Bun­des­fi­nan­zen: So­li­de Ein­nah­men – feh­len­de Ent­las­tun­gen rä­chen sich

Der Bun­des­rat hat die fi­nan­zi­el­len Eck­wer­te des Bun­des bis 2015 ver­öf­fent­licht. Der Bun­des­haus­halt bleibt im Gleich­ge­wicht, für neue Auf­ga­ben feh­len aber die Spiel­räu­me. Schuld daran sind nicht die Ein­nah­men, son­dern das un­kom­pen­sier­te Wachs­tum der Aus­ga­ben.
Der Bun­des­rat hat den Vor­an­schlag für das Jahr 2012 ver­ab­schie­det und heute über des­sen Eck­wer­te in­for­miert. Sie zei­gen, dass der Bund fi­nan­zi­ell im nächs­ten Jahr sowie in den Fol­ge­jah­ren bis 2015 auf aus­ge­gli­che­nen Pfa­den un­ter­wegs ist. Die Vor­ga­ben der Schul­den­brem­se wer­den durch­wegs ein­ge­hal­ten. Zwei Tat­sa­chen sind be­son­ders auf­fal­lend: Die pro­phe­zei­ten Ein­nah­men­aus­fäl­le auf­grund der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II blei­ben weit­ge­hend aus, und aus­ga­ben­sei­tig sind die Spiel­räu­me ab 2013 bis auf den letz­ten Fran­ken aus­ge­reizt.

Ein­nah­men­sei­tig wird so­wohl bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er wie bei der Mehr­wert­steu­er und der Ver­rech­nungs­steu­er mit über­durch­schnitt­li­chen Zu­wäch­sen ge­rech­net. Vor allem die Ein­nah­men aus der Ge­winn­steu­er stei­gen stark, was dar­auf hin­deu­tet, dass Po­ten­zia­le für drin­gen­de Ent­las­tun­gen bei der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung aus­rei­chend vor­han­den sind. Ein­nah­men­aus­fäl­le auf­grund von Steu­er­re­for­men wer­den vor allem im Be­reich der na­tür­li­chen Per­so­nen ge­or­tet. Neben gros­sen Bro­cken wie der Fa­mi­li­en­steu­er­re­form und dem Aus­gleich der kal­ten Pro­gres­si­on nimmt sich das viel­ge­schol­te­ne, im Rah­men der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II ein­ge­führ­te Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zip vom As­pekt der Min­der­ein­nah­men her al­ler­dings fast schon ne­ben­säch­lich aus (100 Mil­lio­nen von ins­ge­samt einer Mil­li­ar­de Fran­ken). Auch bei der Mehr­wert­steu­er ist das Wachs­tum ste­tig: Von Steu­er­ein­bus­sen auf­grund der Re­form von 2010 keine Spur. Die Ein­nah­men aus der Ver­rech­nungs­steu­er schliess­lich wach­sen mit einer Marke von fast 13 Pro­zent. Auch hier schlägt sich das Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zip of­fen­bar nicht gra­vie­rend ne­ga­tiv nie­der.

Kein fi­nan­zi­el­ler Spiel­raum ge­schaf­fen
Auf der Aus­ga­ben­sei­te sticht das Feh­len jeg­li­cher Spiel­räu­me ab 2013 ins Auge. Ein­nah­men und Aus­ga­ben hal­ten sich die Waage. Das Par­la­ment hat in der Ver­gan­gen­heit lau­fend Neu­aus­ga­ben be­schlos­sen, ohne gleich­zei­tig für Ent­las­tun­gen zu sor­gen. Das rächt sich jetzt. Für neue Pro­jek­te und Auf­ga­ben fehlt das Geld. Soll­ten sie trotz­dem un­ter­nom­men wer­den – Stich­wort Kampf­flie­ger, Aus­bau der Armee, neue Mit­tel für Ver­kehr und Bil­dung – wird es un­um­gäng­lich sein, dass die Prio­ri­tä­ten in­ner­halb des Bun­des­haus­halts teil­wei­se um­ge­la­gert wer­den. Die Al­ter­na­ti­ve «Grie­chen­land» (Ver­schul­dung) ist keine. Auf das neue Par­la­ment war­ten ab­seh­bar hit­zi­ge fi­nanz­po­li­ti­sche De­bat­ten.

Die Aus­ga­ben wach­sen auch 2012 stär­ker als die Wirt­schaft (real: 1,7 Pro­zent). Aus­ga­ben­spit­zen­rei­ter ist un­an­ge­foch­ten die So­zia­le Wohl­fahrt (+600 Mil­lio­nen Fran­ken). Beim re­la­ti­ven Zu­wachs führt die Ent­wick­lungs­hil­fe mit fast neun Pro­zent Mehr­aus­ga­ben das Feld an (+170 Mil­lio­nen Fran­ken). Es fol­gen Bil­dung und For­schung (+5,6 Pro­zent) und der Ver­kehr (+4,7 Pro­zent; alles für den ÖV). Die Ein­nah­men und die Aus­ga­ben be­tra­gen je 64,1 Mil­li­ar­den Fran­ken. Es re­sul­tiert ein struk­tu­rel­ler Über­schuss von 400 Mil­lio­nen Fran­ken, der al­ler­dings durch einen Ver­zicht der Na­tio­nal­bank auf Ge­winn­aus­schüt­tun­gen oder eine Ein­trü­bung der Wirt­schafts­la­ge rasch auf­ge­braucht würde.