Wettbewerb

Neue Zah­len be­le­gen: Steu­er­li­che Wett­be­werbs­fä­hig­keit lohnt sich

Sta­ti­sche Be­rech­nun­gen zu den «Kos­ten» der Steu­er­vor­la­ge 17 (SV17) sind fern­ab der Rea­li­tät, denn die Wirt­schaft ist nicht sta­tisch. Des­halb legt die Steu­er­ver­wal­tung neu «dy­na­mi­sche» Be­rech­nun­gen der fi­nan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen vor. Re­sul­tat: Wie schon die ver­gan­ge­nen Steu­er­re­for­men wird sich auch die SV17 für die Staats­haus­hal­te aus­zah­len.

In einer frü­he­ren Web­news haben wir die un­mit­tel­ba­ren, «sta­ti­schen» Kos­ten der Steu­er­vor­la­ge 17 (SV17) be­leuch­tet (680 Mil­lio­nen Fran­ken für den Bund, 1,1 Mil­li­ar­den Fran­ken für Kan­to­ne und Ge­mein­den). Die­sen Zah­len liegt je­doch eine zen­tra­le An­nah­me zu­grun­de: Alle Fir­men ver­hal­ten sich zu 100 Pro­zent sta­tisch. Keine In­ves­ti­tio­nen, keine In­no­va­tio­nen, keine neuen Ar­beits­plät­ze, keine Ver­la­ge­run­gen und keine Neu­an­sied­lun­gen. Die An­nah­me ver­ein­facht die Be­rech­nun­gen, mit der Rea­li­tät hat sie je­doch wenig zu tun. Es ist un­be­strit­ten, dass sich die Fir­men «dy­na­misch» ver­hal­ten und auf steu­er­li­che Ver­än­de­run­gen re­agie­ren. Des­halb hat die Eid­ge­nös­si­sche Steu­er­ver­wal­tung (ESTV) neue, «dy­na­mi­sche» Schät­zun­gen zur SV17 unter rea­lis­ti­schen An­nah­men vor­ge­legt.

Die Re­sul­ta­te zei­gen: Die Steu­er­vor­la­ge lohnt sich. Ei­ner­seits be­grenzt sie die Ab­wan­de­rung von Fir­men und Aus­la­ge­rung von Tä­tig­kei­ten ins Aus­land, an­de­rer­seits er­höht sie das Steu­er­sub­strat durch eine ge­stei­ger­te steu­er­li­che At­trak­ti­vi­tät. In einem mitt­le­ren Sze­na­rio führt die SV17 nicht etwa zu Min­der-, son­dern zu Mehr­ein­nah­men von 1,4 Mil­li­ar­den Fran­ken. Eine er­satz­lo­se Auf­he­bung der Steu­er­sta­tus käme die Schweiz hin­ge­gen teuer zu ste­hen. Die mas­si­ve Steu­er­er­hö­hung für in­ter­na­tio­na­le Fir­men bringt zwar «sta­tisch» mehr Geld, aber «dy­na­misch» hätte dies Neu­struk­tu­rie­run­gen und Ver­la­ge­run­gen mit re­sul­tie­ren­den Kos­ten von 950 Mil­lio­nen Fran­ken zur Folge. Die SV17 ist einer rea­lis­ti­schen Al­ter­na­ti­ve also fi­nan­zi­ell um ins­ge­samt 2,3 Mil­li­ar­den Fran­ken über­le­gen.

Diese Re­sul­ta­te stel­len die Kri­tik an der SV17 auf den Kopf. Die SV17 kos­tet ins­ge­samt nicht, sie bringt mit­tel­fris­tig zu­sätz­li­chen fi­nanz­po­li­ti­schen Spiel­raum für un­se­ren Staat. Nicht die Ge­gen­fi­nan­zie­rung der Steu­er­re­form der SV17 ist das Pro­blem, son­dern die Ge­gen­fi­nan­zie­rung der fi­nan­zi­el­len Fol­gen eines Schei­terns der SV17.

45 Sze­na­ri­en für eine zu­künf­ti­ge Steu­er­welt zei­gen: die SV17 ist fi­nan­zi­ell klar über­le­gen

Aus­sa­gen über das zu­künf­ti­ge Ver­hal­ten von Fir­men be­ru­hen not­wen­di­ger­wei­se auf An­nah­men. Diese An­nah­men wer­den von der ESTV trans­pa­rent auf­ge­zeigt. Sie ba­sie­ren auf em­pi­ri­schen Schät­zun­gen und sind in jedem Fall rea­lis­ti­scher als die An­nah­me einer 100 Pro­zent sta­ti­schen Wirt­schaft. Zudem rech­net die ESTV nicht mit einer ein­zi­gen An­nah­me, son­dern mit 45 mög­li­chen Sze­na­ri­en einer zu­künf­ti­gen Steu­er­welt. Es sind Kom­bi­na­tio­nen einer Band­brei­te von Pa­ra­me­tern für die Re­ak­tio­nen in­ter­na­tio­na­ler und schwei­ze­ri­scher Fir­men sowie zu­künf­ti­ger Steu­er­re­for­men im Aus­land. Die Gra­fik fasst die Re­sul­ta­te zu­sam­men. Jeder Punkt ent­spricht einem der 45 be­rech­ne­ten Sze­na­ri­en und zeigt je­weils die zu er­war­ten­den fi­nan­zi­el­len Ef­fek­te bei Ab­schluss der SV17 (ver­ti­ka­le Achse) im Ver­gleich zur er­satz­lo­sen Auf­he­bung der Steu­er­sta­tus (ho­ri­zon­ta­le Achse).

Le­dig­lich bei sie­ben Sze­na­ri­en führt die SV17 zu Min­der­ein­nah­men (ma­xi­mal gut 1 Mil­li­ar­de Fran­ken). Der ne­ga­tivs­te Wert re­sul­tiert, wenn die Steu­er­sät­ze im Aus­land stark ge­senkt wer­den und dort wei­ter­hin Son­der­re­geln für in­ter­na­tio­na­le Fir­men be­ste­hen. Der heu­ti­ge Kon­kur­renz­vor­teil der Schweiz würde schrump­fen und selbst mit der SV17 wären im Ver­gleich zum Sta­tus quo Min­der­ein­nah­men zu ver­kraf­ten. Noch viel grös­se­re Ver­lus­te dro­hen in die­sem Sze­na­rio aber ohne Re­form. Mas­si­ve Steu­er­aus­fäl­le von über 6 Mil­li­ar­den Fran­ken wären die Folge! Die SV17 ist also fi­nan­zi­ell klar im Vor­teil.

Bei 45 si­mu­lier­ten Sze­na­ri­en fährt man mit der er­satz­lo­sen Auf­he­bung der Steu­er­sta­tus nur in neun ganz knapp bes­ser als mit der SV17. In die­sen Kon­stel­la­tio­nen führt die SV17 zwar eben­falls zu Mehr­ein­nah­men, sie sind aber leicht ge­rin­ger als bei einer er­satz­lo­sen Auf­he­bung der Steu­er­sta­tus. Zu­sam­men­ge­fasst in den Wor­ten der ESTV: «Die Über­le­gen­heit der SV17 zeigt sich über eine brei­te Band­brei­te an Pa­ra­me­ter­spe­zi­fi­ka­tio­nen» (ESTV, 2018, Dy­na­mi­sche Schät­zung der Ein­nah­me­ef­fek­te der Steu­er­vor­la­ge 17).

Auch ver­gan­ge­ne Steu­er­re­for­men haben sich stets aus­ge­zahlt

Hält die­ses theo­re­ti­sche Kon­strukt der Rea­li­tät tat­säch­lich stand? Letzt­lich sind diese neuen Be­rech­nun­gen nur eine Be­stä­ti­gung der Er­fah­rung, die die Schweiz als einer der welt­bes­ten Steu­er­stand­or­te längst ge­macht hat. Jede Steu­er­re­form der Ver­gan­gen­heit hat die Ein­nah­men aus Fir­men­steu­ern mit­tel­fris­tig an­stei­gen las­sen. So tra­gen die Fir­men heute mass­geb­lich zur guten Haus­halts­la­ge der Schweiz bei. Ziel der SV17 ist es, die­sen Er­folg der Schwei­zer Steu­er­po­li­tik zu be­wah­ren.

Finanzielle Auswirkungen
Quel­le: Eid­ge­nös­si­sche Steu­er­ver­wal­tung (2018), Dar­stel­lung eco­no­mie­su­is­se