Wegweiser auf einem Bergweg

Rich­tungs­ent­scheid in der Kli­ma­po­li­tik

Mit der To­tal­re­vi­si­on des CO2-Ge­set­zes wol­len Bund und Par­la­ment die Schwei­zer Kli­ma­po­li­tik ins neue Jahr­zehnt füh­ren. Die Wirt­schaft un­ter­stützt die Po­li­tik bei der Sen­kung der Treib­haus­gas­emis­sio­nen – al­ler­dings be­nö­tigt sie eine wirt­schafts­ver­träg­li­che Re­gu­lie­rung. An­stel­le von Kli­ma­fonds und Flug­ti­cket­abga­ben sind echte Lö­sungs­an­sät­ze wie ein of­fe­nes Ziel­ver­ein­ba­rungs­sys­tem sowie in­ter­na­tio­na­le Ko­or­di­na­ti­on ge­for­dert.

Die Um­welt­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats emp­fiehlt das to­tal­r­e­vi­dier­te CO2-Ge­setz zur An­nah­me. Sie teilt damit die grund­sätz­li­chen Be­schlüs­se aus dem Stän­de­rat. Auch die Wirt­schaft emp­fiehlt dem Na­tio­nal­rat, die Vor­la­ge an­zu­neh­men – An­pas­sun­gen sind aber not­wen­dig. Nur mit einer wirt­schafts­ver­träg­li­chen Um­set­zung kann ver­hin­dert wer­den, dass dem Werk­platz Schweiz ein­schnei­den­de Wett­be­werbs­nach­tei­le dro­hen.

In­ter­na­tio­nal ko­or­di­nier­te Mass­nah­men er­mög­li­chen rea­lis­ti­sches In­land­ziel

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt das CO2-Ge­samt­re­duk­ti­ons­ziel in Höhe von 50 Pro­zent bis 2030. Für die Ziel­er­rei­chung ist letzt­lich die Fle­xi­bi­li­tät ent­schei­dend. Mit einem 50-Pro­zent-In­land­ziel er­hält die Wirt­schaft diese Fle­xi­bi­li­tät. Der Ein­satz sol­cher in­ter­na­tio­na­ler Markt­me­cha­nis­men ist ein in­te­gra­ler Be­stand­teil des Über­ein­kom­mens von Paris. Die fle­xi­ble Ver­bin­dung von Kli­maak­tio­nen im In- und Aus­land führt zur best­mög­li­chen und ef­fi­zi­en­tes­ten Re­duk­ti­on von Treib­haus­gas­emis­sio­nen. Ein hö­he­rer In­land­an­teil als 50 Pro­zent würde sich ne­ga­tiv auf die Wirt­schafts­leis­tung und die Be­schäf­ti­gungs­la­ge in der Schweiz aus­wir­ken und dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se wi­der­spre­chen.

Ziel­ver­ein­ba­run­gen sol­len allen of­fen­ste­hen

Der Zu­gang zum Sys­tem der Ziel­ver­ein­ba­run­gen soll­te allen Un­ter­neh­men un­ein­ge­schränkt of­fen­ste­hen. Mit der Kom­bi­na­ti­on einer mo­dera­ten CO2-Ab­ga­be und einer Mög­lich­keit, Ziel­ver­ein­ba­run­gen mit Ver­min­de­rungs­ver­pflich­tun­gen ab­zu­schlies­sen, wer­den die gröss­ten Emis­si­ons­re­duk­tio­nen zu ge­rings­ten Wett­be­werbs­nach­tei­len für die Un­ter­neh­men er­wirkt. Das Par­la­ment soll daher jeg­li­che Ein­schrän­kun­gen er­satz­los strei­chen, da sie wert­vol­le Ein­spa­run­gen der Un­ter­neh­men ver­un­mög­li­chen. Aus die­sem Grund sol­len auch die rück­erstat­tungs­be­rech­tig­ten Un­ter­neh­men wei­ter­hin an der Rück­ver­tei­lung teil­ha­ben (= Strei­chen von Art. 41 Abs. 4). Da­durch las­sen sich zu­sätz­li­che Un­ter­neh­men für eine Ziel­ver­ein­ba­rung ge­win­nen, so­dass ihre Wir­kung mas­siv zu­nimmt.

Die CO2-Ab­ga­be soll auf heu­ti­gem Ni­veau be­las­sen wer­den

Ak­tu­ell ist die CO2-Ab­ga­be auf ma­xi­mal 120 Fran­ken pro Tonne aus­ge­stos­se­nes CO2 be­grenzt. Die Schweiz hat damit schon heute eine der höchs­ten CO2-Ab­ga­ben der Welt. Der Bun­des­rat schlägt nun eine Er­hö­hung auf ma­xi­mal 210 Fran­ken pro Tonne emit­tier­tes CO2 vor. Vor allem KMU-Be­trie­ben ent­stün­den da­durch hohe Kos­ten und Wett­be­werbs­nach­tei­le ge­gen­über der in­ter­na­tio­na­len Kon­kur­renz. Um eine Ver­la­ge­rung der In­dus­trie ins Aus­land zu ver­hin­dern, soll der Na­tio­nal­rat die ma­xi­ma­le Höhe der CO2-Ab­ga­be auf dem heu­ti­gen Wert be­las­sen.

Keine Flug­ti­cket­abga­be und keine neuen Sub­ven­ti­ons­töp­fe

Eine Flug­ti­cket­abga­be lehnt eco­no­mie­su­is­se wei­ter­hin klar ab. Sie ist kli­ma­po­li­tisch nicht ziel­füh­rend und scha­det dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz. Mit dem An­schluss an das eu­ro­päi­sche Emis­si­ons­han­dels­sys­tem und dem an­ste­hen­den glo­ba­len Ab­kom­men COR­SIA wur­den be­reits bes­se­re Lö­sun­gen ge­fun­den. Eben­so kri­tisch steht die Wirt­schaft der Schaf­fung eines un­be­fris­te­ten Kli­ma­fonds – einem ei­gent­li­chen Sub­ven­ti­ons­topf – ge­gen­über. Be­son­ders pro­ble­ma­tisch ist, dass die­ser Fonds un­be­fris­tet sein soll. Die Ver­tei­lung sol­cher Sub­ven­ti­ons­gel­der ent­spricht einer Zweck­ent­frem­dung und ist zu un­klar de­fi­niert.

Die Co­ro­na-Krise bie­tet keine Lö­sun­gen in der Kli­ma­po­li­tik

In jüngs­ter Zeit kamen For­de­run­gen auf, dass bei Mass­nah­men gegen die Fol­gen von Co­ro­na immer auch die Aus­wir­kun­gen auf das Klima in Be­tracht ge­zo­gen wer­den. Die Ver­knüp­fung von staat­li­chen Hilfs­mass­nah­men mit sach­frem­den Be­din­gun­gen in der Kli­ma­po­li­tik wäre aber sehr schäd­lich. Viel sinn­vol­ler ist es, das CO2-Ge­setz jetzt lang­fris­tig aus­zu­ge­stal­ten. Eine Ver­mi­schung der Be­rei­che könn­te sogar das Ge­gen­teil be­wir­ken, da sie den Spiel­raum für In­ves­ti­tio­nen wie zum Bei­spiel in emis­si­ons­är­me­re An­la­gen oder Tech­no­lo­gi­en mit­tel­fris­tig ein­schränkt.