Standortförderung

In­kraft­set­zung der Min­dest­steu­er ver­langt ra­sche Stand­ort­mass­nah­men

Der Bun­des­rat hat ent­schie­den, die OECD-Min­dest­steu­er in der Schweiz ab 2024 in Kraft zu set­zen. Die Schweiz ge­hört damit zur Min­der­heit von Staa­ten, die die neue Steu­er be­reits im nächs­ten Jahr er­he­ben. Den damit ver­bun­de­nen Nach­teil für die Schwei­zer Un­ter­neh­men gilt es so rasch wie mög­lich mit Stand­ort­mass­nah­men wett­zu­ma­chen: Bund und Kan­to­ne ste­hen in der Ver­ant­wor­tung, mit ge­ziel­ten Mass­nah­men die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät der Schweiz si­cher­zu­stel­len und die Wert­schöp­fung der in­ter­na­tio­na­len Un­ter­neh­men sowie die damit ver­bun­de­nen Ar­beits­plät­ze und Steu­er­zah­lun­gen im Land zu hal­ten.

Am 18. Juni 2023 hat die Stimm­be­völ­ke­rung die recht­li­che Mög­lich­keit ge­schaf­fen, die OECD-Min­dest­be­steue­rung in der Schweiz ein­zu­füh­ren. Der Bun­des­rat hat an sei­ner Sit­zung vom 22. De­zem­ber ent­schie­den, das Re­gel­werk be­reits ab 2024 teil­wei­se in Kraft zu set­zen. Ein­ge­führt wird eine schwei­ze­ri­sche Er­gän­zungs­steu­er, die eine 15-Pro­zent-Be­steue­rung gros­ser Un­ter­neh­mens­grup­pen schweiz­weit si­cher­stellt. Noch nicht um­ge­setzt wird hin­ge­gen die so­ge­nann­te in­ter­na­tio­na­le Er­gän­zungs­steu­er, mit der die Schweiz Un­ter­be­steue­run­gen im Aus­land aus­glei­chen könn­te.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass zu­min­dest auf die in­ter­na­tio­na­le Er­gän­zungs­steu­er vor­erst ver­zich­tet wird. Der Bun­des­rat hat die ak­tu­ell noch stark be­grenz­te glo­ba­le Ak­zep­tanz des OECD-Pro­jek­tes zur Kennt­nis ge­nom­men. Rund drei Vier­tel der 140 Staa­ten, die sich auf das Pro­jekt ge­ei­nigt haben, set­zen die­ses im nächs­ten Jahr noch nicht um. Dass die schwei­ze­ri­sche Er­gän­zungs­steu­er den­noch be­reits im nächs­ten Jahr gel­ten soll, ist für die Schweiz und die Schwei­zer Wirt­schaft in zwei­fa­cher Hin­sicht ein ris­kan­ter Ent­scheid.

Fir­men­stand­ort Schweiz unter Druck

Steu­er­be­las­tun­gen müs­sen an­ge­ho­ben wer­den, bis­lang an­er­kann­te Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen ver­lie­ren ihre Wir­kung. Damit wird der für die Schweiz tra­di­tio­nell wich­ti­ge Vor­teil wett­be­werbs­fä­hi­ger Steu­ern ge­schwächt. Ge­gen­über Staa­ten ohne Min­dest­steu­er ist dies ein Nach­teil für die Schweiz und ihre Un­ter­neh­men. Gleich­zei­tig blei­ben die an­de­ren Stand­ort­kos­ten der Schweiz wie der star­ke Fran­ken, die hohen Löhne und die Im­mo­bi­li­en­prei­se deut­lich teu­rer als im Aus­land. Der Fir­men­stand­ort gerät zu­neh­mend unter Druck.

Die Wirt­schaft er­war­tet daher, dass Bund und Kan­to­ne zu­sätz­li­che Steu­er­ein­nah­men für Mass­nah­men zu­guns­ten des Un­ter­neh­mens­stand­orts ein­set­zen – wie in der vom Volk ge­neh­mig­ten Ver­fas­sungs­be­stim­mung vor­ge­se­hen. Die Schweiz soll un­ver­än­dert von der Wert­schöp­fung, den gut be­zahl­ten Ar­beits­plät­zen und hohen Steu­er­zah­lun­gen der in­ter­na­tio­na­len Fir­men pro­fi­tie­ren kön­nen. Dafür braucht es, stär­ker als in der Ver­gan­gen­heit, die Ver­bes­se­rung einer gan­zen Pa­let­te von Stand­ort­fak­to­ren. Die Min­dest­be­steue­rung setzt dem Wett­be­werb um die welt­weit füh­ren­den Fir­men kein Ende, der Wett­be­werb ver­la­gert sich viel­mehr auf an­de­re Be­rei­che.

Un­ge­nü­gen­de Ak­zep­tanz und man­geln­de Rechts­si­cher­heit

Eine lü­cken­haft um­ge­setz­te Min­dest­steu­er, wie sie sich der­zeit ab­zeich­net, er­laubt es nicht teil­neh­men­den Staa­ten der­weil, wei­ter­hin auf tiefe Steu­ern zu set­zen. Diese Si­tua­ti­on ist für die Schweiz dop­pelt nach­tei­lig und weckt in der Wirt­schaft Be­sorg­nis. Er­schwe­rend wirkt, dass es heute alles an­de­re als si­cher ist, ob die Min­dest­steu­er über­haupt je­mals glo­bal ver­brei­tet um­ge­setzt wird. Die OECD hat durch eine weit­rei­chen­de Re­gel­än­de­rung im Som­mer dazu bei­ge­tra­gen, dass die Mehr­heit der Staa­ten mit der In­kraft­set­zung zu­war­ten. Wei­te­re Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen der OECD sind bis weit ins Jahr 2024 an­ge­kün­digt. Wie sich das Vor­ha­ben wei­ter­ent­wi­ckelt, bleibt höchst un­ge­wiss. Die Rechts­un­si­cher­heit ist gross. Im Rah­men der UNO wird be­reits an einer al­ter­na­ti­ven in­ter­na­tio­na­len Steu­er­ord­nung ge­ar­bei­tet. Soll­ten sich die Ak­zep­tanz­pro­ble­me des OECD-Pro­jekts be­stä­ti­gen, muss der Bun­des­rat eine Aus­ser­kraft­set­zung der Min­dest­steu­er prü­fen.