Sou­ve­rä­ni­täts­trans­fer als Lö­sung zur Euro-Krise?

Um den Euro ist es nicht gut be­stellt. Ein Kri­sen­gip­fel folgt auf den an­de­ren. Zur­zeit ma­chen ver­schie­de­ne Pläne und Be­grif­fe zur Ret­tung der eu­ro­päi­schen Ein­heits­wäh­rung die Runde. Von «Fis­kal­uni­on» ist nun nach dem Gip­fel­tref­fen vom 9. De­zem­ber die Rede. Doch ei­gent­lich geht es um eine «Bud­get-Union».

​Der am Gip­fel­tref­fen über­nom­me­ne An­satz von Deutsch­land und Frank­reich sieht einen neuen Ver­tag vor, um eine „Fis­kal­uni­on“ in­ner­halb der EU mit star­ken Durch­griffs­rech­ten, Au­to­ma­tis­men und Sank­ti­ons­me­cha­nis­men zu grün­den. Die Mit­glieds­staa­ten sol­len auch ver­pflich­tet wer­den, Schul­den­brem­sen ein­zu­füh­ren.

Dies ist mit Blick auf die de­so­la­te fi­nan­zi­el­le Lage et­li­cher na­tio­na­ler Staats­haus­hal­te drin­gend nötig und le­gi­tim. Doch die Fol­gen dürf­ten eine wei­te­re Zen­tra­li­sie­rung der Wirt­schafts- und Fi­nanz­po­li­tik und damit ein Sou­ve­rä­ni­täts­trans­fer von den Staa­ten nach Brüs­sel sein.

In­wie­fern die be­trof­fe­nen Staa­ten be­reit sein wer­den, die ent­spre­chen­de Sou­ve­rä­ni­tät ab­zu­ge­ben, ist heute eine of­fe­ne Frage. Denn es geht ums Ein­ge­mach­te, näm­lich um die na­tio­na­le Fi­nanz- und Bud­get­ho­heit. In ei­ni­gen Län­dern dürf­ten schwie­ri­ge Volks­re­fe­ren­den dies­be­züg­lich be­vor­ste­hen.

Die be­ab­sich­tig­te Stär­kung der EU-Kom­pe­ten­zen wirft zudem wei­te­re Fra­gen auf: Wel­che EU-Staa­ten ma­chen tat­säch­lich mit? Kommt es in­ner­halb der EU zu einer noch stär­ke­ren Spal­tung zwi­schen Euro- und Nicht-Euro-Län­dern und damit noch deut­li­cher zu einer EU «à deux vi­tes­ses»? Was sind die Fol­gen der Zen­tra­li­sie­rung für den (Steu­er-)Wett­be­werb und die na­tio­na­le Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit? Und: Sind die Wei­chen so über­haupt hin­rei­chend ge­stellt, um die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät Eu­ro­pas lang­fris­tig zu si­chern? Das sind of­fe­ne Fra­gen, die am heu­ti­gen EU-Gip­fel noch nicht ab­schlies­send be­ant­wor­tet wer­den konn­ten.