Leere Werbeoberfläche

Grif­fi­ger Ju­gend­schutz ohne to­ta­le Wer­be­ver­bo­te

Das Par­la­ment will den Um­gang mit Ta­bak­pro­duk­ten stren­ger re­geln und dabei ins­be­son­de­re den Ju­gend­schutz stär­ken. Nach dem Na­tio­nal­rat be­weist dabei nun aber auch der Stän­de­rat Au­gen­mass.

Am ver­gan­ge­nen Mon­tag hat der Stän­de­rat das Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung be­han­delt. Die Frage, in­wie­weit Wer­bung für Ta­bak­pro­duk­te ein­ge­schränkt wer­den soll, war seit Be­ra­tungs­be­ginn einer der zen­tra­len Punk­te die­ser Vor­la­ge. Un­be­strit­ten war, dass Wer­bung sich nicht an Ju­gend­li­che rich­ten darf. Nach der ers­ten Be­ra­tungs­run­de be­stan­den aber noch gros­se Dif­fe­ren­zen zwi­schen den Räten.

Ge­fähr­li­ches Prä­ju­diz ver­hin­dert

Der Stän­de­rat hat sich nun dem Na­tio­nal­rat an­ge­schlos­sen und damit den Spa­gat zwi­schen grif­fi­gem Ju­gend­schutz und dem Ver­hin­dern eines wirt­schafts­feind­li­chen Wer­be­ver­bots ge­schafft. Für die Wirt­schaft hätte ein sol­ches to­ta­les Ver­bot ein ge­fähr­li­ches Prä­ju­diz für wei­te­re Wer­be­ver­bo­te dar­ge­stellt, bei­spiels­wei­se im Be­reich Al­ko­hol oder Zu­cker. Wer­bung darf in einer funk­tio­nie­ren­den Markt­wirt­schaft nicht grund­sätz­lich ver­bo­ten wer­den. Sie ist viel­mehr Vor­aus­set­zung für einen ef­fi­zi­en­ten Wett­be­werb und In­no­va­ti­on. Die Ent­wick­lun­gen der letz­ten Jahre, hin zu immer mehr Wer­be­ein­schrän­kun­gen, sind An­lass zu Sorge. Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten wer­den durch sol­che Ein­grif­fe des Staa­tes be­vor­mun­det und die Wahl­frei­heit des mün­di­gen Bür­gers wird durch den Staat ein­ge­schränkt. Damit das Ziel des Ju­gend­schut­zes im Zen­trum der Vor­la­ge steht, hatte sich eco­no­mie­su­is­se dafür ein­ge­setzt, dass Ta­bak­wer­bung nicht an Ju­gend­li­che ge­rich­tet wer­den darf. Gleich­zei­tig soll aber Wer­bung für Er­wach­se­ne wei­ter mög­lich sein.

Grif­fi­ger Ju­gend­schutz

Dem Ziel, den Um­gang mit Ta­bak­pro­duk­ten stren­ger zu re­geln und den Ju­gend­schutz aus­zu­bau­en, ist das Par­la­ment auf jeden Fall ge­folgt. Das Ver­kaufs­ver­bot von Ta­bak­pro­duk­ten an Min­der­jäh­ri­ge wird erst­mals na­tio­nal ein­heit­lich fest­ge­legt und nach den Ent­schei­den des Stän­de­rats wird Wer­bung, die sich an Ju­gend­li­che rich­tet, ver­bo­ten. Aus­ser­dem ver­schwin­det die Ta­bak­wer­bung gänz­lich aus dem öf­fent­li­chen Raum und von öf­fent­li­chem Grund ein­seh­ba­ren Pla­kat­wän­den.

Ver­ein­heit­li­chung der Re­geln als Grund­satz

Ein­zel­ne Dif­fe­ren­zen zwi­schen den bei­den Räten be­ste­hen wei­ter­hin. So ist ins­be­son­de­re noch offen, ob die Kan­to­ne stren­ge­re Re­geln be­schlies­sen dür­fen, als dies das neue Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz auf Bun­des­ebe­ne vor­sieht, oder ob das Ge­setz einen ein­heit­li­chen Stan­dard für die ganze Schweiz schafft. Letz­te­res wäre aus Ef­fi­zi­enz­über­le­gun­gen ge­ra­de auch im In­ter­es­se des Ju­gend­schut­zes. Der Na­tio­nal­rat wird die Be­ra­tun­gen in der Herbst­ses­si­on fort­füh­ren.

Mög­li­cher­wei­se hat das Volk das letz­te Wort

Durch die par­la­men­ta­ri­sche Ei­ni­gung zu den wich­tigs­ten Punk­ten kann das neue Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz mit sei­nen grif­fi­gen, neuen Re­geln zum Ju­gend­schutz schon bald in Kraft tre­ten. Soll­te das Ko­mi­tee der Volks­in­itia­ti­ve «Zum Schutz der Kin­der und Ju­gend­li­chen vor Ta­bak­wer­bung» ihre In­itia­ti­ve den­noch nicht zu­rück­zie­hen, würde dies zu Ver­zö­ge­run­gen füh­ren. In die­sem Falle wür­den Volk und Stän­de ent­schei­den, ob in der Schweiz le­ga­le Pro­duk­te grund­sätz­lich noch be­wor­ben wer­den dür­fen. Die Volks­in­itia­ti­ve ver­langt schweiz­weit ein to­ta­les Wer­be­ver­bot. Das Par­la­ment setzt mit dem auf Ju­gend­schutz aus­ge­rich­te­ten Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz der ra­di­ka­len Volks­in­itia­ti­ve aber eine ziel­ge­rich­te­te Al­ter­na­ti­ve ent­ge­gen.