Stapel mit Dokumenten darauf liegt ein Gerichtshammer

Der ge­fähr­li­che Weg zur Kom­mer­zia­li­sie­rung un­se­res Rechts

Der Bun­des­rat prä­sen­tier­te letz­ten De­zem­ber seine Bot­schaft zum kol­lek­ti­ven Rechts­schutz. Die darin vor­ge­se­he­nen In­stru­men­te ber­gen das hohe Ri­si­ko einer Ame­ri­ka­ni­sie­rung des schwei­ze­ri­schen Rechts­sys­tems. Den Aus­bau der be­ste­hen­den Ver­bands­kla­ge sowie die kol­lek­ti­ven Ver­glei­che zu­las­ten des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz lehnt eco­no­mie­su­is­se ve­he­ment ab. In den Nie­der­lan­den haben die dort an­säs­si­gen Un­ter­neh­men be­reits gra­vie­ren­de ne­ga­ti­ve Er­fah­run­gen mit dem kol­lek­ti­ven Rechts­schutz ge­macht. Vor dem Hin­ter­grund des neuen Ge­set­zes­ent­wurfs des Bun­des­rats un­ter­hal­ten sich eine schwei­ze­ri­sche und eine nie­der­län­di­sche An­wäl­tin dar­über, wel­che Feh­ler die Schweiz ver­mei­den soll­te.

Ende des ver­gan­ge­nen Jah­res hat der Bun­des­rat die Bot­schaft zum kol­lek­ti­ven Rechts­schutz ver­ab­schie­det. Er will die be­ste­hen­de Ver­bands­kla­ge zur Gel­tend­ma­chung von Er­satz­an­sprü­chen aus­bau­en sowie kol­lek­ti­ve Ver­glei­che zu­las­ten des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz er­mög­li­chen. Dies käme einem pro­zes­sua­len Pa­ra­dig­men­wech­sel gleich und wäre für das Er­folgs­mo­dell Schweiz aus meh­re­ren Grün­den äus­serst schäd­lich. Ins­be­son­de­re würde da­durch der in­ter­na­tio­na­len Kla­ge­in­dus­trie Tür und Tor ge­öff­net.

Sam­mel­kla­gen kon­ti­nu­ier­lich ver­schärft

Mit dem prä­sen­tier­ten Ge­set­zes­vor­ha­ben öff­net der Bun­des­rat die Tür zu einer Ame­ri­ka­ni­sie­rung un­se­res Rechts­sys­tems. Er öff­net damit die Büch­se der Pan­do­ra auch für die Schweiz, an­statt von den schlech­ten Er­fah­run­gen in an­de­ren Län­dern zu ler­nen. In den Nie­der­lan­den sam­melt man seit meh­re­ren Jah­ren Er­fah­run­gen mit einem Rechts­sys­tem, wel­ches In­stru­men­te des kol­lek­ti­ven Rechts­schut­zes ein­ge­führt und fort­lau­fend ver­schärft hat. Die­ser Blick über die Gren­ze zeigt klar, dass die Ein­füh­rung der vor­ge­se­he­nen In­stru­men­te auch in der Schweiz schnell zu un­kon­trol­lier­ba­ren Kla­gen füh­ren würde.

Der Blick über die Gren­zen zeigt die Ge­fah­ren klar auf

Im Ge­spräch mit Isa­bel­la Wi­jn­berg, Fach­ex­per­tin und Rechts­an­wäl­tin in einer der gröss­ten nie­der­län­di­schen Kanz­lei­en, nimmt eco­no­mie­su­is­se den neu vor­lie­gen­den Ge­set­zes­ent­wurf für die Schweiz zum An­lass, einen Blick auf die Ent­wick­lun­gen in den Nie­der­lan­den zu wer­fen. Die Er­fah­run­gen zei­gen, dass sich die Sam­mel­kla­gen dort in weit­rei­chen­dem Um­fang auf die Un­ter­neh­men aus­wir­ken. Sie sind zeit­auf­wen­dig und immer öf­fent­lich­keits­wirk­sam. Zudem wer­den sie re­gel­mäs­sig von Dritt­fi­nan­zie­rern an­ge­strengt oder zu­min­dest von ihnen er­mög­licht.

Preis­er­hö­hun­gen für Kon­su­mie­ren­de sind un­aus­weich­lich

Durch die Ein­füh­rung von In­stru­men­ten des kol­lek­ti­ven Rechts­schut­zes ins schwei­ze­ri­sche Rechts­sys­tem wer­den letzt­lich alle Un­ter­neh­men ins Vi­sier ge­nom­men und sehen sich zu­neh­men­den Haf­tungs­ri­si­ken aus­ge­setzt. Dies führt nicht nur zu einer ge­ne­rel­len Er­hö­hung der Prei­se für uns Kon­su­men­ten, son­dern wäre auch durch das in­hä­ren­te Miss­brauch­s­po­ten­zi­al sol­cher In­stru­men­te zu­las­ten aller un­se­rer Un­ter­neh­men für unser Wirt­schafts­sys­tem und unser Er­folgs­mo­dell Schweiz gra­vie­rend. Die Wirt­schaft setzt sich daher ge­schlos­sen auch wei­ter­hin gegen die Ein­füh­rung un­er­prob­ter und art­frem­der Pro­zess­in­stru­men­te in unser Rechts­sys­tem – und damit für die Ver­hin­de­rung der Kom­mer­zia­li­sie­rung un­se­res schwei­ze­ri­schen Rechts­sys­tems – ein.

Ein aus­führ­li­ches In­ter­view zur Ent­wick­lung und zu den damit ver­bun­de­nen Ge­fah­ren für ein Rechts­sys­tem wurde im «Jus­let­ter» vom 10. Ja­nu­ar 2022 pu­bli­ziert.

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