Gerichtshammer

Pe­ti­ti­on ​«Recht ohne Gren­zen» schiesst am Ziel vor­bei

​Bun­des­rat und Par­la­ment sol­len dafür sor­gen, dass neu Fir­men in der Schweiz ein­ge­klagt wer­den kön­nen, wenn einer ihrer Toch­ter­ge­sell­schaf­ten ir­gend­wo auf der Welt eine Ver­let­zung von Men­schen­rech­ten oder eine Schä­di­gung der Um­welt ver­ge­wor­fen wird. Schwei­zer Ge­rich­te sol­len über sol­che Kla­gen von aus­län­di­schen Per­so­nen ent­schei­den. Das for­dert eine Grup­pe von Schwei­zer Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen in einer Pe­ti­ti­on. Am Mitt­woch haben sie ihr An­lie­gen bei der Bun­des­kanz­lei ein­ge­reicht. Für eco­no­mie­su­is­se ste­hen bei die­sen Fra­gen die gel­ten­den in­ter­na­tio­na­len In­stru­men­te im Vor­der­grund. Die ent­spre­chen­den um­fas­sen­den OECD-Emp­feh­lun­gen wur­den ge­ra­de im ver­gan­ge­nen Jahr ein wei­te­res Mal re­vi­diert und aus­ge­baut.

Unter dem Titel «Recht ohne Gren­zen» set­zen sich ver­schie­de­ne Or­ga­ni­sa­tio­nen für eine zwin­gen­de  Durch­set­zung einer um­fas­sen­den Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tung («Cor­po­ra­te So­ci­al Re­s­pon­si­bi­li­ty» CSR) über die lo­ka­len Ge­setz­ge­bun­gen hin­aus ein. Im Schwei­zer Recht sol­len ein­klag­ba­re Vor­schrif­ten für mul­ti­la­te­ra­le Un­ter­neh­men und ihre Toch­ter­ge­sell­schaf­ten oder Be­tei­li­gun­gen fest­ge­schrie­ben wer­den. Schwei­zer Ge­rich­te sol­len diese auf der gan­zen Welt durch­set­zen. 135'285  Un­ter­zeich­nen­de un­ter­stüt­zen eine ent­spre­chen­de Pe­ti­ti­on. Doch diese An­lie­gen gehen viel zu weit und wür­den zu Kon­flik­ten mit aus­län­di­schen Be­stim­mun­gen füh­ren.

Mit ihrer Kam­pa­gne und ihrer Pe­ti­ti­on will die Grup­pie­rung von NGO‘s un­se­re Fir­men «an die kurze Leine neh­men» und ihnen ver­bind­li­che Re­geln zur un­ter­neh­me­ri­schen Ge­sell­schafts­ver­ant­wor­tung auf­er­le­gen. Dies ist nach Mei­nung des Wirt­schafts­dach­ver­bands je­doch aus zahl­rei­chen Grün­den ver­fehlt. Ers­tens braucht es die Pe­ti­ti­on gar nicht. Schwei­zer Kon­zer­ne agie­ren kei­nes­wegs in einem rechts­frei­en Raum. Sie un­ter­ste­hen dem Schwei­zer Recht und den lo­ka­len Rechts­be­stim­mun­gen an den Orten ihrer Tä­tig­keit wie auch den in­ter­na­tio­na­len Re­geln etwa der OECD, der UNO oder der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on.

Zwei­tens bringt die Pe­ti­ti­on di­plo­ma­ti­sche Schwie­rig­kei­ten. Wenn Schwei­zer Ge­rich­te über die Vor­gän­ge in an­de­ren Län­dern ur­tei­len müss­ten, wür­den sie sich in deren in­ter­nen An­ge­le­gen­hei­ten ein­mi­schen. Die Schweiz setzt sich auch zu Recht gegen aus­län­di­sche Ein­mi­schung zur Wehr. In­ter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen müs­sen wenn schon auch auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene fest­ge­legt und dür­fen nicht ein­sei­tig dik­tiert wer­den. Drit­tens ge­fähr­den sie den Stand­ort Schweiz ernst­haft. In­ter­na­tio­na­le Fir­men in der Schweiz tra­gen ent­schei­dend zu un­se­rem Wohl­stand bei. Wenn in der Schweiz über­schies­sen­de Be­stim­mun­gen ein­ge­führt wer­den, stel­len wir Ein­kom­men und hoch­wer­ti­ge Ar­beits­plät­ze nicht nur bei den di­rekt be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men, son­dern auch bei den Zu­lie­fer­be­trie­ben in­fra­ge. Der Si­tua­ti­on «auf dem Feld» im Aus­land hel­fen wir damit aber nicht.

Frei­wil­lig­keit hat sich be­währt: Schwei­zer Fir­men neh­men ihre Ver­ant­wor­tung wahr
Sinn­vol­ler als zwin­gen­de Re­gu­lie­run­gen sind frei­wil­li­ge In­stru­men­te. Sie haben sich be­währt und wer­den lau­fend wei­ter­ent­wi­ckelt. eco­no­mie­su­is­se en­ga­giert sich hier in den ent­spre­chen­den Or­ga­ni­sa­tio­nen und bringt sich kon­struk­tiv in die in­ter­na­tio­na­le Dis­kus­si­on ein. Eine um­fas­sen­de Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tung ist wich­tig. Ein star­rer Rah­men mit Kla­ge­rech­ten ist aber der fal­sche Weg. Die frei­wil­li­gen In­stru­men­te sind fle­xi­bler und er­lau­ben einen bes­se­ren Ein­be­zug der un­ter­schied­li­chen In­ter­es­sen. Gutes Bei­spiel hier­für sind die kürz­lich re­vi­dier­ten OECD-Gui­de­li­nes für mul­ti­na­tio­na­le Un­ter­neh­men. Schwei­zer Un­ter­neh­men be­ken­nen sich zu einer ver­ant­wor­tungs­vol­len Un­ter­neh­mens­füh­rung und neh­men ihre Pflich­ten wahr. Sie bie­ten in Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern ge­ne­rell bes­se­re Ar­beits­be­din­gun­gen als an­de­re in­ter­na­tio­na­le Fir­men und tra­gen durch ihre Tä­tig­keit letzt­lich zu einer Ver­bes­se­rung der Le­bens­be­din­gun­gen ihrer An­ge­stell­ten bei.

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