An­lie­gen der Wirt­schaft kom­men im Raum­kon­zept zu kurz

Das Raum­kon­zept Schweiz muss über­ar­bei­tet und we­sent­li­che Punk­te müs­sen neu for­mu­liert wer­den. In der vor­lie­gen­den Fas­sung wird den An­lie­gen der Wirt­schaft viel zu wenig Be­ach­tung ge­schenkt. Ins­ge­samt zeugt das Kon­zept von einem Pla­nungs­dik­tat, das eco­no­mie­su­is­se ent­schie­den ab­lehnt. Als un­ver­bind­li­ches Leit­bild wäre es hin­ge­gen zu be­grüs­sen.
Das Raum­kon­zept ist das Pro­dukt einer fünf­jäh­ri­gen Zu­sam­men­ar­beit von Bund, Kan­to­nen und Ge­mein­den. Es soll die po­li­ti­sche Grund­la­ge für eine bes­ser ko­or­di­nier­te und nach­hal­ti­ge Raum­ent­wick­lung in der Schweiz bil­den. Doch es setzt seine Prio­ri­tä­ten falsch. Öko­no­mi­sche As­pek­te müs­sen in der Raum­pla­nung ge­nau­so stark ge­wich­tet wer­den wie öko­lo­gi­sche. Die je­wei­li­gen An­lie­gen müs­sen ge­gen­ein­an­der ab­ge­wo­gen und deren Ver­ein­bar­keit so weit wie mög­lich op­ti­miert wer­den. Denn im Wett­be­werb der Stand­or­te muss die Schweiz nicht nur der Um­welt Sorge tra­gen, son­dern auch das für den Wohl­stand zen­tra­le Wirt­schafts­wachs­tum ge­währ­leis­ten. Die In­ter­es­sen und Be­dürf­nis­se der Wirt­schaft gehen im Raum­kon­zept je­doch völ­lig unter. Auch die Raum­po­li­tik muss im In­ter­es­se eines in­no­va­ti­ven Wirt­schafts­stand­orts Schweiz op­ti­ma­le Rah­men­be­din­gun­gen für Un­ter­neh­men schaf­fen. Dies gilt für alle Re­gio­nen, nicht nur für die städ­ti­schen. Un­ter­neh­men sol­len sich auch räum­lich fle­xi­bel ent­fal­ten kön­nen. Des­halb muss es mög­lich sein, Bau­pro­jek­te nach­fra­ge­ge­recht, rasch und un­kom­pli­ziert zu ver­wirk­li­chen. Diese Zu­si­che­run­gen müs­sen ex­pli­zit ins Raum­kon­zept auf­ge­nom­men wer­den.

Neben einem Un­gleich­ge­wicht der In­ter­es­sen zeugt das Raum­kon­zept auch von einem Dik­tat staat­li­cher Pla­nung. Da­ge­gen weh­ren wir uns ve­he­ment. Der Staat und ins­be­son­de­re der Bund muss sich – auch in der Raum­pla­nung – auf das Not­wen­digs­te be­schrän­ken. Wir for­dern des­halb, die di­ri­gis­ti­schen Mass­nah­men und quasi «zen­tra­lis­tisch ver­ord­ne­ten» Stra­te­gi­en aus dem Raum­kon­zept zu strei­chen oder so um­zu­for­mu­lie­ren, dass sie die Ent­wick­lun­gen in den Re­gio­nen dem Markt und sei­nen Ak­teu­ren über­las­sen.

Kein wei­te­res raum­pla­ne­ri­sches In­stru­ment
Das Raum­kon­zept muss un­ver­bind­lich blei­ben. Es darf weder zu einem wei­te­ren In­stru­ment der Raum­pla­nung wer­den, noch Ge­set­zescha­rak­ter er­lan­gen. Wir sehen al­ler­dings die Ge­fahr einer Ge­set­zes­schaf­fung durch die Hin­ter­tür, wenn unter Um­ge­hung der de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mie­ren­den Pro­zes­se auf das Raum­kon­zept ent­we­der in Ge­set­zen oder in der prak­ti­schen An­wen­dung ver­wie­sen wird.

eco­no­mie­su­is­se ver­steht das Raum­kon­zept als In­itia­ti­ve der drei Staats­ebe­nen zur Er­ar­bei­tung einer ge­mein­sa­men Hal­tung zur räum­li­chen Ent­wick­lung der Schweiz. Dass das Raum­kon­zept auf­grund der sich ver­än­dern­den Le­bens- und Mo­bi­li­täts­ver­hält­nis­se der Be­völ­ke­rung vor­schlägt, die Raum­ent­wick­lung an zwölf ver­schie­de­nen Hand­lungs­räu­men aus­zu­rich­ten, kön­nen wir ak­zep­tie­ren. Ein über die po­li­tisch-ad­mi­nis­tra­ti­ven Gren­zen hin­aus­schau­en­des, ge­mein­sa­mes Leit­bild kann für Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den sinn­voll und hilf­reich sein.

- Ver­nehm­las­sungs­ant­wort von eco­no­mie­su­is­se zum Raum­kon­zept als PDF