Trump und die Wirt­schaft: We­ni­ger wäre mehr

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • US-Wirt­schaft wächst, doch hohe Staats­aus­ga­ben trei­ben In­fla­ti­on und Schul­den.
  • Nur zwei von vier ma­kro­öko­no­mi­schen Zie­len wer­den er­reicht.
  • We­ni­ger Staats­aus­ga­ben wären lang­fris­tig nach­hal­ti­ger.

Trump geht mit einem höl­li­schen Tempo vor und ver­sucht in kur­zer Zeit, Nägel mit Köp­fen zu ma­chen. Wel­cher «Umbau» wäre aus ma­kro­öko­no­mi­scher Per­spek­ti­ve not­wen­dig? Es zeigt sich, dass die zu hohe Staats­ver­schul­dung und die zu hohe In­fla­ti­on der USA ein Pro­blem dar­stel­len. Da­ge­gen ist die Volks­wirt­schaft in Bezug auf die Ar­beits­lo­sig­keit und die Wirt­schafts­ent­wick­lung im Ziel­pfad. Steu­er­sen­kun­gen und um­fang­rei­che Aus­ga­ben­pro­gram­me hei­zen die In­fla­ti­on an und ver­ste­ti­gen die Lohn-Preis-Spi­ra­le. Für eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung wäre also we­ni­ger mehr.

Be­reits im ers­ten Se­mes­ter ler­nen an­ge­hen­de Volks­wir­te in der Grund­vor­le­sung fol­gen­de Frage zu be­ant­wor­ten: Wel­che Ziel­grös­sen soll­ten aus ma­kro­öko­no­mi­scher Per­spek­ti­ve ein­ge­hal­ten wer­den?

  • Ers­tens soll­te die Ent­wick­lung des rea­len Brut­to­in­land­pro­duk­tes in der Grös­sen­ord­nung des Po­ten­zi­al­wachs­tums zu lie­gen kom­men.
  • Zwei­tens soll­te die Preis­sta­bi­li­tät ge­währ­leis­tet sein.
  • Drit­tens soll­te die Ar­beits­lo­sen­quo­te tief, d.h. ge­ra­de so tief sein, dass kein in­fla­tio­nä­rer Druck er­zeugt wird.
  • Vier­tens soll­te die Staats­ver­schul­dung nicht allzu hoch sein.

Wenn diese vier Be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den, hat die Wirt­schafts­po­li­tik einen guten Job ge­macht. Doch nicht um­sonst nennt man die vier Be­din­gun­gen das «ma­gi­sche» Vier­eck, denn es ist sehr schwie­rig, alle vier Be­din­gun­gen gleich­zei­tig zu er­fül­len. Nen­nen wir kon­kre­te Ziele für die USA, die all­ge­mein als er­stre­bens­wert er­ach­tet wer­den:

  • Rea­les BIP um die zwei Pro­zent Wachs­tum pro Jahr.
  • Ar­beits­lo­sen­quo­te rund 4,5 Pro­zent.
  • In­fla­ti­on zwei Pro­zent.
  • Eine Staats­ver­schul­dung, die nicht grös­ser als 60-90 Pro­zent des Brut­to­in­land­pro­duk­tes ist.

Zie­hen wir Bi­lanz: Das reale Wachs­tum unter der Biden-Ad­mi­nis­tra­ti­on war (nach den Co­ro­na-Ein­schrän­kun­gen) gut. Die Ar­beits­lo­sen­quo­te tief, aber so tief, dass dies einen in­fla­tio­nä­ren Druck er­zeugt. Ent­spre­chend konn­te die In­fla­ti­ons­ra­te trotz hoher Zin­sen bis heute nicht auf die zwei Pro­zent ge­drückt wer­den. Und die Staats­ver­schul­dung wächst un­ge­bremst: Sie liegt weit über den 60 Pro­zent (ur­sprüng­li­ches Maas­tricht-Kri­te­ri­um der EU) oder 90 Pro­zent (ab die­sem Schwel­len­wert hat eine zu­sätz­li­che Staats­ver­schul­dung ne­ga­ti­ve Wachs­tums­ef­fek­te ge­mäss der Schät­zung von Rein­hart/Rog­off 2010). Nur zwei von vier Ziel­grös­sen des ma­gi­schen Vier­ecks wer­den in den USA der­zeit ein­ge­hal­ten, wie die fol­gen­de Ta­bel­le zeigt.

In­ter­pre­tie­ren wir: Die US-Wirt­schaft hat einen Teil der guten Wachs­tums­per­for­mance der Ver­gan­gen­heit durch zu hohe Staats­aus­ga­ben er­zielt. Die (zu) um­fang­rei­chen Stüt­zungs­ak­tio­nen nach der Pan­de­mie, die Fort­füh­rung und Aus­bau der Staats­pro­gram­me von der ers­ten Trump und von Bi­dens Re­gie­rungs­pe­ri­ode haben die Nach­fra­ge in den USA zu stark auf­ge­bläht und we­sent­lich dazu bei­ge­tra­gen, dass die In­fla­ti­ons­ra­te immer noch zu hoch ist. Und die hohen Staats­aus­ga­ben lässt die Ver­schul­dung ste­tig an­stei­gen.

Fazit

Auch Trump wird sich dem «ma­gi­schen» ma­kro­öko­no­mi­schen Vier­eck nicht ent­zie­hen kön­nen: So lange der Staat das Wachs­tum be­feu­ert, kann er zwar die Ar­beits­lo­sig­keit tief hal­ten, doch die In­fla­ti­on bleibt hart­nä­ckig hoch. Und die Staats­ver­schul­dung wird wei­ter zu­neh­men. We­ni­ger Staats­aus­ga­ben wären im Ge­gen­teil hilf­reich, nicht nur die Ver­schul­dung, son­dern auch den in­fla­tio­nä­ren Druck her­aus­zu­neh­men. Dann wird es auch für die Zen­tral­bank mög­lich sein, die Zin­sen zu sen­ken. We­ni­ger ist halt hie und da mehr und im Falle der USA lang­fris­tig nach­hal­ti­ger.