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​​Teil-Aus­set­zung der US-Zölle ist gut, aber noch keine Lö­sung​

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • ​​Die US-Re­gie­rung hat die län­der­spe­zi­fi­schen Zölle für 90 Tage aus­ge­setzt. Damit be­kommt die Di­plo­ma­tie nun Zeit zum Ar­bei­ten und eine wei­te­re Es­ka­la­ti­on kann für den Mo­ment ein­ge­dämmt wer­den. ​
  • Die Un­si­cher­heit für die Welt­wirt­schaft bleibt je­doch be­ste­hen. ​
  • Die Ba­sis­z­öl­le von 10 Pro­zent sind wei­ter­hin eine hohe Zoll­be­las­tung und im Fall der Schweiz un­ge­recht­fer­tigt.​

​Die Er­leich­te­rung ist spür­bar: Mit der Aus­set­zung eines Teils der Zölle hat US-Prä­si­dent Trump eine Ent­dra­ma­ti­sie­rung der Ent­wick­lung er­reicht. Gleich­zei­tig hat er China iso­liert, da das Land nun mit einem ex­or­bi­tant hohen Zoll von 125 Pro­zent be­legt wird. ​

Was be­deu­tet das für die Welt­wirt­schaft? ​

​Am 9. April wur­den die län­der­spe­zi­fi­schen Zölle zu­erst in Kraft ge­setzt und be­reits nach we­ni­gen Stun­den für 90 Tage wie­der aus­ge­setzt. Die per 5. April an­ge­wen­de­ten Ba­sis­z­öl­le ge­gen­über allen Län­dern in der Höhe von 10 Pro­zent blei­ben be­ste­hen. Durch die­sen über­ra­schen­den Zug hat US-Prä­si­dent Trump der Wirt­schafts­di­plo­ma­tie nun Zeit zum Aus­han­deln von Lö­sun­gen ein­ge­räumt. Das ist wich­tig, denn nicht nur die Han­dels­part­ner, son­dern auch die USA selbst haben kein In­ter­es­se an einer emp­find­li­chen Stö­rung des Welt­han­dels durch einen es­ka­lie­ren­den Han­dels­kon­flikt. Somit ist diese Ent­wick­lung po­si­tiv zu wer­ten. ​​

Blei­ben die ge­stör­ten Wirt­schafts­be­zie­hun­gen zwi­schen den USA und China, wel­che sich seit ges­tern ge­gen­sei­tig mit Im­port­zöl­len in der Höhe von 125 re­spek­ti­ve 84 Pro­zent be­le­gen. Dies ist mehr als nur ein Wer­muts­trop­fen, da es sich um die bei­den gröss­ten Volks­wirt­schaf­ten han­delt und ein fort­ge­setz­ter Bruch der ge­gen­sei­ti­gen Han­dels­be­zie­hun­gen letzt­lich zu einer Frag­men­tie­rung der Welt­wirt­schaft füh­ren würde. Die Un­si­cher­heit für die Welt­wirt­schaft bleibt damit hoch. ​​

Was be­deu­tet das für die Schweiz? ​

​Die Schweiz ist eine Ex­port­na­ti­on und die Aus­set­zung der re­zi­pro­ken Zölle in der Höhe von 21 Pro­zent ist po­si­tiv zu wer­ten. Da der ver­blei­ben­de Zoll mit 10 Pro­zent ge­gen­über allen Län­dern An­wen­dung fin­det, wird die Schweiz auch nicht mehr mas­siv dis­kri­mi­niert ge­gen­über der Kon­kur­renz. Den­noch ist fest­zu­hal­ten, dass auch Zölle in der Höhe von 10 Pro­zent im Fall der Schweiz un­ge­recht­fer­tigt sind. Unser Land ist einer der bes­ten Han­dels­part­ner der USA. Wir haben selbst keine Im­port­zöl­le auf In­dus­trie­pro­duk­te mehr. Zudem ge­hört die Schweiz zu den sechs gröss­ten aus­län­di­schen Di­rekt­in­ves­to­ren mit über 400'000 US-Ar­beits­plät­zen und ist gar füh­rend bei In­ves­ti­tio­nen in For­schung und Ent­wick­lung in den USA. ​

​Wie kann es nun wei­ter­ge­hen? ​

​Für die Welt­wirt­schaft sind zwei Ent­wick­lun­gen zen­tral: Ers­tens, ob es den USA und China ge­lin­gen wird, ihren völ­lig es­ka­lier­ten Han­dels­kon­flikt zu­rück­zu­fah­ren. Und zwei­tens, ob wei­te­re Län­der mit den USA Ab­kom­men ab­schlies­sen wer­den. In bei­den Fäl­len ist die Ge­schwin­dig­keit ein wich­ti­ges Ele­ment. Nicht nur wegen der Frist von 90 Tagen, son­dern weil Mil­lio­nen von Un­ter­neh­men auf der gan­zen Welt für ihre In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen eine ra­sche Re­duk­ti­on der han­dels­po­li­ti­schen Un­wäg­bar­kei­ten drin­gend brau­chen. ​

​Die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik ist in zwei Di­men­sio­nen ge­for­dert: Die gut ge­star­te­ten Ge­sprä­che mit den USA müs­sen in­ten­si­viert wer­den, um Lö­sun­gen zu fin­den. Gleich­zei­tig braucht die Schweiz neue Frei­han­dels­ab­kom­men wie mit dem Mer­co­sur oder süd­ost­asia­ti­schen Län­dern, sowie ein zü­gi­ges Vor­ge­hen bei der Eu­ro­pa­po­li­tik.