Bi­la­te­ra­ler Weg als mass­ge­schnei­der­te Lö­sung

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • Der bi­la­te­ra­le Weg ist ein mass­ge­schnei­der­tes Mo­dell im In­ter­es­se der Schweiz, wel­ches es zu schüt­zen gilt.
  • Eine Wei­ter­ent­wick­lung des bi­la­te­ra­len Wegs bringt der Schweiz zahl­rei­che Vor­tei­le.
  • Die Bi­la­te­ra­len III sind eine Chan­ce, den bis­he­ri­gen Weg fort­set­zen zu kön­nen. Kommt keine Lö­sung zu­stan­de, wird es den Sta­tus quo nicht mehr geben, denn die be­ste­hen­den Ver­trä­ge wer­den immer wei­ter ero­die­ren. Die Schweiz könn­te auch nicht mehr bei Ho­ri­zon Eu­ro­pe gleich­be­rech­tigt teil­neh­men.

Ak­tu­ell führt der Bun­des­rat mit der EU in­ten­si­ve Ver­hand­lun­gen über die Bi­la­te­ra­len III. Ziel dabei ist, den er­folg­rei­chen bi­la­te­ra­len Weg zu si­chern und wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Die Geg­ner einer sol­chen Lö­sung mo­nie­ren, dass wir den bi­la­te­ra­len Weg auch ohne die Bi­la­te­ra­len III wei­ter­ge­hen könn­ten. Diese Über­le­gung geht so aber nicht auf – denn es braucht immer zwei für einen Tango.

Bi­la­te­ra­ler Weg als mass­ge­schnei­der­te Lö­sung

Be­reits seit 25 Jah­ren pro­fi­tie­ren wir von den bi­la­te­ra­len Ver­trä­gen mit der EU. Diese haben uns zahl­rei­che Vor­tei­le ge­bracht. Doch sie brau­chen drin­gend ein Up­date. Des­halb sieht das ak­tu­ell dis­ku­tier­te drit­te bi­la­te­ra­le Ver­trags­pa­ket vor, die fünf be­ste­hen­den Bin­nen­markt­ab­kom­men der Bi­la­te­ra­len I von 1999 mit neuen in­sti­tu­tio­nel­len Ele­men­ten für die kom­men­den Jahr­zehn­te auf­zu­da­tie­ren.

Die Schweiz be­schrei­tet mit dem bi­la­te­ra­len Weg einen Son­der­weg. In den Be­rei­chen, wo es in un­se­rem In­ter­es­se ist, haben wir bi­la­te­ra­le Ab­kom­men ab­ge­schlos­sen. Es han­delt sich dabei um ein mass­ge­schnei­der­tes Mo­dell im In­ter­es­se der Schweiz, wel­ches es zu schüt­zen gilt. Denn spä­tes­tens seit dem Brex­it bie­tet die EU Dritt­staa­ten wie der Schweiz bei den Wirt­schafts­be­zie­hun­gen nur noch die EU-Mit­glied­schaft, die Teil­nah­me am EWR oder ein Frei­han­dels­ab­kom­men an – alles wenig reiz­vol­le Al­ter­na­ti­ven. Der bi­la­te­ra­le Weg mit einem gleich­be­rech­tig­ten Zu­gang zum eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt, wie wir ihn ge­gen­wär­tig haben, steht für Dritt­staa­ten wie der Schweiz je­doch nicht mehr auf dem Me­nü­plan. Des­halb ist es für die Schweiz von gros­ser Be­deu­tung, den bi­la­te­ra­len Weg lang­fris­tig zu si­chern.

Nebst der Auf­da­tie­rung der be­ste­hen­den Bin­nen­markt­ab­kom­men steht bei den Bi­la­te­ra­len III auch der Ab­schluss von drei neuen Ab­kom­men zu Strom, Le­bens­mit­tel­si­cher­heit und Ge­sund­heit, sowie die lang­fris­ti­ge und voll­stän­di­ge Teil­nah­me der Schweiz am eu­ro­päi­schen For­schungs­pro­gramm Ho­ri­zon Eu­ro­pe im Zen­trum. Das stärkt die Sta­bi­li­tät un­se­rer Strom­net­ze, senkt die Kos­ten, schützt uns bes­ser vor ge­fähr­li­chen Le­bens­mit­teln und Krank­hei­ten und stärkt un­se­re In­no­va­ti­ons­kraft dank bes­se­rer For­schungs­zu­sam­men­ar­beit. Damit hat die Schweiz die Mög­lich­keit, den bi­la­te­ra­len Weg in wich­ti­gen Be­rei­chen wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Aus die­sem Grund ist auch die Qua­li­tät der Bi­la­te­ra­len III so wich­tig. Es gilt jetzt das Ver­hand­lungs­re­sul­tat ab­zu­war­ten und da­nach eine um­fas­sen­de Be­ur­tei­lung vor­zu­neh­men.

Der Sta­tus quo ist keine Al­ter­na­ti­ve, son­dern Wunsch­den­ken

Soll­te die Wei­ter­ent­wick­lung des bi­la­te­ra­len Wegs hin­ge­gen schei­tern, dro­hen die Vor­tei­le des Schwei­zer Son­der­mo­dells zu ver­blas­sen. Wie es in die­sem Fall genau wei­ter­ge­hen würde, kann der­zeit nie­mand mit Si­cher­heit sagen. Die An­nah­men der Geg­ner der ak­tu­el­len Lö­sung sind auf jeden Fall sehr ge­wagt. Klar ist aber be­reits heute: Den Sta­tus quo wird es nicht mehr geben. Die be­ste­hen­den Bin­nen­markt­ab­kom­men wür­den wei­ter ero­die­ren, die Schweiz könn­te bei Ho­ri­zon Eu­ro­pe nicht gleich­be­rech­tigt teil­neh­men und der Ab­schluss des für die Schweiz wich­ti­gen Strom­ab­kom­mens rückt in weite Ferne. Der bi­la­te­ra­le Weg, wel­cher in den letz­ten 25 Jah­ren zu un­se­rem Wohl­stand, un­se­rer Sta­bi­li­tät und Si­cher­heit stark bei­ge­tra­gen hat, würde damit schlei­chend sein Ende fin­den.