Das Spe­ku­la­ti­ons­ver­bot ist der fal­sche Weg

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass der Bun­des­rat die In­itia­ti­ve «Keine Spe­ku­la­ti­on mit Nah­rungs­mit­teln» ka­te­go­risch ab­lehnt. Wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis­se wi­der­spre­chen der In­itia­ti­ve, die daher ihren Zweck nicht er­füllt und für die Schwei­zer Wirt­schaft hö­he­re Kos­ten be­deu­ten würde.

Ohne Ge­gen­vor­schlag emp­fiehlt der Bun­des­rat die In­itia­ti­ve «Keine Spe­ku­la­ti­on mit Nah­rungs­mit­teln» zur Ab­leh­nung. Das hat er heute in sei­ner Bot­schaft mit­ge­teilt. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt diese Ab­leh­nung und teilt die Ar­gu­men­ta­ti­on des Bun­des­rats. Die Mehr­zahl der Stu­di­en und Fak­ten weist dar­auf hin, dass die In­itia­ti­ve keine wis­sen­schaft­li­che Grund­la­ge hat. Nicht die Spe­ku­la­ti­on auf den Ter­min­märk­ten, son­dern an­de­re Grün­de haben in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zu hohen Nah­rungs­mit­tel­prei­sen ge­führt. Dürre und Frost haben das An­ge­bot ge­nau­so wie his­to­risch tiefe La­ger­be­stän­de ver­rin­gert. Auch Ex­port- oder Im­port­be­schrän­kun­gen haben einen Ein­fluss auf die Prei­se.

 
Nah­rungs­mit­tel­prei­se sin­ken
Die Preis­an­stie­ge bei Nah­rungs­mit­teln hän­gen mass­geb­lich mit dem phy­si­schen An­ge­bot zu­sam­men und nicht mit der Spe­ku­la­ti­on auf den Ter­min­märk­ten. Das ver­deut­licht fol­gen­der Um­stand: Der Han­del mit Ver­trä­gen auf Mais und Wei­zen ist an der Chi­ca­go­er und somit gröss­ten Ter­min­bör­se in den letz­ten Jah­ren gleich hoch ge­blie­ben – trotz­dem sind die Prei­se für Nah­rungs­mit­tel im De­zem­ber auf den tiefs­ten Stand seit 2010 ge­sun­ken und gehen auch wei­ter­hin zu­rück.


Der Han­del mit Ver­trä­gen auf den Ter­min­märk­ten er­füllt wich­ti­ge Funk­tio­nen. Er er­mög­licht es Pro­du­zen­ten und Händ­lern, sich gegen Ri­si­ken ab­zu­si­chern. Ein Ver­bot der Spe­ku­la­ti­on hätte nach­tei­li­ge Ef­fek­te auf die Prei­se, da es Un­ter­neh­men die Ab­si­che­rung ver­teu­ern und zu zu­sätz­li­chen Kos­ten füh­ren würde. Somit sind nebst Ban­ken und An­le­ger auch in­dus­tri­el­le Ver­ar­bei­ter von Nah­rungs­mit­teln sowie Händ­ler von Agrar­roh­stof­fen von der In­itia­ti­ve be­trof­fen. Die Schweiz hat eine lange Tra­di­ti­on im Roh­stoff­han­del. Die aus der In­itia­ti­ve ent­ste­hen­den Wett­be­werbs­nach­tei­le wür­den nicht nur diese er­folg­rei­che Tra­di­ti­on aufs Spiel set­zen, sie wür­den die Schweiz Ar­beits­plät­ze, Wert­schöp­fung und Steu­er­er­trä­ge kos­ten.

 
Han­dels­hür­den ab­bau­en
Für eco­no­mie­su­is­se ist un­be­strit­ten, dass es ge­eig­ne­te Mass­nah­men gegen den Hun­ger auf der Welt braucht. Sol­che er­greift die Schweiz zur­zeit auch. Ei­ner­seits setzt sie sich im Rah­men der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit für die Hun­ger­be­kämp­fung ein – zum Bei­spiel, indem sie eine bes­se­re Aus­bil­dung von Bau­ern oder Be­wäs­se­rungs­pro­jek­te in den ärms­ten Re­gio­nen un­ter­stützt. An­de­rer­seits soll sich die Schweiz wei­ter­hin dafür stark ma­chen, dass die WTO die Hür­den für den in­ter­na­tio­na­len Han­del mit Nah­rungs­mit­teln ab­baut.

 
Nicht der rich­ti­ge Weg ist es hin­ge­gen, ge­ra­de im zur­zeit an­ge­spann­ten Um­feld mit star­kem Fran­ken und eu­ro­pa­po­li­ti­scher Un­si­cher­heit Schwei­zer Un­ter­neh­men mit Ver­bo­ten wei­te­re Las­ten auf­zu­bür­den – ins­be­son­de­re, wenn diese Ver­bo­te einer wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­ge ent­beh­ren und nur Nach­tei­le mit sich brin­gen.