Konjunktur

Po­si­ti­ver Wirt­schafts­aus­blick – doch die Ri­si­ken stei­gen

Das Wachs­tum der Schwei­zer Wirt­schaft hält ge­mäss der ak­tu­el­len Pro­gno­se des Dach­ver­bands eco­no­mie­su­is­se wei­ter an. Al­ler­dings meh­ren sich die Zei­chen für eine leich­te Ab­schwä­chung. Das Wie­der­auf­flam­men der eu­ro­päi­schen Ver­schul­dungs­kri­se, ein dro­hen­der Han­dels­krieg und die Un­klar­heit über die Fol­gen eines Aus­stiegs aus der ul­tra­ex­pan­si­ven Geld­po­li­tik ver­un­si­chern die Märk­te und er­schwe­ren die Pla­nung der Un­ter­neh­men. Den­noch bleibt der Ex­port­sek­tor auf Ex­pan­si­ons­kurs. Auch die Bin­nen­wirt­schaft kann zu­le­gen. Al­ler­dings nimmt die Dy­na­mik ab. Ent­spre­chend ist für 2018 mit einem Wachs­tum von 2,3 Pro­zent und für 2019 mit einem sol­chen von 1,7 Pro­zent zu rech­nen. Trotz die­ser leich­ten Wachs­tums­ab­schwä­chung sinkt die Ar­beits­lo­sen­quo­te deut­lich unter die 3-Pro­zent-Marke.

Die wirt­schaft­li­che Schön­wet­ter­pe­ri­ode mit dy­na­misch stei­gen­der Aus­lands­nach­fra­ge und einem sich ab­schwä­chen­den Fran­ken neigt sich lei­der be­reits dem Ende zu. Das Da­mo­kles­schwert, das über der ak­tu­ell po­si­ti­ven wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung hängt, ist die ita­lie­ni­sche Po­li­tik, deren Un­kal­ku­lier­bar­keit die eu­ro­päi­sche Ver­schul­dungs­pro­ble­ma­tik schlag­ar­tig wie­der ins Zen­trum ge­rückt hat. Ent­spre­chen­de Ri­si­ken er­ge­ben sich für die Schwei­zer Wirt­schaft in Form eines Wie­der­er­star­kens des Fran­kens und einer Kon­junk­tur­ab­schwä­chung in Eu­ro­pa. Dar­über hin­aus haben die von den USA ver­häng­ten Straf­zöl­le auf Stahl und Alu­mi­ni­um und all­fäl­li­ge Ver­gel­tungs­mass­nah­men das Po­ten­zi­al, einen Han­dels­krieg mit schwer­wie­gen­den Kon­se­quen­zen für die Welt­wirt­schaft zu ent­fa­chen. Die der­zeit noch star­ken Wachs­tums­im­pul­se aus dem Aus­land dürf­ten sich daher ab­schwä­chen. Im plau­si­bels­ten Sze­na­rio kommt es zwar weder zu einem ve­ri­ta­blen Han­dels­kon­flikt noch zu einem Aus­tritt Ita­li­ens aus der Eu­ro­zo­ne. Es ist aber damit zu rech­nen, dass die Po­li­tik in den USA und Ita­li­en wei­ter­hin für Über­ra­schun­gen sor­gen und die Märk­te in Auf­ruhr ver­set­zen wird. Dies re­du­ziert die Pla­nungs­si­cher­heit für Un­ter­neh­men er­heb­lich, so­dass In­ves­ti­tio­nen hin­ter­fragt oder gar aus­ge­setzt wer­den.

Wei­ter­hin gute Wachs­tums­zah­len aus Eu­ro­pa

Trotz der ge­stie­ge­nen Un­si­cher­heit prä­sen­tiert sich die Si­tua­ti­on für die Schwei­zer Ex­port­in­dus­trie wei­ter­hin po­si­tiv. Die Nach­fra­ge im wich­tigs­ten Ab­satz­markt Eu­ro­pa steigt. Deutsch­land oder die Nie­der­lan­de boo­men ge­ra­de­zu. Doch auch Frank­reich, Ös­ter­reich oder Spa­ni­en wei­sen gute Wachs­tums­zah­len auf, ja sogar Grie­chen­land und Por­tu­gal soll­ten die­ses und nächs­tes Jahr um die zwei Pro­zent wach­sen. Dem­ge­gen­über hinkt Ita­li­en der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung der an­de­ren Euro-Län­der hin­ter­her – mit einem Wachs­tum nicht weit über der 1-Pro­zent-Marke und einer hart­nä­ckig hohen Ar­beits­lo­sen­quo­te von etwa elf Pro­zent. Mit sei­ner hohen Staats­ver­schul­dung bleibt das Land somit ge­ne­rell an­fäl­lig bei Markt­kor­rek­tu­ren und ins­be­son­de­re bei Zins­er­hö­hun­gen. Auch in Gross­bri­tan­ni­en be­las­tet die wirt­schafts­po­li­ti­sche Un­si­cher­heit nach dem Brex­it die Zu­kunfts­aus­sich­ten. Ins­ge­samt aber stützt die star­ke Nach­fra­ge in Eu­ro­pa die Schwei­zer Ex­por­te in die­sem und etwas ab­ge­schwächt auch im nächs­ten Jahr.

Dies gilt auch für die aus­ser­eu­ro­päi­schen Märk­te. Die gröss­ten Bei­trä­ge zum Wachs­tum der Welt­wirt­schaft lie­fern die Volks­wirt­schaf­ten der USA, Chi­nas und In­di­ens.

Ex­port­in­dus­trie und Han­del ex­pan­die­ren

Die ge­sam­te Schwei­zer Ex­port­in­dus­trie ist der­zeit auf Ex­pan­si­ons­kurs. Die Er­ho­lung zeigt sich vor allem bei der Me­tall-, Elek­tro- und Ma­schi­nen­in­dus­trie und der Uh­ren­in­dus­trie. Doch auch die Tex­til­in­dus­trie legt zu. We­ni­ger zy­klisch ist der Wachs­tums­pfad der che­misch-phar­ma­zeu­ti­schen In­dus­trie, die wie in der Ver­gan­gen­heit kon­ti­nu­ier­lich wächst. Von der po­si­ti­ven Ein­kom­mens­ent­wick­lung im Aus­land pro­fi­tie­ren zudem die Ho­tel­le­rie, das Gast­ge­wer­be und die Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen. Ge­ne­rell blei­ben die Aus­sich­ten für 2019 gut, auch wenn sich das Welt­wirt­schafts­wachs­tum ab­schwä­chen dürf­te. Die Schwei­zer Wirt­schaft wächst aber auch in den eher bin­nen­wirt­schaft­lich tä­ti­gen Bran­chen wie Ver­si­che­run­gen, Dienst­leis­tun­gen für Un­ter­neh­men und Han­del, wobei im Ge­gen­satz zur Ver­gan­gen­heit so­wohl der De­tail­han­del, der Han­del mit Fahr­zeu­gen als auch der Gross­han­del auf Ex­pan­si­ons­kurs sind. Auch das Ge­sund­heits­we­sen legt wei­ter zu. Der Bau pro­fi­tier­te von einem ers­ten star­ken Quar­tal 2018 und wird sich zwar die­ses und nächs­tes Quar­tal we­ni­ger dy­na­misch ent­wi­ckeln, aber sich wei­ter­hin auf hohem Ni­veau be­we­gen. Seit­wärts bis leicht ne­ga­tiv ent­wi­ckeln sich die Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­bran­che und die En­er­gie­wirt­schaft.

Die ins­ge­samt gute Ge­schäfts­la­ge macht sich auch darin be­merk­bar, dass die Un­ter­neh­men pla­nen, in die­sem und nächs­ten Jahr zu­sätz­li­che Stel­len zu schaf­fen. Die po­si­ti­ve Be­schäf­ti­gungs­si­tua­ti­on wird dazu füh­ren, dass die Ar­beits­lo­sen­quo­te wei­ter­hin sinkt und im Jah­res­durch­schnitt 2018 bei 2,8 Pro­zent zu lie­gen kom­men dürf­te. Für 2019 kann im Jah­res­durch­schnitt sogar mit einem Ab­sin­ken auf 2,6 Pro­zent ge­rech­net wer­den.

Auch wenn die Prei­se etwas an­ge­zo­gen haben und auch 2019 mit 0,6 Pro­zent wei­ter­hin leicht stei­gen wer­den, ist die Preis­sta­bi­li­tät in der Schweiz nach wie vor ge­si­chert. Zins­än­de­run­gen drän­gen sich des­halb nicht auf. Den­noch: In der wirt­schaft­lich star­ken Schweiz wären Zins­er­hö­hun­gen nötig und rich­tig. Hier zeich­net sich aber erst 2019 eine klei­ne Än­de­rung ab, denn bis dahin wird die EZB die Zin­sen so tief las­sen, dass die SNB ih­rer­seits keine Zins­er­hö­hung voll­zie­hen kann, ohne eine neu­er­li­che Fran­ken­auf­wer­tung zu ris­kie­ren.

Er­höh­te Ab­wärts­ri­si­ken aus dem In- und Aus­land

Bei ins­ge­samt po­si­ti­ven Aus­sich­ten haben die kon­junk­tu­rel­len Ri­si­ken in letz­ter Zeit stark zu­ge­nom­men. Po­pu­lis­mus und eine pro­tek­tio­nis­ti­sche Wirt­schafts­po­li­tik schei­nen auf der Welt lei­der wie­der en vogue zu sein. Es kann gar nicht oft und stark genug be­tont wer­den, wie wich­tig of­fe­ne Märk­te ge­ra­de für ein ex­port­ori­en­tier­tes Land wie die Schweiz sind. Han­dels­strei­tig­kei­ten wür­den die hie­si­ge Wirt­schaft stark in Mit­lei­den­schaft zie­hen. Auch die Si­tua­ti­on in Ita­li­en könn­te ent­glei­ten und zu schwe­ren Zer­würf­nis­sen mit ent­spre­chen­den wirt­schaft­li­chen Schä­den füh­ren. Das be­deu­tends­te Ab­wärts­ri­si­ko im In­land sind die in den letz­ten Jah­ren stark ge­stie­ge­nen Im­mo­bi­li­en­prei­se. Bei stei­gen­den Leer­stands­zif­fern könn­te die sich im Laufe des nächs­ten Jah­res ab­zeich­nen­de Zins­wen­de er­heb­li­che Preis­kor­rek­tu­ren aus­lö­sen und Im­mo­bi­li­en­be­sit­zer in fi­nan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten brin­gen.

Tabelle 1