Panel zur Schul­den­brem­se in Brüs­sel: Er­fah­rung spricht für strik­te Re­geln

​Was ist eine gute Schul­den­brem­se? Diese Frage wurde an einer gut be­such­ten Ver­an­stal­tung der Schwei­zer Mis­si­on in Brüs­sel dis­ku­tiert. Im Rah­men des Fo­rums «Part­ners in Dia­lo­gue» tausch­ten sich Ex­per­ten aus der Schweiz und der EU aus. Die Er­fah­run­gen aus der Schweiz waren ein­deu­tig: Er­folg­rei­che Schul­den­brem­sen sind glaub­wür­dig – und streng.
Wie Fritz Zur­brügg, Di­rek­tor der Eidg. Fi­nanz­ver­wal­tung, er­klär­te, ist eine gute Schul­den­brem­se ge­mäss der nun bald zehn­jäh­ri­gen Er­fah­rung des Bun­des so­wohl glaub­wür­dig wie fle­xi­bel. Er liess kei­nen Zwei­fel daran, dass das Schwer­ge­wicht eher auf der Glaub­wür­dig­keit lie­gen müsse. Volks­ab­stim­mung, Ver­fas­sungs­ver­an­ke­rung, tech­ni­sche Be­rech­nungs­wei­se ohne po­li­ti­schen Ein­fluss sowie Trans­pa­renz und Kon­trol­le ma­chen die Schul­den­brem­se des Bun­des zu dem po­pu­lä­ren In­stru­ment, das sie heute ist.

Dass neben den Re­geln die Fle­xi­bi­li­tät nicht zu kurz kommt, dafür sor­gen Rück­sicht­nah­men auf die Kon­junk­tur und für Not­fäl­le eine Aus­nah­me­klau­sel. Der (po­ten­zi­el­le) Spa­gat zwi­schen den bei­den Polen Ri­gi­di­tät und Fle­xi­bi­li­tät ist der Schul­den­brem­se bis­her gut ge­lun­gen. Die Po­li­tik hat al­ler­dings, wie Zur­brügg an­merk­te, den Ak­zent von sich aus be­wusst immer eher auf den ers­ten Pol und damit auf die strik­te Ver­mei­dung neuer Schul­den ge­legt. Das nicht zum Nach­teil der Schweiz.

Rolf Wid­mer, Glar­ner Fi­nanz­di­rek­tor, stell­te die Er­fah­run­gen mit der Schul­den­brem­se aus Sicht der Kan­to­ne dar. 25 von 26 Schwei­zer Kan­to­nen haben heute eine Schul­den­brem­se im Ge­setz ver­an­kert. St. Gal­len als ers­ter Kan­ton seit 1929. Die Schul­den­brem­se hat sich ge­mäss Wid­mer auch für die Kan­to­ne be­währt und wird als wert­vol­les In­stru­ment für eine nach­hal­ti­ge Fi­nanz­po­li­tik be­trach­tet. Die kon­kre­ten Re­geln sind in den Kan­to­nen sehr un­ter­schied­lich aus­ge­stal­tet. Den Er­fah­run­gen ge­mein­sam ist aber, dass Schul­den­brem­sen, je älter sie sind, immer strik­ter wer­den. Of­fen­bar über­wiegt mit zu­neh­men­der Ver­traut­heit (auch der Bund mach­te diese Er­fah­rung) der Schluss, dass Fle­xi­bi­li­tät und Spiel­räu­me wich­tig sind – eine glaub­wür­di­ge Fi­nanz­po­li­tik und das Schlies­sen von Schul­den­schlupf­lö­chern am Ende aber wich­ti­ger.

Der Ver­tre­ter der EU-Kom­mis­si­on, Lucio Pench, be­ton­te sei­ner­seits die Be­deu­tung von in­tel­li­gen­ten, ro­bus­ten Re­geln, ver­wies gleich­zei­tig aber auch dar­auf, dass Schul­den­brem­sen na­tio­nal un­ter­stützt wer­den müs­sen, um Er­folg zu haben. Fle­xi­ble, gross­zü­gi­ge Re­geln haben es dies­be­züg­lich leich­ter. Al­ler­dings dürfe die Fle­xi­bi­li­tät nicht so weit füh­ren, dass sich die Re­geln gleich selbst wie­der aus­ser Kraft setz­ten.