Frau am Gestikulieren

Per­so­nen­frei­zü­gig­keit: Po­si­ti­ve Sei­ten über­wie­gen deut­lich

Das Per­so­nen­frei­zü­gig­keits­ab­kom­men mit der EU sorgt für eine mass­ge­schnei­der­te Zu­wan­de­rung in die Schweiz. Wie die Er­geb­nis­se des neun­ten Ob­ser­va­to­ri­ums­be­richts in aller Klar­heit zei­gen, stärkt die Mi­gra­ti­on den Wirt­schafts­stand­ort und die So­zi­al­wer­ke der Schweiz. Auch die Tat­sa­che, dass 2012 we­ni­ger Deut­sche, dafür mehr Süd- und Ost­eu­ro­pä­er ein­ge­wan­dert sind, hat an die­sem po­si­ti­ven Fazit nichts ge­än­dert.

Die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit mit den EU- und EFTA-Staa­ten ist für die Schweiz eine wirt­schaft­li­che Er­folgs­ge­schich­te. Zu die­sem Be­fund kommt der heute in Bern prä­sen­tier­te Ob­ser­va­to­ri­ums­be­richt, der die Aus­wir­kun­gen des Ab­kom­mens jähr­lich un­ter­sucht. Der er­leich­ter­te Zu­gang zu qua­li­fi­zier­ten Fach­kräf­ten aus den eu­ro­päi­schen Staa­ten hat we­sent­lich dazu bei­ge­tra­gen, dass die Schweiz auf Jahre des wirt­schaft­li­chen Wachs­tums mit tie­fer Ar­beits­lo­sig­keit zu­rück­bli­cken kann.

2012 sind 73'000 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der mehr in die Schweiz ein- als aus­ge­wan­dert. An­statt wie in den Jah­ren zuvor haupt­säch­lich aus Deutsch­land, kamen sie neu vor allem aus den süd- und ost­eu­ro­päi­schen Län­dern. In­ter­es­san­ter­wei­se hat dies je­doch kei­nen mar­kan­ten Ein­fluss auf die Qua­li­fi­ka­tio­nen oder die unter den Ein­wan­de­rern ver­tre­te­nen Be­rufs­grup­pen.

Sta­bi­le Lohn­struk­tu­ren und Stär­kung der So­zi­al­wer­ke
Auf das oft her­auf­be­schwo­re­ne Lohn­dum­ping las­sen sich kaum Hin­wei­se fin­den. Im Ge­gen­teil: «Die flan­kie­ren­den Mass­nah­men haben sich be­währt», stell­te SECO-Di­rek­to­rin Marie-Ga­bri­el­le In­ei­chen-Fleisch heute un­miss­ver­ständ­lich fest. Auch von einer ge­ne­rel­len Ver­drän­gung ein­hei­mi­scher Ar­beits­kräf­te durch Zu­ge­wan­der­te kann keine Rede sein, wie eine neue Stu­die der Uni­ver­si­tä­ten Lau­sanne und Zü­rich be­legt. Schwa­che ne­ga­ti­ve Ef­fek­te sind nur bei hoch qua­li­fi­zier­ten Ar­beit­neh­men­den aus­zu­ma­chen.

Die häu­fig zu hö­ren­de Be­fürch­tung, viele Zu­wan­de­rer aus der EU kämen vor allem wegen des gross­zü­gi­gen So­zi­al­sys­tems in die Schweiz, fin­det im ak­tu­el­len Be­richt eben­falls keine Be­stä­ti­gung. Im Ge­gen­teil: Der An­teil der Fi­nan­zie­rung durch EU- und EFTA-Staats­an­ge­hö­ri­ge steigt seit Jah­ren an. Ak­tu­ell tra­gen sie zu 22 Pro­zent zur Fi­nan­zie­rung der 1. Säule bei, be­zie­hen je­doch le­dig­lich 15 Pro­zent der Leis­tun­gen.

Viele Bran­chen sind auf Zu­wan­de­rung an­ge­wie­sen
An­ge­sichts die­ser Fak­ten­la­ge ist für eco­no­mie­su­is­se klar, dass das Er­folgs­mo­dell Per­so­nen­frei­zü­gig­keit un­be­dingt ver­tei­digt wer­den muss. Für mit der Zu­wan­de­rung ver­bun­de­ne The­men wie Woh­nungs­knapp­heit, Raum­pla­nung und Ver­kehrs­ent­wick­lung wer­den der­zeit neue Lö­sun­gen po­li­tisch vor­an­ge­trie­ben. Diese brei­te De­bat­te über Wege, wie die Schweiz wirt­schaft­li­ches Wachs­tum und eine hohe Le­bens­qua­li­tät nach­hal­tig si­chern kann, wird sei­tens eco­no­mie­su­is­se sehr be­grüsst. Ra­di­ka­le Vor­stös­se wie die «Mas­sen­ein­wan­de­rungs-In­itia­ti­ve» der SVP sind hin­ge­gen un­ge­eig­net, die zu­künf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern.

Link zum Ob­ser­va­to­ri­ums­be­richt