Arbeit

Ver­wal­tung be­feu­ert die Zu­wan­de­rung

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • Die Ver­wal­tung ent­zieht der Wirt­schaft pro Jahr rund 3000 Be­schäf­tig­te.
  • Diese Per­so­nen feh­len im Ar­beits­markt und er­hö­hen die Zu­wan­de­rung in die Schweiz.
  • Die Zahl der Be­schäf­tig­ten in der öf­fent­li­chen Ver­wal­tung er­höh­te sich in den letz­ten 20 Jah­ren um fast 38 Pro­zent.

Die Schweiz ver­zeich­net seit Jah­ren eine hohe Zu­wan­de­rung – ein Phä­no­men, das so­wohl durch glo­ba­le Kri­sen als auch durch den wirt­schaft­li­chen Er­folg des Lan­des er­klärt wird. Gleich­zei­tig wächst die öf­fent­li­che Ver­wal­tung stark und ent­zieht der Pri­vat­wirt­schaft so wich­ti­ge Ar­beits­kräf­te.

Die Net­to­zu­wan­de­rung in die Schweiz war in den letz­ten Jah­ren hoch, was auf zwei zen­tra­le Grün­de zu­rück­zu­füh­ren ist: Ei­ner­seits die Asyl­mi­gra­ti­on, be­dingt durch Kon­flik­te wie den Krieg in der Ukrai­ne und an­de­rer­seits der wirt­schaft­li­che Er­folg, der zu einer stei­gen­den Nach­fra­ge nach Ar­beits­kräf­ten führ­te. Diese Nach­fra­ge konn­te nicht al­lein mit In­län­dern ge­deckt wer­den, darum muss­te die Wirt­schaft auch ver­mehrt aus dem Aus­land re­kru­tie­ren, vor allem aus Eu­ro­pa im Rah­men der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit. Dabei ent­schei­den nicht Be­am­ten über die Höhe der Zu­wan­de­rung, son­dern die Si­tua­ti­on auf dem Ar­beits­markt. Ob­wohl die öf­fent­li­che Ver­wal­tung kei­nen di­rek­ten Ein­fluss auf die Höhe der Zu­wan­de­rung hat, wirkt sie sich in­di­rekt stark aus: Jede Ar­beits­kraft, die in der öf­fent­li­chen Ver­wal­tung be­schäf­tigt ist, wird der Pri­vat­wirt­schaft für pro­duk­ti­ve Tä­tig­kei­ten ent­zo­gen.

Öf­fent­li­che Ver­wal­tung wächst mas­siv

Warum das wich­tig ist? In den letz­ten Jah­ren hat die öf­fent­li­che Ver­wal­tung fleis­sig re­kru­tiert. Die Zahl der Be­schäf­tig­ten er­höh­te sich in den letz­ten 20 Jah­ren um fast 38 Pro­zent. Damit fällt das Wachs­tum der Be­schäf­tig­ten im Ver­gleich zur üb­ri­gen Wirt­schaft über­durch­schnitt­lich aus. Be­reits 2003 waren rund 157'000 Per­so­nen bei der Ver­wal­tung be­schäf­tigt, heute sind es über 217'000 Be­schäf­tig­te. Das ist ein Plus von knapp 60'000 Per­so­nen in den letz­ten 20 Jah­ren. Oder an­ders aus­ge­drückt: Die öf­fent­li­che Ver­wal­tung ent­zieht dem Ar­beits­markt im Schnitt fast 3'000 Ar­beits­kräf­te pro Jahr.

 

 

Mehr Ver­wal­tung be­deu­tet mehr Zu­wan­de­rung

Viele Bran­chen in der Schweiz wei­sen einen si­gni­fi­kan­ten An­teil an aus­län­di­schen Ar­beits­kräf­ten aus. In ei­ni­gen Bran­chen wie der Be­her­ber­gung und der Gas­tro­no­mie liegt der An­teil deut­lich über 40 Pro­zent. Die Dienst­leis­tun­gen, die wir heute in deren Un­ter­neh­mun­gen ge­nies­sen kön­nen, wären ohne ar­beits­markt­be­zo­ge­ne Zu­wan­de­rung un­denk­bar. Auch in be­son­ders wert­schöp­fungs­star­ken Bran­chen wie der Phar­ma­in­dus­trie und in der For­schung und Ent­wick­lung be­schäf­ti­gen die Un­ter­neh­men viele aus­län­di­sche Ar­beits­kräf­te. Die Kon­kur­renz der öf­fent­li­chen Ver­wal­tung auf dem Ar­beits­markt ist je nach Bran­che un­ter­schied­lich. Klar ist aber, dass die Un­ter­neh­men in der Pri­vat­wirt­schaft mehr Per­so­nen im Aus­land re­kru­tie­ren müs­sen, wenn der Staat viele In­län­der in der Ver­wal­tung be­schäf­tigt (was er of­fen­sicht­lich tut).

Die Schweiz ist und wird auch in Zu­kunft auf aus­län­di­sche Ar­beits­kräf­te an­ge­wie­sen sein, wenn wir un­se­ren Wohl­stand und die Ver­sor­gungs­qua­li­tät in ver­schie­dens­ten Be­rei­chen si­chern wol­len. Dies vor allem auch, weil die Er­werbs­be­völ­ke­rung im In­land auf­grund der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung schrumpft. Um die Zu­wan­de­rung ohne Wohl­stands­ver­lust zu dämp­fen, braucht es Mass­nah­men im In­land. Eine of­fen­sicht­li­che Stell­schrau­be ist das star­ke Wachs­tum der öf­fent­li­chen Ver­wal­tung. Eine Be­schäf­ti­gung beim Staat ist für den Ein­zel­nen at­trak­tiv, nicht zu­letzt, weil der Staat über­höh­te Löhne im Ver­gleich zur Pri­vat­wirt­schaft zah­len kann. Ge­samt­wirt­schaft­lich macht es auch mit Blick auf die hohe Zu­wan­de­rung mehr Sinn, wenn diese Ar­beits­kräf­te den Un­ter­neh­men zur Ver­fü­gung ste­hen, um Wert­schöp­fung und Wohl­stand zu ge­ne­rie­ren.

Die­ser Bei­trag er­schien am 12. De­zem­ber 2024 als Gast­kom­men­tar im Ne­bel­spal­ter.