Ge­fähr­li­che In­itia­ti­ve gegen das Völ­ker­recht

Der Bun­des­rat emp­fiehlt die In­itia­ti­ve der SVP «Schwei­zer Recht statt frem­de Rich­ter» in sei­ner Bot­schaft ohne Ge­gen­vor­schlag zur Ab­leh­nung – eco­no­mie­su­is­se be­grüsst diese klare Hal­tung. Eine An­nah­me der un­nö­ti­gen In­itia­ti­ve würde zu gros­ser Rechts­un­si­cher­heit füh­ren, be­ste­hen­de Wirt­schafts­ver­trä­ge di­rekt an­grei­fen und die Schweiz in­ter­na­tio­nal ins Ab­seits stel­len. In einer Zeit des zu­neh­men­den Pro­tek­tio­nis­mus ist es erst recht wich­tig, dass die Schweiz als klei­nes Land ihre In­ter­es­sen mit­tels in­ter­na­tio­na­lem Recht durch­set­zen kann.

Heute hat der Bun­des­rat seine Bot­schaft zur Volks­in­itia­ti­ve «Schwei­zer Recht statt frem­de Rich­ter» ver­ab­schie­det. Die Wirt­schaft ist er­freut, dass die Lan­des­re­gie­rung die Vor­la­ge ohne Ge­gen­vor­schlag zur Ab­leh­nung emp­fiehlt. «Ver­läss­lich­keit und Sta­bi­li­tät sind im in­ter­na­tio­na­len Kon­text zen­tra­le Vor­aus­set­zun­gen für ge­winn­brin­gen­de Be­zie­hun­gen. Und diese wie­der­um sind die Basis für ein er­folg­rei­ches Ex­port­land wie die Schweiz», sagte Mo­ni­ka Rühl an der Pres­se­kon­fe­renz von eco­no­mie­su­is­se im April. Ga­ran­tiert wer­den diese Vor­aus­set­zun­gen auch durch das Völ­ker­recht – genau die­ses greift die In­itia­ti­ve je­doch an. Sie sieht vor, die Bun­des­ver­fas­sung als obers­te Rechts­quel­le der Eid­ge­nos­sen­schaft zu ver­an­kern und for­dert, dass Ver­trä­ge, die die­ser wi­der­spre­chen, nach­ver­han­delt und «nö­ti­gen­falls» ge­kün­digt wer­den. Damit scha­det die Vor­la­ge nicht nur dem Image der Schweiz als ver­läss­li­che in­ter­na­tio­na­le Ver­trags­part­ne­rin, son­dern auch der Wirt­schaft.

Ein Gut­ach­ten von Frau Prof. Dr. Kauf­mann zeigt die ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf wirt­schafts­re­le­van­te Ab­kom­men und weist aus­ser­dem auf zahl­rei­che Un­klar­hei­ten und Wi­der­sprü­che im In­itia­tiv­text hin. Neben den kon­kre­ten Fol­gen für be­stimm­te Ab­kom­men würde eine An­nah­me der Vor­la­ge des­halb pri­mär zu einer enor­men Rechts­un­si­cher­heit füh­ren. Dar­über hin­aus greift die In­itia­ti­ve die Eu­ro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on (EMRK) an und stellt damit auch die Mit­glied­schaft der Schweiz im Eu­ro­pa­rat in­fra­ge.

Das Völ­ker­recht hilft ge­ra­de klei­ne­ren Staa­ten wie der Schweiz, ihre In­ter­es­sen in­ter­na­tio­nal durch­zu­set­zen und ist damit ein wich­ti­ger Ga­rant für Wett­be­werbs­fä­hig­keit, Er­folg und Wohl­stand. Die In­itia­ti­ve der SVP setzt mit ihrem An­griff die heu­ti­ge Stär­ke der Schweiz, deren Sta­bi­li­tät und Rechts­si­cher­heit, aber auch kon­kre­te Ab­kom­men un­nö­tig aufs Spiel. Auch vor dem Hin­ter­grund einer zu­neh­mend pro­tek­tio­nis­ti­schen Hal­tung vie­ler Welt­mäch­te ist diese In­itia­ti­ve klar ab­zu­leh­nen.