Sao Paulo

Seco er­zielt Fort­schrit­te für bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen in Bra­si­li­en

An der Sit­zung der ge­misch­ten Wirt­schafts­kom­mis­si­on Schweiz-Bra­si­li­en konn­ten Mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung für die beid­sei­ti­gen Han­dels­be­zie­hun­gen ein­ge­lei­tet wer­den. Im Vor­der­grund der Ge­sprä­che stan­den Er­leich­te­run­gen der Zoll­ver­fah­ren sowie Pa­tent­fra­gen für Phar­ma- und Ma­schi­nen­pro­duk­te. Eben­falls hat Bra­si­li­en das be­reits im Früh­ling im Rah­men des Be­suchs von Bun­des­rat Schnei­der-Am­mann be­kun­de­te In­ter­es­se an einem Frei­han­dels­ab­kom­men be­stä­tigt.

Bra­si­li­en ist mit einem Han­dels­vo­lu­men von etwas über drei Mil­li­ar­den Fran­ken (2013) der wich­tigs­te Han­dels­part­ner und Stand­ort für viele Schwei­zer Un­ter­neh­men in La­tein­ame­ri­ka – zum Teil seit 80 und mehr Jah­ren. Über die Jahr­zehn­te konn­ten da­durch in Schlüs­sel­be­rei­chen wie Phar­ma, Elek­tro­tech­nik oder im Trans­port­we­sen füh­ren­de Markt­stel­lun­gen er­reicht wer­den.

Bei meh­re­ren Tref­fen unter der Lei­tung von Bot­schaf­te­rin Livia Leu, Seco, er­wähn­ten die bra­si­lia­ni­schen Ge­sprächs­part­ner die be­ste­hen­den struk­tu­rel­len Pro­ble­me Bra­si­li­ens. So hat die un­ge­nü­gen­de in­ter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit der bra­si­lia­ni­schen Wirt­schaft zu einem ra­schen An­stieg des Leis­tungs­bi­lanz­de­fi­zits ge­führt. Die In­dus­trie­pro­duk­ti­on stot­tert, der Bin­nen­kon­sum wird durch die re­la­tiv star­ke Ver­schul­dung der Pri­vat­haus­hal­te ge­bremst, In­fla­ti­on und Zin­sen zei­gen nach oben. Die In­fra­struk­tur weist er­heb­li­che Lü­cken aus. Die Bü­ro­kra­tie ist sehr aus­ge­prägt, was sich be­son­ders im kom­ple­xen Steu­er­sys­tem äus­sert. Das Motto «Alles in Bra­si­li­en ist kom­pli­ziert, doch nichts ist un­mög­lich» bringt das Span­nungs­feld zwi­schen den un­ter­las­se­nen Re­for­men und dem wirt­schaft­li­chen Er­folg der letz­ten bei­den Jahr­zehn­te auf den Punkt. Die wirt­schaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten set­zen denn auch die un­längst mit einem schwa­chen Er­geb­nis wie­der­ge­wähl­te Staats­prä­si­den­tin Dilma Rousseff er­heb­lich unter Druck.

Doch es gibt auch Po­si­ti­ves zu be­rich­ten. So wird Bra­si­li­en per 2017 die Dauer der Zoll­ver­fah­ren durch IT-In­ves­ti­tio­nen um die Hälf­te re­du­zie­ren. Dies be­deu­tet eine deut­li­che Ver­bes­se­rung für die bra­si­lia­ni­sche Aus­sen­wirt­schaft. Be­reits bis Ende des lau­fen­den Jah­res soll das Car­net ATA, wel­ches be­son­ders für die tem­po­rä­re «Ein­fuhr» von Mus­ter­kol­lek­tio­nen im Uh­ren­ge­schäft gros­se Ver­ein­fa­chun­gen bringt, ein­ge­führt wer­den. Der be­trächt­li­che Rück­stand der Pa­tent­ge­neh­mi­gun­gen wird mit einer kräf­ti­gen Auf­sto­ckung des Per­so­nal­etats und der ver­bes­ser­ten Zu­sam­men­ar­beit mit aus­län­di­schen Be­hör­den an­ge­gan­gen. Gross­in­ves­ti­tio­nen im In­fra­struk­tur­be­reich wer­den Ver­bes­se­run­gen brin­gen. Auch zeigt sich Bra­si­li­en ge­gen­über der Schweiz we­sent­lich auf­ge­schlos­se­ner in Steu­er­fra­gen. Ge­gen­wär­tig wird mit den USA über ein Dop­pel­be­steue­rungs­ab­kom­men ver­han­delt.

Ein Frei­han­dels­ab­kom­men der Schweiz mit Bra­si­li­en re­spek­ti­ve dem Mer­co­sur mit der EFTA stand bis zu die­sem Jahr nicht auf der Agen­da. Hier hat der Wind ge­dreht. So­bald der Mer­co­sur und die EU die Ver­hand­lun­gen er­folg­reich ab­ge­schlos­sen haben, sei der Weg für die Schweiz offen. Das dürf­te aber nicht in allzu naher Zu­kunft der Fall sein, denn Bra­si­li­en und die EU be­fin­den sich ak­tu­ell erst in der Start­pha­se der Ver­hand­lun­gen.

So­wohl für schwei­ze­ri­sche als auch bra­si­lia­ni­sche Un­ter­neh­men würde ein Frei­han­dels­ab­kom­men sehr in­ter­es­san­te Per­spek­ti­ven er­öff­nen. Bra­si­li­en möch­te ver­mehrt Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in High­tech­in­dus­tri­en an­zie­hen. Die Schwei­zer Wirt­schaft wäre als welt­weit siebt­gröss­te Di­rekt­in­ves­to­rin und erst­klas­si­ger High­tech­stand­ort hier­für prä­des­ti­niert, sie braucht aber in Bra­si­li­en bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen in der Form von Ab­kom­men über Frei­han­del, Dop­pel­be­steue­rung und In­ves­ti­ti­ons­schutz.