USA gefragt.
- Die Politik muss zudem die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft verbessern.
Eine weiterführende Einordnung von Rudolf Minsch und Guido Sauer finden Sie in unserer Webnews.
- Schweizer Wirtschaftsdiplomatie ist gefordert: Es gilt, eine weitere Eskalation des Handelskrieges zu verhindern und am Verhandlungstisch mit den USA rasch Lösungen zu finden. Der Bundesrat und die Schweizer Wirtschaftsdiplomatie ist gefordert. Die ungerechtfertigten US-Zölle sollen verhindert, oder mindestens abgeschwächt werden.
- Nervosität vermeiden, die Schweiz hat beste Argumente auf ihrer Seite: Wir sind bereits heute die beste Partnerin der USA. Die Schweiz hat per 1. Januar 2024 ihre Industriezölle einseitig abgeschafft. Ihre Importzölle liegen bereits deutlich unter jenen der USA. Die Schweiz ist die sechstwichtigste ausländische Investorin in den USA führt die Rangliste bei Forschung und Entwicklung sogar an. Schweizer Firmen sichern rund 400'000 US-Arbeitsplätze mit einem Durchschnittslohn von USD 130'000. Zudem erhebt die Schweiz eine sehr niedrige Mehrwertsteuer.
- Zurückhaltung bei Gegenmassnahmen: Es ist richtig, dass der Bundesrat auf Gegenmassnahmen verzichtet und auf eine Verhandlungslösung mit den USA setzt. Klar ist: Weitere handelspolitische Spannungen sind nicht im Interesse der Schweiz. Zudem wären Gegenmassnahmen der Schweiz mit Kosten für die Schweizer Volkswirtschaft verbunden. Protektionismus müssen letztlich immer die Konsumenten berappen.
- Weltweit offene Märkte: Es gilt, die Strategie der Diversifizierung unserer Handelsbeziehungen voranzutreiben. Das vom Parlament genehmigte Freihandelsabkommens mit Indien sollte nun rasch ratifiziert werden. Zudem sollen laufende Freihandelsverhandlungen mit dem Mercosur und asiatischen Staaten zeitnah abgeschlossen und das Freihandelsabkommen mit China modernisiert werden. Auch mit der EU gilt es weiterhin gute und stabile Handelsbeziehungen zu pflegen.
- Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Schweiz: Es ist alles daran zu setzen, die Standortattraktivität der Schweiz zu stärken. Von unnötigen Regulierungen und zusätzlichen finanziellen Belastungen für die Unternehmen muss dringend abgesehen werden. Es braucht deshalb eine kritische Überprüfung bei Vorlagen, welche die Schweizer Unternehmen potenziell zusätzlich belasten könnten.
- Executive Order, April 2, 2025: Regulating Imports with a Reciprocal Tariff to Rectify Trade Practices that Contribute to Large and Persistent Annual United States Goods Trade Deficits – The White House
- Factsheet zum Executive Order, April 2, 2025: Fact Sheet: President Donald J. Trump Declares National Emergency to Increase our Competitive Edge, Protect our Sovereignty, and Strengthen our National and Economic Security – The White House
- Die Liste der von den Zusatzzöllen ausgenommenen Waren (Annex II) ist in Verbindung mit der Executive Order vom 2. April zu lesen. Bestehende sektorielle Zölle, z.B. auf Stahl- und Aluminiumprodukte (sog. Section 232- Massnahmen) werden in der Executive Order als Ausnahmen genannt, sind aber nicht in Annex II aufgeführt. à Annex-II.pdf
- Die Liste der Länder (Annex-I), die mehr als 10% Zusatzzölle bezahlen (rund 60): Annex-I.pdf
economiesuisse stellt Ihnen in ihrem News-Ticker eine laufende Analyse der aktuellen Situation zur Verfügung.
Bei unternehmensspezifischen Fragen zu den Auswirkungen der US-Massnahmen auf das Exportgeschäft, wenden Sie sich an die Exporthelp von Switzerland Global Enterprise (S-GE):
https://www.s-ge.com/de/article/aktuell/2025-e-usa-ct10-zoelle
Telefon: 0844 811 812
Mail: exporthelp@s-ge.com
Webseite: S-GE ExportHelp | S-GE