Fron­tal­an­griff auf die Bi­la­te­ra­len

Die Staats­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on des Stän­de­rats lehnt die SVP-In­itia­ti­ve «gegen Mas­sen­ein­wan­de­rung» mit 9:2 Stim­men deut­lich ab. Zuvor ist die Vor­la­ge, die eine Wie­der­ein­füh­rung der Aus­län­der­kon­tin­gen­te zum Ziel hat, in der Som­mer­ses­si­on be­reits vom Na­tio­nal­rat wuch­tig ver­wor­fen wor­den. Zu Recht, denn die Nach­tei­le der In­itia­ti­ve sind gra­vie­rend. Die Aus­he­be­lung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit hat die Kün­di­gung der Bi­la­te­ra­len I zur Folge, der be­währ­te bi­la­te­ra­le Weg wäre schwer ha­va­riert. Durch diese Ab­kehr von einem dy­na­mi­schen Ar­beits­markt nähme der Schwei­zer Wirt­schafts­stand­ort Scha­den – und damit unser Wohl­stand.

Wer nun meint, die SVP-In­itia­ti­ve sei eine wei­te­re par­tei­po­li­ti­sche Pro­fi­lie­rungs­übung ohne Chan­ce vor dem Volk, der täuscht sich. Die Schweiz hat von den Bi­la­te­ra­len zwar stark pro­fi­tiert und ist glimpf­lich durch die Krise ge­kom­men. Zu­gleich spü­ren wir alle die Be­gleit­erschei­nun­gen des Wachs­tums: volle Trams und Züge, Woh­nungs­knapp­heit oder Staus auf den Au­to­bah­nen. Das schafft Emo­tio­nen. Die Zu­wan­de­rung ist dabei aber nur ein Teil des Pro­blems und deren Be­schrän­kung keine Uni­ver­sal­lö­sung.

Umso mehr sind Po­li­tik und Wirt­schaft ge­for­dert, diese Be­gleit­erschei­nun­gen ernst zu neh­men und Lö­sun­gen zu er­ar­bei­ten. Aber die An­sät­ze müs­sen un­se­ren Wohl­stand för­dern: Es ist mög­lich, un­se­re Ver­kehrs­in­fra­struk­tu­ren zu ver­bes­sern und zu­sätz­li­chen Wohn­raum zu bauen, ohne un­se­ren Wirt­schafts­stand­ort mas­siv zu schä­di­gen. Die SVP-Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve mit ihrem fron­ta­len An­griff auf die bi­la­te­ra­len Ab­kom­men bie­tet keine Lö­sung, son­dern schafft ein zu­sätz­li­ches Pro­blem – und zwar ein schwer­wie­gen­des.