USA Schweiz

​​US-Zölle tref­fen gros­sen Teil der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft​

Das Wich­tigs­te in Kürze: ​​

  • eco­no­mie­su­is­se hat bei Un­ter­neh­men und Bran­chen­ver­bän­den eine Um­fra­ge zu den Aus­wir­kun­gen der neuen US-Zölle durch­ge­führt. ​Rund die Hälf­te der be­frag­ten Un­ter­neh­men sind ne­ga­tiv von den US-Zöl­len be­trof­fen. ​
  • Die wich­tigs­ten ge­nann­ten Grün­de sind ein po­ten­zi­el­ler Nach­fra­ge­rück­gang in den USA, ge­folgt von einem ge­ne­rel­len kon­junk­tu­rel­len Ab­schwung und einem Wett­be­werbs­vor­teil für Kon­kur­ren­ten aus Län­dern mit tie­fe­ren Zöl­len. ​
  • Die Po­li­tik ist nun ge­for­dert, ihre Haus­auf­ga­ben im In­land zu er­le­di­gen.​

Die USA haben ver­gan­ge­ne Woche neue Zölle an­ge­kün­digt. Seit dem 5. April gilt auf alle Ein­fuh­ren in die USA ein Ba­sis­zoll­satz von 10 Pro­zent. Zu­sätz­lich wer­den ab heute (9. April) län­der­spe­zi­fi­sche Im­port­zöl­le er­ho­ben. Schwei­zer Ex­por­te in die USA wer­den neu mit einem über­mäs­sig hohen Zoll­satz von 31 Pro­zent be­las­tet. ​​Die an­ge­kün­dig­ten US-Zölle tref­fen die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft hart. Sie schaf­fen er­heb­li­che Un­si­cher­heit und ver­schlech­tern die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer Un­ter­neh­men. Dies in einer Zeit, wo die Ex­port­aus­sich­ten in an­de­ren wich­ti­gen Ab­satz­märk­ten be­reits ein­ge­trübt sind.

​eco­no­mie­su­is­se hat eine Um­fra­ge durch­ge­führt, um bei den Un­ter­neh­men und Bran­chen­ver­bän­den kurz nach den US-Zol­lan­kün­di­gun­gen den Puls zu füh­len. Die Be­fra­gung zeigt: Die Un­si­cher­heit ist ak­tu­ell gross. Rund die Hälf­te der be­frag­ten Bran­chen­ver­bän­de und Un­ter­neh­men sind stark ne­ga­tiv von den US-Zöl­len be­trof­fen.

​Viele Un­ter­neh­men rech­nen mit einem Nach­fra­ge­rück­gang

​Der US-Markt ist ein wich­ti­ger Ab­satz­markt für viele Schwei­zer Un­ter­neh­men. Die­ser wurde in den ver­gan­ge­nen Jah­ren für die Un­ter­neh­men immer be­deu­ten­der, weil an­de­re Märk­te wie bei­spiels­wei­se die EU oder China schon län­ger schwä­cheln. 50 Pro­zent der be­frag­ten Bran­chen und Un­ter­neh­men rech­nen auf­grund der hohen US-Zölle auf Schwei­zer Pro­duk­te mit einem Nach­fra­ge­rück­gang - so­wohl bei Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten wie auch bei Ge­schäfts­kun­den. Di­ver­se be­frag­te Un­ter­neh­men sind auch in­di­rekt von den US-Zöl­len be­trof­fen, bei­spiels­wei­se als Zu­lie­fe­rer für Ex­port­un­ter­neh­men. Viele be­fürch­ten zudem einen glo­ba­len Kon­junk­tur­ab­schwung auf­grund der Zölle, was einen ge­ne­rel­len Nach­fra­ge­rück­gang zur Folge hätte.

​Wei­ter rech­nen die Un­ter­neh­men mit Pro­ble­men in den Lie­fer­ket­ten, Wett­be­werbs­vor­tei­len für Kon­kur­ren­ten aus Län­dern mit tie­fe­ren Zöl­len, Zol­ler­hö­hun­gen in an­de­ren Märk­ten sowie einem Rück­gang der Marge.

​Kurz­fris­ti­ge An­pas­sun­gen schwie­rig

​Rund 80 Pro­zent der be­frag­ten Un­ter­neh­men haben kurz­fris­tig noch keine Ab­fe­de­rungs­mass­nah­men an­ge­dacht oder ein­ge­lei­tet. Sie sind aber in Ab­klä­run­gen, wie sie die US-Zölle mit­tel- bis lang­fris­tig ab­fe­dern könn­ten. Dabei wer­den ei­ner­seits Mög­lich­kei­ten dis­ku­tiert, über an­de­re Län­der mit tie­fe­ren Zöl­len aus­zu­wei­chen. An­de­rer­seits wer­den Ver­trags­an­pas­sun­gen ge­prüft, um damit die Zoll­kos­ten auf die US-Im­por­teu­re ab­zu­wäl­zen. Aus­ser­dem wer­den Ab­klä­run­gen ge­trof­fen, in­wie­fern eine stär­ke­re Di­ver­si­fi­ka­ti­on in an­de­re Ab­satz­märk­te an­ge­strebt wer­den kann.

​Gleich­zei­tig be­to­nen die be­frag­ten Un­ter­neh­men, dass es schwie­rig sei, kurz­fris­tig An­pas­sun­gen vor­zu­neh­men. Viele Un­ter­neh­men hof­fen des­halb nach wie vor, dass ihre Pro­duk­te von den US-Zöl­len aus­ge­nom­men blei­ben, be­zie­hungs­wei­se aus­ge­nom­men wer­den kön­nen.

​Haus­auf­ga­ben im In­land er­le­di­gen ​

Die be­frag­ten Bran­chen­ver­bän­de und Un­ter­neh­men er­war­ten vom Bun­des­rat, dass er nun alles dar­an­setzt, die un­be­grün­det hohen Zölle auf di­plo­ma­ti­schem Weg zu re­du­zie­ren. Die Schweiz hat beste wirt­schaft­li­che Ar­gu­men­te auf ihrer Seite. So ist sie bei­spiels­wei­se die sechst­wich­tigs­te aus­län­di­sche In­ves­to­rin in den USA und führt diese Rang­lis­te bei For­schung und Ent­wick­lung sogar an.

​Gleich­zei­tig müs­sen aber auch die Haus­auf­ga­ben im In­land ge­macht wer­den. Es ist alles daran zu set­zen, die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät der Schweiz zu stär­ken. Von un­nö­ti­gen Re­gu­lie­run­gen und zu­sätz­li­chen fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen für die Un­ter­neh­men muss drin­gend ab­ge­se­hen wer­den. Es braucht des­halb eine kri­ti­sche Über­prü­fung bei Vor­la­gen, wel­che die Schwei­zer Un­ter­neh­men po­ten­zi­ell zu­sätz­lich be­las­ten könn­ten. Zudem sol­len Mass­nah­men zur Ent­las­tung der Un­ter­neh­men in An­griff ge­nom­men wer­den. ​ ​

Die Um­fra­ge wurde von eco­no­mie­su­is­se vom 3. - 4. April durch­ge­führt. Teil­ge­nom­men haben 94 Bran­chen­ver­bän­de und Un­ter­neh­men. Die Um­fra­ge deckt alle Lan­des­tei­le der Schweiz ab. Die Aus­wer­tung zeigt ein ak­tu­el­les Stim­mungs­bild der Schwei­zer Wirt­schaft. Die Ant­wor­ten wur­den je­weils nicht ge­wich­tet und die Er­geb­nis­se er­he­ben kei­nen An­spruch auf Re­prä­sen­ta­ti­vi­tät.​