Juristin in Besprechung mit ihrem Kunden

Mehr Schutz für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten stärkt un­se­ren Stand­ort

Die Schweiz konn­te sich wirt­schaft­lich im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb bis­her gut po­si­tio­nie­ren und be­legt im be­tref­fen­den OECD-Ran­king Platz vier. Un­se­re er­folg­rei­che Wirt­schaft steht für zahl­rei­che Ar­beits­plät­ze, eine funk­tio­nie­ren­de In­fra­struk­tur und so­li­de So­zi­al­wer­ke. Die­sem Er­folgs­mo­dell müs­sen wir Sorge tra­gen. Ge­ra­de eine aus­ge­wo­ge­ne Ge­setz­ge­bung bil­det eine tra­gen­de Säule davon.

Im Rah­men der lau­fen­den Zi­vil­pro­zess­rechts­re­vi­si­on schlägt der Bun­des­rat vor, den – von der Wirt­schaft schon seit Lan­gem ge­for­der­ten – Be­rufs­ge­heim­nis­schutz für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten in Zi­vil­pro­zes­sen ein­zu­füh­ren. Um den Wirt­schafts­stand­ort zu stär­ken, soll­te das Par­la­ment dem Bun­des­rat fol­gen. Un­se­re Un­ter­neh­men wür­den in in­ter­na­tio­na­len Zi­vil­pro­zes­sen bes­ser ge­schützt. Ge­ra­de im Vor­feld von an­glo­ame­ri­ka­ni­schen Zi­vil­pro­zes­sen («Pre-Trial Dis­co­very») ist ein auf na­tio­na­ler Ebene ver­an­ker­ter ge­setz­li­cher Ge­heim­nis­schutz von Be­deu­tung, dass Un­ter­neh­men nicht un­nö­ti­ger­wei­se sen­si­ti­ve Ri­si­ko­in­for­ma­tio­nen preis­ge­ben müs­sen oder sogar miss­bräuch­lich dazu ge­zwun­gen wer­den.

An­de­re Län­der haben frü­her er­kannt, wie wich­tig Com­p­li­an­ce in Un­ter­neh­men ist

Zudem würde ein sol­cher Be­rufs­ge­heim­nis­schutz für un­ter­neh­mens­in­ter­ne Ju­ris­ten im In­ter­es­se des be­trof­fe­nen Un­ter­neh­mens deut­lich zur Stär­kung der in­ter­nen Com­p­li­an­ce eines Un­ter­neh­mens bei­tra­gen. Ge­wis­sen­haf­te Mit­ar­bei­ten­de wer­den er­mun­tert, mög­li­che Feh­ler nicht zu ver­tu­schen, son­dern mit der Un­ter­neh­mens­ju­ris­tin zu­sam­men­zu­ar­bei­ten. Die Un­ter­neh­mens­ju­ris­tin er­hält da­durch die Mög­lich­keit, die Si­tua­ti­on zu ana­ly­sie­ren und im In­ter­es­se der ge­mein­sa­men Ar­beit­ge­be­rin die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zu er­grei­fen. Ver­stösst der Mit­ar­bei­ter dabei gegen Schwei­zer Recht, ist sein Ver­hal­ten auch nach Ein­füh­rung des Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten nicht ge­schützt. Im Rah­men straf- und ver­wal­tungs­recht­li­cher Ver­fah­ren könn­te die­ser nach wie vor zur Re­chen­schaft ge­zo­gen wer­den. 
Zahl­rei­che Län­der haben er­kannt, dass es we­sent­lich ist, eine gute Com­p­li­an­ce in­ner­halb des Un­ter­neh­mens zu för­dern. Deutsch­land bei­spiels­wei­se schützt Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten im Zi­vil­recht seit 2016 gleich wie frei­schaf­fen­de An­wäl­te. Auch Frank­reich berät zur­zeit eine ent­spre­chen­de Vor­la­ge. Sin­ga­pur, das im OECD-Ran­king zwei Plät­ze vor der Schweiz liegt, ging in die­ser Frage schon vor Jah­ren in die rich­ti­ge Rich­tung. Der da­ma­li­ge Jus­tiz­mi­nis­ter be­grün­de­te die Ein­füh­rung des Be­rufs­ge­heim­nis­schut­zes für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten im Jahr 2012 mit der Er­hö­hung der Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät für aus­län­di­sche Un­ter­neh­men.

Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten un­ter­stüt­zen nicht nur Mit­ar­bei­ten­de in ju­ris­ti­schen All­tags­fra­gen, sie be­ra­ten auch die Ge­schäfts­lei­tungs­mit­glie­der und ope­ra­tio­nell tä­ti­ge Ka­der­leu­te, damit deren Ge­schäfts­ent­schei­de mit der Rechts­ord­nung kom­pa­ti­bel sind. Der feh­len­de Ge­heim­nis­schutz für Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten macht schwei­ze­ri­sche Un­ter­neh­men an­greif­bar. Dabei ken­nen ge­ra­de die Un­ter­neh­mens­ju­ris­ten Bran­che, re­gio­na­le Be­son­der­hei­ten, Per­so­nen des Un­ter­neh­mens und Stra­te­gi­en ihrer Ar­beit­ge­be­rin re­gel­mäs­sig am bes­ten. Die Qua­li­tät der Dienst­leis­tung der hie­si­gen An­wäl­te soll­te dar­über ent­schei­den, ob ein Un­ter­neh­men einen ex­ter­nen An­walt bei­zieht, nicht der an­sons­ten feh­len­de Ge­heim­nis­schutz. Ent­spre­chend sind wir gut be­ra­ten, die Chan­ce, un­se­re Un­ter­neh­men im in­ter­na­tio­na­len Um­feld im Rah­men der Zi­vil­pro­zess­rechts­re­vi­si­on zu stär­ken, end­lich zu nut­zen.

 

Die­ser Ar­ti­kel wurde am 21. Ja­nu­ar 2021 in der Han­dels­zei­tung ver­öf­fent­licht.