gesundheit

Ge­sund­heits­po­li­ti­sche Re­for­men: eco­no­mie­su­is­se setzt sich für Ver­trags­frei­heit ein

Die par­la­men­ta­ri­sche Agen­da ist voll mit po­li­ti­schen Vor­stös­sen, die das Schwei­zer Ge­sund­heits­we­sen op­ti­mie­ren wol­len. In einer heute pu­bli­zier­ten Ana­ly­se hat der Wirt­schafts­dach­ver­band eco­no­mie­su­is­se das Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al der wich­tigs­ten Ideen nach ein­heit­li­chen Kri­te­ri­en be­wer­tet. Re­sul­tat: Die meis­ten Pro­jek­te ver­mö­gen nicht zu über­zeu­gen. Ge­wich­ti­ge Aus­nah­men bil­den die Ein­füh­rung der Ver­trags­frei­heit zwi­schen Ver­si­che­rern und Leis­tungs­er­brin­gern sowie die Um­stel­lung auf eine mo­nis­ti­sche Spi­tal­fi­nan­zie­rung.

Das Ge­sund­heits­we­sen der Schweiz hat nicht nur aus Sicht der Le­bens­qua­li­tät, son­dern auch aus volks­wirt­schaft­li­cher Per­spek­ti­ve eine enor­me Be­deu­tung. Gleich­zei­tig ist der Wett­be­werb in die­sem Be­reich äus­serst stark re­gu­liert, der­weil Trans­pa­renz und Kos­ten­ef­fi­zi­enz nicht über­all ga­ran­tiert sind. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt Re­form­ide­en, die in die­sen Punk­ten spür­ba­re Ver­bes­se­run­gen brin­gen. Des­halb hat der Wirt­schafts­dach­ver­band be­reits 2011 ge­sund­heits­po­li­ti­sche Leit­li­ni­en mit einem Be­wer­tungs­ras­ter für ent­spre­chen­de Pro­jek­te er­ar­bei­tet. Diese wur­den nun ak­tua­li­siert und heute zu­sam­men mit der kri­ti­schen Be­wer­tung zehn ak­tu­el­ler Re­form­ide­en ver­öf­fent­licht.

Um von der Schwei­zer Wirt­schaft un­ter­stützt zu wer­den, muss eine Re­form­idee ei­ner­seits ord­nungs­po­li­tisch über­zeu­gen, indem sie für eine bes­se­re Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen Staat und pri­va­ten Leis­tungs­er­brin­gern sorgt. An­de­rer­seits sol­len der Wett­be­werb zwi­schen den An­bie­tern und die In­no­va­ti­on im Ge­sund­heits­we­sen ge­för­dert wer­den. Wei­te­re Kri­te­ri­en sind die Stär­kung der Selbst­ver­ant­wor­tung und die Fi­nan­zie­rung. Letz­te­re soll nicht zu einem immer grös­se­ren Teil dem Staat über­ant­wor­tet wer­den.

Ver­trags­frei­heit und mo­nis­ti­sche Fi­nan­zie­rung be­für­wor­tet

Von den zehn be­wer­te­ten Pro­jek­ten er­füllt ins­be­son­de­re die Ver­trags­frei­heit in der Grund­ver­si­che­rung alle An­for­de­run­gen an eine aus Sicht der Wirt­schaft sinn­vol­le Re­form. Die Ver­si­che­rer müss­ten ge­nü­gend Ärzte unter Ver­trag haben, um für ihre Kun­den at­trak­tiv zu sein. Und die Ärzte hät­ten nicht mehr au­to­ma­tisch einen Ver­trag auf si­cher. Diese neue Kon­stel­la­ti­on könn­te hel­fen, heu­ti­ge Ta­rif­blo­cka­den zu lösen. Eben­falls sehr po­si­tiv be­wer­tet wird die Um­stel­lung auf eine mo­nis­ti­sche Spi­tal­fi­nan­zie­rung. Sie ist ord­nungs­po­li­tisch eine mass­geb­li­che Ver­bes­se­rung, ist wett­be­werbs­freund­lich und trägt zu einer nach­hal­ti­gen Fi­nan­zie­rung mit mehr Selbst­ver­ant­wor­tung bei.

Be­son­ders schlecht schnei­det hin­ge­gen die vom Bun­des­amt für Ge­sund­heit (BAG) ge­plan­te Re­duk­ti­on der pri­va­ten Kos­ten­be­tei­li­gung ab. Die Sen­kung der Wahl­fran­chi­sen würde ge­mäss eco­no­mie­su­is­se die Selbst­ver­ant­wor­tung emp­find­lich schwä­chen. Der Wirt­schafts­ver­band be­für­wor­tet statt­des­sen eine Er­hö­hung der Fran­chi­sen und die Schaf­fung neuer An­ge­bo­te – bei­spiels­wei­se einer Kom­bi­na­ti­on von Wahl­fran­chi­sen mit Mehr­jah­res­ver­trä­gen. Eben­falls schlech­te Noten er­hal­ten die Ein­heits­kran­ken­kas­se und das neue Kran­ken­ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­setz (KVAG). eco­no­mie­su­is­se for­dert, dass des­sen Um­set­zung mit Au­gen­mass er­folgt und eine über­mäs­si­ge Bü­ro­kra­tie ver­mie­den wird – ins­be­son­de­re in den Be­rei­chen Trans­ak­ti­ons­auf­sicht und Da­ten­er­he­bung. Das Kran­ken­ver­si­che­rungs­sys­tem sei heute schon sehr stark re­gu­liert, be­tont Fri­do­lin Marty, Lei­ter Ge­sund­heits­po­li­tik beim Wirt­schafts­ver­band. «Eine noch stär­ke­re staat­li­che An­bin­dung die­ser Bran­che könn­te den Leis­tungs­wett­be­werb unter den An­bie­tern ganz zum Er­lie­gen zu brin­gen.»

Hier fin­den Sie die ge­sund­heits­po­li­ti­schen Leit­li­ni­en und die Be­wer­tung der Pro­jek­te.