Symbolbild: (Schweizer Flagge im Vordergrund, Stadt Luzern im Hintergrund)

Uups! 60 Pro­zent des Stimm­volks glatt ver­ges­sen

Fak­ten­check Nr. 1 zum Rah­men­ab­kom­men: Die Geg­ner des Rah­men­ab­kom­mens mit der EU be­haup­ten, der Ver­trag sei chan­cen­los und po­li­tisch tot. Sie ver­wei­sen dabei auf die Stim­mung im Volk. Doch wie genau steht es tat­säch­lich um die «Stim­mung im Volk»?

Be­haup­tung: Das Rah­men­ab­kom­men in die­ser Form hat im Stimm­volk keine Chan­ce.

Tat­sa­che: Bei der bis­her ein­zi­gen re­prä­sen­ta­ti­ven Be­völ­ke­rungs­be­fra­gung im Auf­trag des Bran­chen­ver­bands In­ter­phar­ma vom März 2019 spra­chen sich 60 Pro­zent der Be­frag­ten für das fer­tig aus­ge­han­del­te Rah­men­ab­kom­men aus. In den Augen der Be­frag­ten über­wie­gen die Vor­tei­le der be­ste­hen­den bi­la­te­ra­len Ab­kom­men und eine Ero­si­on man­gels Rah­men­ab­kom­men be­ur­tei­len sie ne­ga­tiv. Die Stimm­be­völ­ke­rung sieht denn auch einen deut­li­chen Zu­sam­men­hang zwi­schen sta­bi­len Be­zie­hun­gen zur EU und dem Wohl­stand in der Schweiz.

Die Un­ter­stüt­zung des vor­lie­gen­den Rah­men­ab­kom­mens liegt in der Deutsch­schweiz bei 58 Pro­zent und in der Ro­man­die bei 69 Pro­zent der Be­frag­ten. Sie geht quer durch alle Par­tei­en mit Aus­nah­me der SVP-An­hän­ger. 66 Pro­zent der Be­frag­ten sind der Auf­fas­sung, dass die bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge zum Wohl­stand der Schweiz bei­tra­gen. Ohne Rah­men­ab­kom­men ris­kiert die Ex­port­na­ti­on Schweiz aber tat­säch­lich er­heb­li­che Pro­ble­me bei den Wirt­schafts­be­zie­hun­gen mit der EU – ihrem wich­tigs­ten Ab­satz­markt. Für 79 Pro­zent der Be­frag­ten si­chern die bi­la­te­ra­len Ab­kom­men den Zu­gang zum EU-Bin­nen­markt.

Na­tür­lich sind Um­fra­ge­er­geb­nis­se immer eine Mo­ment­auf­nah­me. Und vor allem sind sie keine Ab­stim­mungs­re­sul­ta­te. Doch der deut­li­che Zu­spruch mag viele über­ra­schen. Das Rah­men­ab­kom­men dürf­te auch ein Dau­er­bren­ner des na­hen­den Wahl­herbs­tes sein. Man darf also ge­spannt auf den Ok­to­ber bli­cken – denn 60 Pro­zent sind ein gros­ses Wäh­ler­po­ten­zi­al.

Üb­ri­gens: Wuss­ten Sie, dass die EU in Um­fra­gen bei der EU-Be­völ­ke­rung den höchs­ten Zu­spruch seit 25 Jah­ren hat? So sahen es im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber 27'601 Be­frag­te, die sich zu 62 Pro­zent für einen Ver­bleib ihres je­wei­li­gen Lan­des in der EU aus­spra­chen.


FAK­TEN­CHECK RAH­MEN­AB­KOM­MEN

In un­se­rer Som­mer­se­rie «Fak­ten­checks zum Rah­men­ab­kom­men» sind be­reits fol­gen­de Bei­trä­ge er­schie­nen:

2. Dür­fen wir nur noch im Som­mer schwim­men?

3. Warum An­ge­la Mer­kel nie Bun­des­rä­tin wer­den kann

4. Wie das Rah­men­ab­kom­men un­se­re Sou­ve­rä­ni­tät stärkt

5. Die Steu­er­ho­heit der Kan­to­ne bleibt ge­wahrt

6. Rah­men­ab­kom­men stärkt Schwei­zer Bil­dungs­sys­tem

7. Lohn­schutz bleibt Sache der So­zi­al­part­ner

8. Die Mär vom Tod der Kan­to­nal­ban­ken

9. Warum es falsch ist, die Op­fer­rol­le ein­zu­neh­men

10. Un­se­re Agrar­po­li­tik bleibt ei­gen­stän­dig