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Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen sind ver­brei­tet – vor­der­hand bleibt das so

Ein neuer OECD-Be­richt zeigt, dass Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen ge­ra­de in Hoch­steu­er­staa­ten ver­brei­tet sind. Län­der mit no­mi­nell hohen Steu­ern stel­len so ihre Wett­be­werbs­fä­hig­keit si­cher. Viele wer­den die Min­dest­be­steue­rung 2024 noch nicht um­set­zen. Ge­hör­te die Schweiz zu den ers­ten um­set­zen­den Staa­ten, bräch­te das un­se­ren Un­ter­neh­men er­heb­li­che Wett­be­werbs­nach­tei­le.

Län­der mit hohen Steu­er­sät­zen bie­ten ihren Un­ter­neh­men ver­brei­tet Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen an. Wie die OECD in einer ak­tu­el­len Stu­die nach­weist, wird über ein Drit­tel der welt­weit er­fass­ten Ge­win­ne (2'140 von 5'900 Mil­li­ar­den USD) ef­fek­tiv unter 15 Pro­zent be­steu­ert. Mehr als die Hälf­te die­ser tief be­steu­er­ten Ge­win­ne (53 Pro­zent) ent­fällt auf Län­der mit or­dent­li­chen Steu­er­sät­zen über 15 Pro­zent.

Auch ver­meint­li­che Hoch­steu­er­staa­ten sind im in­ter­na­tio­na­len Steu­er­wett­be­werb aktiv und ver­su­chen wert­schöp­fungs­star­ke Un­ter­neh­men mit­tels Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen an­zu­lo­cken. Das war in der Ver­gan­gen­heit so, und daran wird sich vor­erst wenig än­dern. Die OECD-Min­dest­steu­er hat zwar zum Ziel, Steu­er­be­las­tun­gen von unter 15 Pro­zent für gros­se Fir­men zu ver­hin­dern. Doch rund drei Vier­tel der 140 Staa­ten, die das Pro­jekt 2021 noch un­ter­stützt haben, sind heute noch nicht be­reit, die Min­dest­steu­er um­zu­set­zen.

Schweiz als glo­ba­ler Steu­er­vogt?

Würde die Schweiz die Min­dest­steu­er als eines der ers­ten Län­der um­set­zen, käme ihr die Rolle eines Steu­er­vogts zu. Bei Steu­er­be­las­tun­gen unter 15 Pro­zent im Aus­land (z.B. auf­grund von Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen) müss­ten Schwei­zer Un­ter­neh­men hier­zu­lan­de Er­gän­zungs­steu­ern ab­lie­fern. Steu­ern, auf die an­de­re Staa­ten be­wusst ver­zich­ten. Kon­kur­renz­un­ter­neh­men in Staa­ten ohne Min­dest­steu­er könn­ten der­weil wei­ter­hin von den Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen welt­weit pro­fi­tie­ren. Län­der ohne Min­dest­steu­er wären auch steu­er­lich plötz­lich güns­ti­ger als die Schweiz – und damit at­trak­ti­ve­re Stand­or­te.

Wett­be­werbs­nach­teil durch Min­dest­steu­er

Viele EU-Staa­ten wer­den die Min­dest­steu­er zwar um­set­zen. An­stel­le von Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen dürf­te man in die­sen Staa­ten aber ver­stärkt auf Sub­ven­tio­nen set­zen. Schon heute sind Sub­ven­tio­nen im For­schungs-, En­er­gie- und Um­welt­be­reich in der EU weit ver­brei­tet. Sol­che Di­rekt­för­de­run­gen wer­den wohl zu­neh­men. Die Schweiz hat kaum Er­fah­run­gen auf die­sem Ge­biet. Dies ist ein wei­te­rer Grund, den be­währ­ten Vor­teil at­trak­ti­ver Steu­ern nicht vor­zei­tig auf­zu­ge­ben, ohne dass es alle an­de­ren Län­der auch tun.