9 Aktionsfelder Klimaprogramm Energiewende

Das Kli­ma­pro­gramm der Schwei­zer Wirt­schaft

Die Wirt­schaft ist Teil der Lö­sung der Kli­ma­pro­ble­ma­tik. Sie will aber eine ef­fek­ti­ve, kos­ten­wirk­sa­me und wirt­schafts­ver­träg­li­che Um­set­zung, ohne dabei Scha­den für die Wirt­schaft bzw. die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät zu ris­kie­ren. Mit In­no­va­tio­nen und ef­fi­zi­en­ten Tech­no­lo­gi­en kann die Wirt­schaft mass­geb­lich zur Re­duk­ti­on von Treib­haus­ga­sen bei­tra­gen. Die Vor­stands­gre­mi­en von eco­no­mie­su­is­se haben dazu ein kla­res Be­kennt­nis ver­ab­schie­det: Die Wirt­schaft senkt ihre CO2-Emis­sio­nen bis 2050 auf Netto-Null.

eco­no­mie­su­is­se setzt sich für ef­fi­zi­en­te und wir­kungs­ori­en­tier­te Rah­men­be­din­gun­gen in der Kli­ma­po­li­tik ein. Fol­gen­de fünf Grund­sät­ze müs­sen dazu be­rück­sich­tigt wer­den:

1. Markt­ori­en­tie­rung und in­ter­na­tio­na­le Ver­net­zung
Das Vor­ge­hen der Schweiz muss so gut und so breit wie mög­lich in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt sein. Nur so kann Kli­ma­schutz er­folg­reich be­trie­ben und ein Wett­be­werbs­nach­teil für die Schweiz ver­hin­dert wer­den. Im Ide­al­fall wer­den Mass­nah­men glo­bal ein­ge­führt, aber zu­min­dest müs­sen sich alle oder die meis­ten Län­der auf einem glei­chen oder ähn­li­chen Ab­senk­pfad be­fin­den. Einen Al­lein­gang der Schweiz gilt es zu ver­hin­dern.

2. Fle­xi­bi­li­tät
Für das Klima spielt es keine Rolle, wo und wie Emis­sio­nen ein­ge­spart wer­den. Es sol­len des­halb alle Mög­lich­kei­ten zur Re­duk­ti­on der Treib­haus­ga­se aus­ge­schöpft wer­den – im In­land und im Aus­land. Wir be­grüs­sen es daher, dass der Bun­des­rat auch Kom­pen­sa­tio­nen im Aus­land zu­las­sen will.

3. Ei­gen­ver­ant­wor­tung
Tech­no­lo­gie­sprün­ge und In­ves­ti­ti­ons­zy­klen hal­ten sich nicht an po­li­tisch fest­ge­leg­te Pfade. Des­we­gen wäre ein Ver­bot von fos­si­len En­er­gie­trä­gern auch nicht ziel­füh­rend. Die Un­ter­neh­men ent­schei­den sel­ber, auf wel­che Art und Weise und zu wel­chem Zeit­punkt in­ner­halb der Ziel­pe­ri­ode sie ge­mäss den Eins­par­op­tio­nen vor­ge­hen.

4. Gleich­be­hand­lung der En­er­gie­trä­ger
Die Wirt­schaft setzt sich für eine Gleich­be­hand­lung von Brenn- und Treib­stof­fen ein. Die Ver­ant­wor­tung für die Re­duk­ti­on der Emis­sio­nen darf nicht an we­ni­ge en­er­gie­in­ten­si­ve Bran­chen über­tra­gen wer­den. Durch das Volk le­gi­ti­mier­te Len­kungs­ab­ga­ben sind dazu das um­welt­öko­no­misch ef­fek­tivs­te In­stru­ment.

5. Wett­be­werbs­ori­en­tie­rung
Die kli­ma­po­li­ti­sche Re­gu­lie­rung muss grund­sätz­lich so schlank wie mög­lich aus­fal­len und mög­lichst keine Sub­ven­tio­nen be­inhal­ten. Damit wird ein in­no­va­ti­ons­freund­li­ches Um­feld er­zeugt, was wohl den wich­tigs­ten Fak­tor zur Meh­rung des ge­sell­schaft­li­chen Wohl­stands und des wirt­schaft­li­chen Wachs­tums dar­stellt.

Die Um­set­zung er­folgt mit­tels eines um­fas­sen­den Kli­ma­pro­gramms

Netto-Null ist für die Wirt­schaft ein am­bi­tio­nier­tes Ziel. Sie hat zu des­sen Um­set­zung ein «Kli­ma­pro­gramm der Wirt­schaft» mit neun Ak­ti­ons­fel­dern ent­wi­ckelt. Diese Hand­lungs­an­wei­sun­gen un­ter­mau­ern die Grund­sät­ze und kon­kre­ti­sie­ren die Rea­li­sie­rung.

Aktionsfelder Klimaprogramm symbolisch

Kachel 1 Netto Null

1. Netto-Null-Ziel bis 2050 um­set­zen
Die Schwei­zer Wirt­schaft un­ter­stützt das im CO2-Ge­setz vor­ge­se­he­ne Ein­spar­ziel für die Schweiz von 50 Pro­zent bis 2030. Zu­sätz­lich setzt sich die Wirt­schaft mit dem Netto-Null-Ziel für die Re­duk­ti­on ihrer in der Schweiz ver­ur­sach­ten Emis­sio­nen bis 2050 ein.

 

Kachel 2 internationale Lösungen

2. In­ter­na­tio­na­le Lö­sun­gen vor­an­trei­ben
Letzt­lich kann die Kli­ma­er­wär­mung nur durch ein in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­tes Vor­ge­hen er­folg­reich ver­lang­samt wer­den. Da die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit noch un­zu­rei­chend funk­tio­niert, soll sich die Wirt­schaft für eine bes­se­re in­ter­na­tio­na­le Ab­stim­mung en­ga­gie­ren. Der EU Green Deal möch­te unter an­de­rem. einen ein­heit­li­chen Min­dest­preis für CO2-Emis­sio­nen ein­füh­ren und kann des­halb als eine Art «Klima-Club» be­zeich­net wer­den. Die Schaf­fung eines um­fas­sen­den Klima-Clubs würde Wett­be­werbs­nach­tei­le zwi­schen den teil­neh­men­den Han­dels­part­nern aus­schlies­sen und wäre ein mög­li­cher Lö­sungs­schritt in der Kli­ma­po­li­tik. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt des­halb in­ter­na­tio­na­le Be­stre­bun­gen zur bes­se­ren Ab­stim­mung der Po­li­tik in diese Rich­tung.

 

Kachel 3 Prozesse optimieren

3. Pro­zes­se op­ti­mie­ren und Ef­fi­zi­enz stei­gern
Ob­wohl die Schwei­zer Wirt­schaft zu den ef­fi­zi­en­tes­ten der Welt ge­hört, gibt es wei­ter­hin Mög­lich­kei­ten, die Ef­fi­zi­enz zu stei­gern und die Emis­sio­nen zu sen­ken. Über die Öff­nung des Mo­dells der Ziel­ver­ein­ba­run­gen wird die Schwei­zer Wirt­schaft ihre Emis­sio­nen künf­tig noch kon­se­quen­ter an­ge­hen und kann ihre Ein­spa­run­gen um 50 bis 100 Pro­zent er­hö­hen. Die CO2-In­ten­si­tät der Schwei­zer Un­ter­neh­men sank in den letz­ten Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich bis auf 86,6 Pro­zent im Jahr 2019. Damit hat die Wirt­schaft den Soll-Ziel­wert von 91,7 Pro­zent bis 2022 be­reits im letz­ten Jahr er­reicht. Bis Ende 2019 hat­ten über 4000 Un­ter­neh­men 2405 Ziel­ver­ein­ba­run­gen ab­ge­schlos­sen. Das ent­spricht etwa 50 Pro­zent des CO2-Aus­stos­ses von Schwei­zer In­dus­trie- und Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men. Die­ses Er­folgs­mo­dell kann nun mit dem to­tal­r­e­vi­dier­ten CO2-Ge­setz wei­ter­ver­folgt und ver­stärkt wer­den, da neu alle Un­ter­neh­men Zu­gang zu den Ziel­ver­ein­ba­run­gen er­hal­ten.

 

Kachel 4 Verkehr dekarbonisieren

4. Ver­kehr dekar­bo­ni­sie­ren
Ak­tu­ell ist der mo­to­ri­sier­te Ver­kehr einer der gröss­ten Ver­ur­sa­cher des CO2-An­stiegs in der At­mo­sphä­re. Auch die Wirt­schaft trägt mass­geb­lich zum Ver­kehrs­auf­kom­men bei. Mit einer Len­kungs­ab­ga­be sol­len ex­ter­ne Kli­ma­kos­ten des mo­to­ri­sier­ten Ver­kehrs in­ter­na­li­siert und damit die Kos­ten­wahr­heit er­höht wer­den. eco­no­mie­su­is­se for­dert des­halb eine Gleich­be­hand­lung von Brenn- und Treib­stof­fen.

 

Kachel 5 Potenzial Sektorkopplung

5. Po­ten­zi­al der Sek­tor­kopp­lung rea­li­sie­ren
Die zu­neh­men­de Ver­brei­tung von Wär­me­pum­pen und der stei­gen­de An­teil von Elek­tro­fahr­zeu­gen ste­hen ex­em­pla­risch für die Elek­tri­fi­zie­rung des Wärme- und des Ver­kehrs­sek­tors. In Kom­bi­na­ti­on mit der Ei­gen­pro­duk­ti­on einer Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge las­sen sich so ein­drück­li­che Syn­er­gie­po­ten­zia­le rea­li­sie­ren und die Sek­tor­kopp­lung von Strom­pro­duk­ti­on, Wär­me­er­zeu­gung und Mo­bi­li­tät wird auch wirt­schaft­lich at­trak­tiv. Län­ger­fris­tig bie­tet zudem die Sek­tor­kopp­lung der Be­rei­che Strom und Gas zu­sätz­li­che Po­ten­zia­le für die sai­so­na­le Strom­spei­che­rung und damit für eine Stär­kung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit im Win­ter­halb­jahr. eco­no­mie­su­is­se setzt sich des­halb für eine er­folg­rei­che Netz­kon­ver­genz und Sek­tor­kopp­lung zur Rea­li­sie­rung einer kli­ma­neu­tra­len En­er­gie­ver­sor­gung ein.

 

Kachel 6 Innovation Forschung Digitalisierung

6. In­no­va­ti­on, For­schung und Di­gi­ta­li­sie­rung för­dern
Einen gros­sen Bei­trag gegen die Kli­ma­er­wär­mung kann die Schwei­zer Wirt­schaft in ihrer Rolle als welt­wei­ter In­no­va­tor und Tech­no­lo­gie­lie­fe­rant er­zie­len. Sie setzt sich dafür ein, dass dies – ge­ra­de im Be­reich der Bin­dung von CO2 – po­li­tisch wie auch un­ter­neh­me­risch bes­ser um­ge­setzt wird. Durch Di­gi­ta­li­sie­rung wer­den Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen er­reicht und neue Ge­schäfts­mo­del­le ent­wi­ckelt. Des­halb sol­len di­gi­ta­le Lö­sun­gen stär­ker als Trei­ber ge­nutzt wer­den.

 

Kachel 7 Transparente Investitionsentscheide

7. Trans­pa­ren­te In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­de er­mög­li­chen (Sustainable Fi­nan­ce)
Die Wirt­schaft för­dert die markt­ge­trie­be­ne Nach­fra­ge nach nach­hal­ti­gen Fi­nanz­pro­duk­ten und setzt sich für mehr nach­hal­ti­ge An­la­ge­mög­lich­kei­ten ein. Sie för­dert die Po­si­tio­nie­rung von nach­hal­ti­gen Un­ter­neh­men aktiv. Staat­li­che Ein­grif­fe und die Schaf­fung staat­li­cher Klas­si­fi­ka­ti­ons­sys­te­me sol­len nur zu­rück­hal­tend und mög­lichst in­ter­na­tio­nal ko­or­di­niert er­fol­gen.

 

Kachel 8 Freiwillige Einsparungen

8. Frei­wil­li­ge Ein­spa­run­gen von Un­ter­neh­men und Bran­chen­lö­sun­gen un­ter­stüt­zen
Gros­se Un­ter­neh­men ma­chen es be­reits heute vor und set­zen sich Netto-Null oder an­de­re Kli­ma­zie­le. Sie prü­fen sämt­li­che Eins­par­op­tio­nen und star­ten Um­set­zungs­pro­gram­me. Sol­che Pro­gram­me sol­len via die En­er­gie­agen­tur der Wirt­schaft und an­de­re Um­set­zungs­or­ga­ni­sa­tio­nen wei­te­ren Un­ter­neh­men zu Ein­spa­run­gen ver­hel­fen. Gleich­zei­tig va­ri­ie­ren die Po­ten­tia­le und tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten zur Ein­spa­rung von Emis­sio­nen stark von Bran­che zu Bran­che. Viele Bran­chen sind be­reits mit ei­ge­nen In­itia­ti­ven zur Er­rei­chung von Netto-Null- oder an­de­ren Kli­ma­zie­len un­ter­wegs. Unter dem Dach von eco­no­mie­su­is­se wer­den sol­che In­itia­ti­ven ge­bün­delt und wei­ter un­ter­stützt.

 

Kachel 9 Transparenz schaffen

9. Trans­pa­renz schaf­fen
Die Schwei­zer Wirt­schaft leis­tet be­reits heute einen gros­sen Bei­trag zur En­er­gie­ef­fi­zi­enz und Emis­si­ons­re­duk­ti­on. Sie ist in vie­len Be­rei­chen in­ter­na­tio­nal füh­rend. Diese Bei­trä­ge an die Re­duk­ti­on der Treib­haus­ga­se wer­den künf­tig noch bes­ser und trans­pa­ren­ter auf­ge­zeigt – unter an­de­rem durch eine ver­stärk­te Kom­mu­ni­ka­ti­on von Fall­bei­spie­len oder der Ein­ord­nung von ak­tu­el­len Kli­ma­zah­len.
 

Mit dem kla­ren Be­kennt­nis für ein Netto-Null-Ziel bis 2050 und den da­zu­ge­hö­ri­gen Ak­ti­ons­fel­dern be­stä­tigt die Wirt­schaft ihre kon­struk­ti­ve Rolle in der Kli­ma­po­li­tik und un­ter­stützt den Bun­des­rat bei sei­nen lang­fris­ti­gen Kli­ma­p­lä­nen. Die Wirt­schaft setzt sich selbst ein am­bi­tio­nier­tes Ziel und will sich da­durch zur in­no­va­tivs­ten und wirk­sams­ten Kraft im Kli­ma­schutz ent­wi­ckeln.