Sparschwein mit Münzen

Co­ro­na-Schul­den­ab­bau: Be­kennt­nis zur Schul­den­brem­se

Der Bun­des­rat hat den voll­stän­di­gen Abbau der Co­ro­na-Schul­den be­schlos­sen. Der Abbau schränkt den Bun­des­haus­halt nicht ein und führt auch nicht zu Mehr­be­las­tun­gen für die Be­völ­ke­rung. Mit sei­nem Ent­scheid stärkt der Bun­des­rat die Vor­aus­set­zun­gen, dass auch künf­ti­ge Kri­sen und Not­la­gen be­wäl­tigt wer­den kön­nen, ohne dass die Schul­den der Schweiz immer wei­ter stei­gen. Gleich­zei­tig legt der Bun­des­rat ein Be­kennt­nis zur fi­nan­zi­el­len Nach­hal­tig­keit ab: die vom Volk mit über­wäl­ti­gen­dem Mehr be­schlos­se­ne Schul­den­brem­se gilt ohne Wenn und Aber.

Der Bund hat sich durch seine Mass­nah­men zur Be­wäl­ti­gung der Co­ro­na-Krise im Um­fang von rund 25 Mil­li­ar­den Fran­ken ver­schul­det. Das heisst: auf einen Schlag sind die Schul­den des Bun­des um einen Vier­tel ge­stie­gen. Laut Ge­setz müs­sen diese Schul­den in­nert sechs Jah­ren ab­ge­baut wer­den. Der Bun­des­rat hat dazu eine Ver­nehm­las­sung durch­ge­führt. Jetzt hat er die Bot­schaft ans Par­la­ment ver­ab­schie­det.

Co­ro­na-Schul­den in­nert drei Le­gis­la­tur­pe­ri­oden ab­bau­en

Die Lö­sung sieht vor, dass die Schul­den grund­sätz­lich in drei Le­gis­la­tur­pe­ri­oden bis 2035 voll­stän­dig ab­ge­baut wer­den. Die Mit­tel dafür kom­men aus den Über­schüs­sen, die der Bund in der Regel jähr­lich schreibt. Die Über­schüs­se wer­den voll­stän­dig für den Co­ro­na-Schul­den­ab­bau ver­wen­det. Er­gän­zend kom­men Aus­schüt­tun­gen der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank hinzu, die in einem ge­wis­sen Um­fang eben­falls in die Schul­den­til­gung flies­sen. Die Aus­schüt­tun­gen sind auf­grund der stark ge­wach­se­nen Bi­lanz der Na­tio­nal­bank viel höher als in der Ver­gan­gen­heit. Für den Schul­den­ab­bau wer­den al­ler­dings nur die Zu­satz­aus­schüt­tun­gen ver­wen­det. Auf diese Weise sol­len die Co­ro­na-Schul­den in rund elf Jah­ren ab­ge­baut sein.

Abbau ohne Ein­schrän­kun­gen mög­lich

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die­sen Plan. Zum einen ist er rea­lis­tisch: Der Bun­des­haus­halt wird nicht tan­giert bzw. es kommt nicht zu Ein­schrän­kun­gen. So­wohl die Über­schüs­se wie auch die zu­sätz­li­chen SNB-Mit­tel haben dem Bund bis jetzt nie zur Ver­fü­gung ge­stan­den. Zum an­dern ent­spricht der Plan der gel­ten­den Funk­ti­ons­wei­se der Schul­den­brem­se: Das Ge­setz sieht die Mög­lich­keit einer ver­län­ger­ten Amor­ti­sa­ti­ons­frist in be­son­de­ren Fäl­len vor. Bei der Co­ro­na-Pan­de­mie han­delt es sich zwei­fel­los um einen sol­chen be­son­de­ren Fall. Die Über­schüs­se, die der Bund schreibt – häu­fig Kre­di­te, die am Ende des Rech­nungs­jah­res übrig blei­ben –, wer­den heute schon aus­schliess­lich für den Schul­den­ab­bau ver­wen­det. Diese Regel hatte der Ge­setz­ge­ber ein­ge­führt, um einen Schul­den­ab­bau zu er­mög­li­chen. An ihr wird fest­ge­hal­ten; es wird le­dig­lich ex­pli­zit fest­ge­legt, dass die Co­ro­na-Schul­den vor den üb­ri­gen Bun­des­schul­den ab­ge­baut wer­den müs­sen.

Die Va­ri­an­te, «alte» Über­schüs­se mit «neuen» Schul­den zu ver­rech­nen, hat der Bun­des­rat ver­wor­fen, weil er so wenig wie mög­lich ins be­währ­te Sys­tem der Schul­den­brem­se ein­grei­fen möch­te. Eine sol­che Ver­rech­nung würde gegen die zen­tra­le Regel, dass Über­schüs­se nicht in den Fol­ge­jah­ren ver­wen­det wer­den kön­nen, ver­stos­sen. Über­schüs­se sind kein «Vor­schuss» für die Zu­kunft, son­dern aus­schliess­lich für den Abbau alter Schul­den vor­ge­se­hen. Zudem han­delt es sich dabei um einen rein buch­hal­te­ri­schen Trick, denn es wer­den im Um­fang der Ver­rech­nung keine Schul­den tat­säch­lich ab­ge­baut. Der Fehl­be­trag hätte sich nur auf dem Pa­pier re­du­ziert.

Schul­den­ab­bau bleibt wei­ter prio­ri­tär

Neben den Co­ro­na-Schul­den gibt es auch immer noch die «üb­ri­gen» Bun­des­schul­den. Sie be­tra­gen heute auf­grund des stei­len Schul­den­auf­baus in den 1990er-Jah­ren immer noch rund 100 Mil­li­ar­den Fran­ken. Der Bund hat dafür in den letz­ten Jah­ren durch­schnitt­lich 2 Mil­li­ar­den Fran­ken Zin­sen be­zahlt. Von einer bal­di­gen «Null­ver­schul­dung» des Bun­des kann also nicht ge­spro­chen wer­den, auch nach dem Be­schluss des Bun­des­rats zum völ­li­gen Abbau der Co­ro­na-Schul­den nicht. Was aber zwei­fel­los stimmt: Schul­den kos­ten und schrän­ken des­halb den Haus­halt ein. Hö­he­re Schul­den schrän­ken ihn über die Zeit noch mehr ein. Der Schul­den­ab­bau lohnt sich also. Er ver­schafft dem Haus­halt Luft, und zwar dau­er­haft.

Fi­nan­zi­el­le Nach­hal­tig­keit ist kein Selbst­läu­fer

Fi­nan­zi­el­le Nach­hal­tig­keit zahlt sich aus. Wie die Co­ro­na-Ver­schul­dung zeigt, ist sie aber kein Selbst­läu­fer, son­dern muss immer wie­der er­run­gen wer­den. Der Bun­des­rat hat mit sei­nem Ent­scheid für einen voll­stän­di­gen, ver­bind­li­chen Schul­den­ab­bau in­nert einer ver­nünf­ti­gen, rea­lis­ti­schen Frist die po­li­ti­schen Wei­chen wei­ter in Rich­tung Nach­hal­tig­keit ge­stellt. Das Par­la­ment soll­te ihn dabei un­ter­stüt­zen. Es wäre ein Ar­muts­zeug­nis und ein schlech­tes Omen für künf­ti­ge Kri­sen, soll­te die Co­ro­na-Rech­nung auch für die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on noch ein Thema sein.