Kartellgesetz

Kar­tell­ge­setz­re­vi­si­on: Der Stän­de­rat sieht Be­darf, han­delt aber nicht

Ges­tern hat der Stän­de­rat die lau­fen­de Teil­re­vi­si­on des Kar­tell­ge­set­zes be­ra­ten. Dabei ist er in einer zen­tra­len Frage nicht der Mehr­heit sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt. Aus Sicht der Wirt­schaft ist dies be­dau­er­lich. Er­freu­lich ist je­doch die deut­li­che Mehr­heit, mit der die Ein­füh­rung einer Com­p­li­an­ce De­fence im Stän­de­rat an­ge­nom­men wurde.

Im Kar­tell­recht be­steht un­be­strit­ten Re­vi­si­ons­stau. Nach in­ten­si­ver Vor­ar­beit in der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben, mit An­hö­run­gen u.a. von Ver­tre­tern aus Wis­sen­schaft und Un­ter­neh­men, de­bat­tier­te der Stän­de­rat ges­tern über die Vor­la­ge. Dabei ging es ei­ner­seits um un­be­strit­te­ne An­pas­sun­gen im Sinne einer Mo­der­ni­sie­rung des Ge­set­zes. An­de­rer­seits war sich der Rat aber in der zen­tra­len Frage un­ei­nig, ob die Wett­be­werbs­be­hör­den die Aus­wir­kun­gen einer Wett­be­werbs­be­schrän­kung im kon­kre­ten Ein­zel­fall dar­le­gen müs­sen. Die­ses Er­for­der­nis be­trifft so­wohl die Wett­be­werbs­ab­re­den als auch den Miss­brauch der markt­be­herr­schen­den Stel­lung. Nach dem GABA-Ent­scheid von 2016, ent­wi­ckel­te die Weko eine Pra­xis, wel­che sich vom ur­sprüng­li­chen Zweck des Ge­set­zes ent­fernt hatte und wel­che für die Un­ter­neh­men im Land zu er­heb­li­chen Pro­ble­men ge­führt hat.

Der Stän­de­rat hat es nun ver­passt, hier Ver­bes­se­run­gen zu be­schlies­sen und ent­schied sich gegen eine An­pas­sung im ma­te­ri­el­len Recht. Zwar stell­ten meh­re­re Stän­de­rä­te Hand­lungs­be­darf fest, bei den ent­schei­den­den Ab­stim­mun­gen wur­den dann aber die – von der Kom­mis­si­on vor­ge­schla­ge­nen – Än­de­run­gen bei Art. 5 Abs. 1bis mit 24 zu 20 Stim­men knapp ab­ge­lehnt. Ein Kom­pro­miss­vor­schlag zu Art. 7 KG fand zu­nächst noch eine Mehr­heit, wurde dann im Rah­men eines Rück­kom­mens­an­tra­ges aber auch ab­ge­lehnt.

Er­freu­li­cher­wei­se wurde die so­ge­nann­te Com­p­li­an­ce De­fence vom Stän­de­rat klar un­ter­stützt. Das war stets ein wich­ti­ges An­lie­gen der Wirt­schaft. Da­nach sol­len die ge­trof­fe­nen Com­p­li­an­ce-Mass­nah­men eines Un­ter­neh­mens einen sank­ti­ons­min­dern­den Ein­fluss haben.

Mo­der­nes und grif­fi­ges Kar­tell­ge­setz ist not­wen­dig

Die Vor­la­ge geht nun in die WAK-N, die sich ab Ende Au­gust mit der Vor­la­ge be­fas­sen wird. Die Wirt­schaft wird sich wei­ter­hin für ein mo­der­nes und grif­fi­ges Kar­tell­ge­setz ein­set­zen, wel­ches den Un­ter­neh­men aus­rei­chend Rechts­si­cher­heit bie­tet. Dies gilt so­wohl für die wei­te­re Be­ra­tung der Re­vi­si­ons­vor­la­ge als auch für die vom Bun­des­rat an­ge­kün­dig­te Re­form der kar­tell­recht­li­chen In­sti­tu­tio­nen.