Forscherin sitzt mit Kollegen im Labor

Schwei­zer Med­tech-Un­ter­neh­men blei­ben im EU-Bin­nen­markt – vor­erst

An­ge­sichts der Co­ro­na-Krise schlägt die EU vor, die An­wen­dung der Me­di­zin­pro­duk­te­ver­ord­nung vor­aus­sicht­lich um ein Jahr zu ver­schie­ben. Für die Schwei­zer Med­tech-Bran­che be­deu­tet das, dass sie vor­erst vom eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt nicht aus­ge­schlos­sen wird. Aus­ser­dem kön­nen me­di­zi­ni­sche Schutz­ma­te­ria­li­en be­wil­li­gungs­frei zwi­schen der Schweiz und der EU ge­han­delt wer­den. Auf­ge­scho­ben ist aber nicht auf­ge­ho­ben: Nach der Co­ro­na-Krise müs­sen die bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen zur EU end­lich ge­klärt wer­den.

Die EU-Kom­mis­si­on wies ihre Mit­glied­staa­ten letz­te Woche an, Lie­fe­run­gen von me­di­zi­ni­schem Schutz­ma­te­ri­al in die Schweiz nicht wei­ter zu blo­ckie­ren. Nun will sie auch die An­wen­dung der re­vi­dier­ten Me­di­zi­nal­pro­duk­te­ver­ord­nung um ein Jahr ver­schie­ben. Da­durch kön­nen neue und al­len­falls für die Be­kämp­fung der Co­ro­na-Krise drin­gend be­nö­tig­te me­di­zi­ni­sche Pro­duk­te wei­ter­hin recht­zei­tig auf den Markt ge­lan­gen. Folg­lich kann die Schwei­zer Med­tech-Bran­che ihre Pro­duk­te noch für ein wei­te­res Jahr ge­mäss ak­tu­el­len Be­din­gun­gen ver­ein­facht auf den eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt brin­gen. 

Die Ver­mei­dung von Eng­päs­sen bei Me­di­zi­nal­pro­duk­ten wäh­rend der Co­ro­na-Epi­de­mie ist si­cher der Haupt­grund für die Ver­schie­bung. Der Um­stand, dass die Schwei­zer Me­di­zin­pro­duk­te einen Han­dels­um­satz­an­teil von 4,1 Pro­zent am ge­sam­ten EU-Bin­nen­markt aus­ma­chen, könn­te den Ent­scheid der Kom­mis­si­on zu­sätz­lich be­ein­flusst haben. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst diese Ent­wick­lung. Der Wirt­schafts­dach­ver­band hatte sich ge­mein­sam mit dem Schwei­zer Ver­band für Me­di­zin­tech­nik über deren eu­ro­päi­schen Dach­ver­bän­de für eine Frist­ver­schie­bung ein­ge­setzt. 

Zu­sam­men­ar­beit auch beim grenz­über­schrei­ten­den Wa­ren­ver­kehr

Aber auch in an­de­ren Be­rei­chen ist nun grenz­über­grei­fen­de Ko­ope­ra­ti­on an­ge­sagt: Um den Han­del zu si­chern, hat die Kom­mis­si­on prak­ti­sche Hin­wei­se für «Green Lanes» zur Ge­währ­leis­tung eines kon­ti­nu­ier­li­chen Wa­ren­ver­kehrs in­ner­halb der EU ver­ab­schie­det. Da­durch soll ver­hin­dert wer­den, dass Güter an den Gren­zen ge­stoppt wer­den. Aus­ser­dem sol­len Be­schäf­tig­te im Ge­sund­heits­we­sen schnell und si­cher an ihre Ein­satz­or­te kom­men kön­nen. Die Schweiz soll aus­drück­lich in die Ko­or­di­na­ti­on ein­be­zo­gen wer­den. Auch bei der Be­treu­ung von Schwerst­kran­ken spielt die in­ter­na­tio­na­le So­li­da­ri­tät: Schwei­zer Spi­tä­ler be­treu­en nun auch In­ten­siv­pa­ti­en­ten aus dem schwer be­trof­fe­nen El­sass.

Künf­ti­ge Be­zie­hun­gen CH-EU: Auf­ge­scho­ben ist nicht auf­ge­ho­ben

Auch wenn diese Ent­wick­lung er­freu­lich ist, die Frage des künf­ti­gen bi­la­te­ra­len Ver­hält­nis­ses zwi­schen der Schweiz und der EU bleibt un­ge­löst. Nach der Co­ro­na-Krise muss das bi­la­te­ra­le Ver­hält­nis rasch ge­klärt wer­den. Eine ge­schwäch­te Schwei­zer Wirt­schaft wird es sich nicht leis­ten kön­nen, von ihrem wich­tigs­ten Ab­satz­markt ab­ge­hängt zu wer­den.