Palais fédéral

In­län­der­vor­rang ja – aber ohne Be­grün­dungs­pflicht

Der Stän­de­rat hält bei der Um­set­zung der Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve am Mo­dell sei­ner Kom­mis­si­on fest, den In­län­der­vor­rang mit einer Stel­len­mel­de-, einer Ge­sprächs­füh­rungs- sowie einer Be­grün­dungs­pflicht für Ab­sa­gen aus­zu­ge­stal­ten. Aus Sicht der Wirt­schaft muss der Na­tio­nal­rat das Mo­dell noch an­pas­sen. Zum einen ist auf die Be­grün­dungs­pflicht und deren Sank­tio­nie­rung zu ver­zich­ten. Zum an­de­ren sol­len die Mass­nah­men ab­ge­stuft – in Ab­hän­gig­keit von be­rufs­grup­pen­be­zo­ge­nen Pro­ble­men auf dem Ar­beits­markt und der Zu­wan­de­rungs­ent­wick­lung – ein­ge­führt wer­den.

Die Stän­de­rä­te haben sich von ihrer vor­be­ra­ten­den staats­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on über­zeu­gen las­sen und spre­chen sich für die Um­set­zung der Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve mit dem so­ge­nann­ten «Mo­dell Mül­ler» aus. Dem­nach müs­sen die Ar­beit­ge­ber of­fe­ne Stel­len für Be­rufs­grup­pen und Tä­tig­keits­be­rei­che mit einer über­durch­schnitt­li­chen Ar­beits­lo­sig­keit den Re­gio­na­len Ar­beits­ver­mitt­lungs­zen­tren (RAV) mel­den. Die RAV ver­mit­teln ihnen dar­auf­hin po­ten­zi­ell ge­eig­ne­te Stel­len­su­chen­de. Von der Mel­de­pflicht aus­ge­nom­men sind Stel­len, die durch eine Per­son mit Wohn­sitz in der Schweiz be­setzt wer­den. Im Un­ter­schied zum Na­tio­nal­rat will der Stän­de­rat die Ar­beit­ge­ber dar­über hin­aus ver­pflich­ten, von den RAV zu­ge­wie­se­ne Kan­di­da­ten zu einem Vor­stel­lungs­ge­spräch ein­zu­la­den sowie im De­tail und unter Sank­ti­ons­an­dro­hung zu be­grün­den, wenn sie diese ab­leh­nen.

Für den Schwei­ze­ri­schen Ar­beit­ge­ber­ver­band und eco­no­mie­su­is­se sind zur de­fi­ni­ti­ven Ver­ab­schie­dung des Ge­set­zes meh­re­re An­pas­sun­gen zwin­gend not­wen­dig. Zu­nächst ist auf die Be­grün­dungs­pflicht bei Nicht­an­stel­lung und erst recht die Sank­tio­nie­rung un­ge­nü­gen­der Be­grün­dun­gen zu ver­zich­ten. Eine Be­grün­dungs­pflicht wäre eine über­schies­sen­de In­ter­ven­ti­on in den Schwei­zer Ar­beits­markt. Aus­ser­dem müs­sen die Mass­nah­men im Ur­teil der Wirt­schaft ab­ge­stuft in Kraft tre­ten, und zwar in Ab­hän­gig­keit all­fäl­li­ger ar­beits­markt­li­cher Pro­ble­me in­ner­halb der je­wei­li­gen Be­rufs­grup­pe. Wei­ter sol­len die Mass­nah­men ab­hän­gig von der Ent­wick­lung der Zu­wan­de­rung zur An­wen­dung ge­lan­gen. Denn die Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve hat eine au­to­no­me Steue­rung der Zu­wan­de­rung zum Ziel, nicht aber eine per­ma­nen­te Re­gu­lie­rung des Ar­beits­markts.