Rauch­zei­chen im Steu­er­wett­be­werb: The Party Goes On

Mit einem Ende des in­ter­na­tio­na­len Steu­er­wett­be­werbs ist nicht zu rech­nen – auch nicht nach der Ver­stän­di­gung der Schweiz mit der EU im Steu­er­streit. Ir­land setzt auf neue Son­der­lö­sun­gen und einen tie­fen Un­ter­neh­mens­steu­er­satz – ein kom­bi­nier­ter Weg, der auch für die Schweiz die Lö­sung sein muss.
Nach­dem die Schweiz und die EU An­fang Juli be­schlos­sen hat­ten, den Streit um die Un­ter­neh­mens­be­steue­rung bei­zu­le­gen (Link), ist die kon­kre­te Ver­stän­di­gungs­lö­sung von bei­den Sei­ten un­ter­zeich­net wor­den. Der Schritt ist wich­tig, weil er Klar­heit schafft: Die Schweiz schafft die um­strit­te­nen Steu­er­re­gimes ab, EU-Staa­ten ver­zich­ten dafür auf wei­te­re Straf­mass­nah­men gegen die Schweiz. Künf­tig ori­en­tiert sich die Schweiz steu­er­lich an in­ter­na­tio­na­len Stan­dards, die von der OECD ent­wi­ckelt wer­den. Die Schweiz ist Mit­glied der OECD und kann bei der Ge­stal­tung der Stan­dards mit­re­den. Nicht mass­ge­bend für die Schweiz sind hin­ge­gen EU-in­ter­ne Un­ter­neh­mens­steu­er­re­geln. Dies geht aus der Ver­stän­di­gung mit der EU klar her­vor.

Steu­er­wett­be­werb geht wei­ter
Glei­chen­tags (14. Ok­to­ber) hat Ir­land in Er­in­ne­rung ge­ru­fen, dass der Steu­er­wett­be­werb auch in Zei­ten in­ter­na­tio­na­ler Gleich­schal­tungs­be­mü­hun­gen un­ver­min­dert wei­ter­geht. Das Land will eine «know­ledge de­ve­lop­ment box» ein­füh­ren, die der Pa­tent­box Gross­bri­tan­ni­ens ähn­lich sein soll. Ir­land re­agiert mit dem Schritt auf Kri­tik, die an ge­wis­sen iri­schen Steu­er­lö­sun­gen ge­äus­sert wird. Eine Si­tua­ti­on, die jener der Schweiz nicht un­ähn­lich ist.

The Irish Way: Son­der­lö­sun­gen und ein at­trak­ti­ver Ge­winn­steu­er­satz...
Mit 12,5 Pro­zent ver­fügt Ir­land be­reits über einen hoch kom­pe­ti­ti­ven Un­ter­neh­mens­steu­er­satz, der heute auch von ei­ni­gen Kan­to­nen (knapp) er­reicht wird. In sämt­li­chen Kan­to­nen mit einer nam­haf­ten Zahl in­ter­na­tio­na­ler Fir­men liegt der Steu­er­satz je­doch deut­lich höher. In Genf be­trägt er fast das Dop­pel­te. Soll­ten Pa­tent- oder Li­zenz­bo­xen in ei­ni­gen Jah­ren eben­falls als steu­er­li­che Schmud­del­kin­der ge­brand­markt wer­den, braucht sich Ir­land keine Sor­gen zu ma­chen. Selbst ohne Son­der­lö­sun­gen blei­ben alle At­trak­ti­vi­tät­s­am­peln pas­send zur iri­schen Land­schaft auf Grün. Ir­land hat am at­trak­ti­ven Ge­winn­steu­er­satz fest­ge­hal­ten trotz enor­men fis­ka­li­schen Pro­ble­men und einem für den Staat wie die Be­völ­ke­rung sehr eng ge­schnall­ten Gür­tel.

… müs­sen auch für die Schweiz die Lö­sung sein
Was be­deu­tet das alles für die Schweiz? Die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III, wie sie bis im Ja­nu­ar in der Ver­nehm­las­sung steht, ist in der heu­ti­gen Si­tua­ti­on rich­tig und muss in ihren stand­ort­re­le­van­ten Kern­ele­men­ten (Auf­he­bung Steu­er­re­gime, Ein­füh­rung Li­zenz­box und zins­be­rei­nig­te Ge­winn­steu­er, Über­gangs­mass­nah­men, fi­nan­zi­el­ler Aus­gleich) rasch durch­ge­zo­gen wer­den. Da­ne­ben darf aber die Ent­wick­lung des Um­felds in der län­ge­ren Sicht nicht ver­ges­sen wer­den. Ein at­trak­ti­ver Ge­winn­steu­er­satz wird in ab­seh­ba­rer Zu­kunft der beste Ga­rant für Er­folg und Wohl­stand im in­ter­na­tio­na­len Steu­er­wett­be­werb sein. Davon aus­zu­ge­hen, dass die­sem die Luft aus­geht, wäre fatal. Ir­land weiss das und hält an sei­nem er­folg­rei­chen Un­ter­neh­mens­steu­er­satz fest. Ir­lands Weg muss auch für die Schweiz mög­lich sein – an­ge­sichts der im Ver­gleich kom­for­ta­blen fi­nan­zi­el­len Aus­gangs­la­ge erst recht.