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Fünf Punk­te für einen ziel­ge­rich­te­ten Um­gang mit der Nach­hal­tig­keits­re­gu­lie­rung

Die EU hat ihre An­for­de­run­gen an die Nach­hal­tig­keits­be­richt­er­stat­tung ver­schärft. Be­reits Un­ter­neh­men ab 250 Mit­ar­bei­ten­den und einer ge­wis­sen Schwel­le bei Ge­winn oder Um­satz müs­sen neu über eine brei­te An­zahl an Nach­hal­tig­keits­the­men be­rich­ten. Aus­ser­dem muss die Be­richt­er­stat­tung zwin­gend durch eine ex­ter­ne Re­vi­si­ons­stel­le über­prüft wer­den. Weil das teuer und auf­wän­dig ist, ist für die Schwei­zer Wirt­schaft klar: Auf­wand und Er­trag müs­sen stim­men. Die Schweiz tut gut daran, eine ei­gen­stän­di­ge Ant­wort auf die Ent­wick­lun­gen in der EU zu fin­den. Fünf Punk­te sind dafür zen­tral.

Vor dem Hin­ter­grund der Ent­wick­lun­gen in der EU wird die Schweiz so­wohl im Be­reich der Nach­hal­tig­keits­be­richt­er­stat­tung (EU Richt­li­nie CSRD) wie auch im Be­reich der ver­bind­li­chen Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten (EU-Richt­li­nie CSDDD re­spek­ti­ve EU-Lie­fer­ket­ten­ge­setz) an­ge­mes­se­ne Ant­wor­ten fin­den müs­sen.

In der Schweiz müs­sen gros­se Un­ter­neh­men des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses be­reits heute ver­bind­lich über ihre Nach­hal­tig­keits­ak­ti­vi­tä­ten be­rich­ten. Dar­über hin­aus be­ste­hen spe­zi­fi­sche Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten in den Be­rei­chen Kon­flikt­mi­ne­ra­li­en und Kin­der­ar­beit. Hier gel­ten im Ge­gen­satz zum EU-Recht keine Schwel­len­wer­te. Letz­ten Herbst hat der Bun­des­rat die Eck­wer­te zur Wei­ter­ent­wick­lung der Schwei­zer Re­gu­lie­rung unter Be­rück­sich­ti­gung der Ent­wick­lun­gen in der der EU de­fi­niert. Heute hat er die Ver­nehm­las­sung dazu er­öff­net.

Fünf Punk­te für eine pra­xis­taug­li­che Nach­hal­tig­keits­re­gu­lie­rung

Vor dem Hin­ter­grund die­ser Ent­wick­lun­gen ist es für die Schwei­zer Un­ter­neh­men wich­tig, dass die Schweiz eine ver­nünf­ti­ge Ant­wort fin­det, die im Fir­me­n­all­tag um­setz­bar ist. Dafür sind fünf Punk­te zen­tral:

1. Wich­tig ist ein in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­tes Vor­ge­hen

Die Schwei­zer Wirt­schaft setzt sich dafür ein, dass Auf­wand und Er­trag stim­men. Vor­ei­li­ge Mass­nah­men und re­gu­la­to­ri­sche Ex­pe­ri­men­te ber­gen für einen Klein­staat wie die Schweiz die Ge­fahr, in­ter­na­tio­nal den An­schluss zu ver­lie­ren. Die Schweiz soll in die­sem Be­reich des­halb keine Vor­rei­ter­rol­le ein­neh­men.

2. KMU müs­sen ent­las­tet oder aus­ge­nom­men wer­den

Es braucht wis­sen­schaft­li­che Evi­denz und kon­kre­te Ziele, aber keine mo­ra­li­schen und in­dus­trie­po­li­ti­schen Prin­zi­pi­en. Be­son­de­res Au­gen­merk ist auf KMU zu legen: Diese sind mit ge­eig­ne­ten Mass­nah­men von Re­gu­lie­run­gen aus­zu­neh­men oder so weit wie mög­lich zu ent­las­ten.

3. Trans­pa­renz ist ent­schei­dend

Trans­pa­renz ist eine Grund­vor­aus­set­zung für einen funk­tio­nie­ren­den Markt. Nach­hal­tig­keits­ak­ti­vi­tä­ten der Un­ter­neh­men dür­fen nicht durch über­spitz­te Bü­ro­kra­tie und reine Com­p­li­an­ce-Übun­gen ge­lähmt wer­den. Gleich­zei­tig darf Trans­pa­renz nicht als Werk­zeug für un­be­grün­de­te An­schul­di­gun­gen in der Öf­fent­lich­keit oder vor Ge­rich­ten («Green­ba­shing») miss­braucht wer­den. Die Wirt­schaft un­ter­stützt der­weil Be­mü­hun­gen, dass die Markt­er­war­tun­gen an die Un­ter­neh­men nicht miss­braucht wer­den. Dies ist ge­ra­de auch über das Lau­ter­keits­recht mög­lich. Faire Re­geln und die Ver­mei­dung von Ak­ti­vis­mus sind wich­tig, um nach­hal­ti­ges Han­deln zu för­dern.

4. Kos­ten müs­sen im Auge be­hal­ten wer­den – das be­dingt Fle­xi­bi­li­tät

Die Schweiz muss in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Stan­dards und Re­gu­lie­run­gen offen ge­gen­über­ste­hen. Un­se­re Un­ter­neh­men sind glo­bal tätig und in ver­schie­de­nen Rechts­räu­men aktiv. Da sich Stan­dards schnell ent­wi­ckeln, ist Fle­xi­bi­li­tät grund­le­gend, damit den Un­ter­neh­men die Wahl of­fen­ge­las­sen wer­den kann, wel­cher Stan­dard für ihr Ge­schäfts­feld am bes­ten ge­eig­net ist. Eine aus­schliess­li­che Ori­en­tie­rung an der EU-Re­gu­lie­rung ist dabei der fal­sche Weg. Statt­des­sen soll­ten Schwei­zer Un­ter­neh­men sich an glo­ba­len Stan­dards wie z.B. GRI, ISSB oder TCFD ori­en­tie­ren kön­nen. Grund­sätz­lich muss eine Schwei­zer Re­gu­lie­rung daher be­tont prin­zi­pi­en­ba­siert sein, da an­de­re Märk­te kei­nen ver­gleich­ba­ren An­satz wie die EU ken­nen.

5. Ohne In­no­va­ti­on ge­lingt es nicht

In­no­va­ti­on steht an ers­ter Stel­le für einen nach­hal­ti­gen Wan­del. Gleich­zei­tig soll­ten Trans­pa­renz­re­geln und eine ge­sun­de Markt­wirt­schaft Prio­ri­tät haben, da sie eine dy­na­mi­sche Um­ge­bung för­dern und un­ter­neh­me­ri­sche In­itia­ti­ve stär­ken. Po­li­ti­sche Ziele soll­ten unter Be­rück­sich­ti­gung markt­wirt­schaft­li­cher Prin­zi­pi­en um­ge­setzt wer­den. Erst wenn der Markt ver­sagt, kön­nen Sub­ven­tio­nen er­wo­gen wer­den, wobei In­dus­trie­po­li­tik und Ver­bo­te nur als al­ler­letz­tes Mit­tel die­nen dür­fen.

eco­no­mie­su­is­se wird sich auch in der wei­te­ren Dis­kus­si­on im engen Aus­tausch mit den Mit­glie­dern ein­brin­gen und an der Ver­nehm­las­sung zur Be­richt­er­stat­tungs­pflicht ent­lang der fünf Punk­te be­tei­li­gen.