Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form: Es muss rasch ge­han­delt wer­den

​Der Bun­des­rat be­für­wor­tet die Ab­schaf­fung der schäd­li­chen Emis­si­ons­ab­ga­be auf dem Ei­gen­ka­pi­tal von Un­ter­neh­men. Fra­gen hin­ter­lässt seine Prio­ri­tä­ten­set­zung bei den Steu­er­re­for­men. Auch ist die Dis­kus­si­on um die Fi­nan­zie­rung ver­zerrt.
Die 1917 auf Bun­des­ebe­ne kriegs­be­dingt ein­ge­führ­te Emis­si­ons­ab­ga­be auf dem Ei­gen­ka­pi­tal von Un­ter­neh­men hat in einem mo­der­nen Steu­er­sys­tem nichts zu su­chen. Die Ab­ga­be ver­teu­ert die Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung und ent­zieht den Fir­men Sub­stanz. Und sie scha­det dem Stand­ort Schweiz in einem in­ter­na­tio­na­len Um­feld, das ähn­li­che Steu­ern kaum mehr kennt und, wie die EU, zu deren Ab­schaf­fung rät. Die Eid­ge­nös­si­sche Steu­er­ver­wal­tung wie der Bun­des­rat hal­ten denn auch fest, dass Emis­si­ons- und an­de­re Stem­pel­ab­ga­ben volks­wirt­schaft­lich keine Vor-, son­dern nur Nach­tei­le brin­gen. Ihrer Ab­schaf­fung, so der Bun­des­rat mit Bezug auf die Emis­si­ons­ab­ga­be, steht in­halt­lich wenig ent­ge­gen. 

At­trak­ti­ver Un­ter­neh­mens­stand­ort bringt auch dem Fis­kus Vor­tei­le 
Was den Bun­des­rat zö­gern lässt, ist das fi­nanz­po­li­ti­sche Ar­gu­ment. Dazu ist zwei­er­lei zu sagen. Zum einen stö­ren die un­ter­schied­li­chen Ellen, mit denen bei Steu­er­vor­la­gen ge­mes­sen wird. Die 2011 in Kraft ge­setz­ten Re­for­men für Fa­mi­li­en bzw. der jähr­li­che Aus­gleich der kal­ten Pro­gres­si­on brach­ten nach da­ma­li­gen Schät­zun­gen struk­tu­rel­le also dau­er­haf­te Min­der­ein­nah­men von über 1 Mil­li­ar­de Fran­ken jähr­lich. Von einer Ge­gen­fi­nan­zie­rung war weder im einen noch im an­dern Fall die Rede. Die Emis­si­ons­ab­ga­be auf dem Ei­gen­ka­pi­tal lie­fert Ein­nah­men von unter 300 Mil­lio­nen Fran­ken und ihre Auf­he­bung wäre un­be­streit­bar mit einem Mehr an At­trak­ti­vi­tät für den Stand­ort und dem Abbau schäd­li­cher Ver­zer­run­gen ver­bun­den, was in der län­ge­ren Be­trach­tung zu neuen Steu­er­ein­nah­men und mehr Wachs­tum füh­ren wird. Die Frage der Ge­gen­fi­nan­zie­rung steht im Fall der Emis­si­ons­ab­ga­be je­doch pro­mi­nent im Raum. Hier muss aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se eine Neu­be­ur­tei­lung mit stär­ke­rem Fokus auf die Vor­tei­le eines steu­er­lich at­trak­ti­ven Un­ter­neh­mens­stand­orts – nicht zu­letzt auch für den Fis­kus – vor­ge­nom­men wer­den.

Kein Zu­war­ten bei der Re­form der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung 
Zwei­tens sticht die Ver­knüp­fung von Ehe­paar- und Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form ins Auge. Der Bun­des­rat will mit der Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be bis zur Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III zu­war­ten. Das mag Sinn ma­chen im Hin­blick auf eine all­fäl­li­ge Prio­ri­sie­rung von Stand­ort­mass­nah­men. Kei­nes­falls sinn­voll ist es je­doch, mit der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III zu­zu­war­ten, bis bei der Ehe­paar­be­steue­rung eine mehr­heits­fä­hi­ge Lö­sung ge­fun­den wird. Die im letz­ten Jahr zu Ende ge­gan­ge­ne Ver­nehm­las­sung hat dies­be­züg­lich die alten Grä­ben ge­öff­net. Ra­sche Be­schlüs­se in der steu­er­lich wie ge­sell­schafts­po­li­tisch kom­ple­xen Ma­te­rie der Ehe­paar­be­steue­rung sind nicht ab­zu­se­hen. In der Zwi­schen­zeit drängt eine Lö­sung bei der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung. Soll hier dau­er­haf­ter Scha­den ver­mie­den wer­den, der die ganze Schweiz und vor allem auch die öf­fent­li­chen Haus­hal­te tref­fen würde, muss rasch ge­han­delt wer­den. Die An­stren­gun­gen von Po­li­tik, Re­gie­rung und Ver­wal­tung sind auf die­ses Thema zu rich­ten. We­ni­ger drän­gen­de Re­for­men müs­sen zu­rück­ste­hen. ​​