Flaggen von UK, EU und Schweiz

News-Ti­cker: Brex­it und die Schweiz

Die Ver­hand­lun­gen zwi­schen Gross­bri­tan­ni­en und der EU über die künf­ti­gen Be­zie­hun­gen sind vor­erst zu einem Ab­schluss ge­kom­men. Das ent­spre­chen­de Ab­kom­men trat am 1. Ja­nu­ar 2021 in Kraft. Trotz­dem geht die Brex­it-Saga wei­ter – mit Aus­wir­kun­gen auch auf die Schweiz. Wir in­for­mie­ren hier re­gel­mäs­sig über die neu­es­ten Ent­wick­lun­gen.

Up­date vom 27. Fe­bru­ar 2023: Ei­ni­gung im Streit um Nord­ir­land-Pro­to­koll

Die EU und das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich haben am 27. Fe­bru­ar eine po­li­ti­sche Ei­ni­gung im rund drei­jäh­ri­gen Streit über die Um­set­zung des Nord­ir­land-Pro­to­kolls ver­kün­det. Im Kern hat man sich auf ver­trag­li­che An­pas­sun­gen bei Zoll-, Mehr­wert­steu­er- und Grenz­fra­gen ver­stän­digt, die den Gü­ter­ver­kehr zwi­schen der bri­ti­schen Insel, Nord­ir­land und der iri­schen Re­pu­blik re­geln. Die ver­ein­bar­ten pro­ze­du­ra­len Er­leich­te­run­gen sind auch für Schwei­zer Ex­por­teu­re eine gute Nach­richt. Die po­li­ti­sche Ei­ni­gung soll zudem die Basis für for­mel­le Ver­hand­lun­gen über eine Vol­l­as­so­zi­ie­rung des Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reichs beim EU-For­schungs­pro­gramm „Ho­ri­zon Eu­ro­pe“ legen. Eine sol­che ver­wei­gert die EU der Schweiz nach wie vor.


Up­date vom 14. Juni 2022: Bri­ti­sche Re­gie­rung will Nord­ir­land-Pro­to­koll ein­sei­tig än­dern

Pre­mier­mi­nis­ter Boris John­son hat am 13. Juni ein Ge­setz vor­ge­stellt, das die Re­geln im Nord­ir­land-Pro­to­koll zwi­schen der EU und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich un­ter­lau­fen würde. Kon­kret sol­len nicht mehr alle Waren, wel­che Gross­bri­tan­ni­en nach Nord­ir­land ver­las­sen, kon­trol­liert wer­den. Neu soll dies nur noch bei jenen mit Be­stim­mungs­ort Ir­land er­fol­gen. Ein­sei­tig be­schnit­ten wer­den soll auch die Zu­stän­dig­keit des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hofs und bi­la­te­ra­le Ver­ein­ba­run­gen be­tref­fend staat­li­cher Bei­hil­fe und Mehr­wert­steu­er. Damit un­ter­läuft das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich vor­mals ein­ge­gan­ge­ne in­ter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen. Für die EU ist die­ser Schritt in­ak­zep­ta­bel und sie prüft der­zeit die Ein­lei­tung eines Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­rens. Der schwe­len­de Dis­sens zwi­schen dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich und der EU droht damit er­neut zu es­ka­lie­ren.


Up­date vom 14. Ok­to­ber 2021: Än­de­run­gen im Nord­ir­land-Pro­to­koll

Die EU-Kom­mis­si­on schlägt dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich weit­rei­chen­de An­pas­sun­gen im um­strit­te­nen Nord­ir­land-Pro­to­koll vor. Kon­kret be­tref­fen die von der Kom­mis­si­on vor­ge­schla­ge­nen Er­leich­te­run­gen vier Be­rei­che: Me­di­ka­men­te, Le­bens­mit­tel, Grenz­kon­trol­len und den Ein­be­zug von nord­iri­schen Sta­ke­hol­dern bei der künf­ti­gen Um­set­zung des Pro­to­kolls. Für eine Viel­zahl von Pro­duk­ten des täg­li­chen Be­darfs in Nord­ir­land sol­len die Grenz­kon­trol­len, re­gu­la­to­ri­sche Auf­la­gen oder Si­cher­heits­checks damit deut­lich re­du­ziert wer­den. Dies unter der Be­din­gung, dass das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich ih­rer­seits die not­wen­di­ge Über­wa­chungs­in­fra­struk­tur ge­währ­leis­ten kann, um die un­er­laub­te Ein­fuhr die­ser Pro­duk­te in den EU-Bin­nen­markt zu ver­hin­dern. Nun dürf­ten ein­ge­hen­de bi­la­te­ra­le Ge­sprä­che fol­gen. Kommt es zu kei­ner Ei­ni­gung, droht die bri­ti­sche Re­gie­rung mit der Ak­ti­vie­rung von Ar­ti­kel 16 des Pro­to­kolls, wo­nach ein­sei­ti­ge Schutz­mass­nah­men zu­läs­sig sind, so­fern eine Seite schwer­wie­gen­de wirt­schaft­li­che, ge­sell­schaft­li­che oder öko­lo­gi­sche Schwie­rig­kei­ten zu be­kla­gen hat. Eine wei­te­re Es­ka­la­ti­ons­spi­ra­le zwi­schen der EU und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich wäre dann nicht aus­zu­schlies­sen.


Up­date vom 14. Sep­tem­ber 2021: Fris­ten zur Ein­füh­rung von UK-Grenz­kon­trol­len er­neut an­ge­passt

Nach einer ers­ten An­pas­sung im Früh­ling 2021 hat das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich am 14. Sep­tem­ber den Fahr­plan für die schritt­wei­se Ein­füh­rung von Kon­trol­len für Im­por­te aus der EU nach Gross­bri­tan­ni­en er­neut par­ti­ell an­ge­passt. Der mehr­mo­na­ti­ge zu­sätz­li­che Auf­schub für ge­wis­se Kon­trol­len wird damit be­grün­det, dass die be­trof­fe­nen Ak­teu­re neben den Fol­gen der Co­ro­na-Pan­de­mie auch mit wei­te­ren Her­aus­for­de­run­gen bei den Lie­fer­ket­ten kon­fron­tiert seien. Die neuen Fris­ten gel­ten teil­wei­se auch für Schwei­zer Ex­por­teu­re, näm­lich in jenen Be­rei­chen, in denen die Schweiz voll­stän­dig in eu­ro­päi­sche Sys­te­me in­te­griert ist. Dies trifft kon­kret auf Ve­te­ri­när- und Zoll­si­cher­heits­kon­trol­len zu. In die­sem Be­reich er­war­ten Schwei­zer Waren neu erst ab dem 1. Ja­nu­ar 2022, re­spek­ti­ve dem 1. Juli 2022, zu­sätz­li­che Kon­trol­len. Die voll­stän­di­gen Zoll­er­klä­run­gen und -kon­trol­len wer­den al­ler­dings un­ver­än­dert, wie an­ge­kün­digt, am 1. Ja­nu­ar 2022 ein­ge­führt.


Up­date vom 1. Sep­tem­ber 2021: Ab­kom­men CH-UK über ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung AEO in Kraft

Nach­dem nun auch auf bri­ti­scher Seite die Ra­ti­fi­zie­rung ab­ge­schlos­sen ist, kann das Ab­kom­men über die ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung des zu­ge­las­se­nen Wirt­schafts­be­tei­lig­ten (Aut­ho­ri­sed Eco­no­mic Ope­ra­tor, AEO) zwi­schen der Schweiz und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich am 1. Sep­tem­ber 2021 in Kraft tre­ten. Un­ter­neh­men mit AEO-Sta­tus gel­ten hin­sicht­lich der Si­cher­heit der in­ter­na­tio­na­len Lie­fer­ket­te als zu­ver­läs­sig, was ihnen den bi­la­te­ra­len Han­del er­leich­tert. Kon­kret kom­men diese in den Ge­nuss von Pri­vi­le­gi­en bei si­cher­heits­re­le­van­ten Zoll­kon­trol­len und Ver­ein­fa­chun­gen bei der Zoll­ab­fer­ti­gung.


Up­date vom 31. Au­gust 2021: Neue Ur­sprungs­re­geln im Han­del CH-UK

Per 1. Sep­tem­ber 2021 wer­den die re­vi­dier­ten Ur­sprungs­re­geln der Pan-Eu­ro­med-Kon­ven­ti­on ins Han­dels­ab­kom­men Schweiz-UK in­kor­po­riert. Die dafür nö­ti­gen in­nen­po­li­ti­schen Ge­neh­mi­gungs­pro­zes­se konn­ten er­folg­reich ab­ge­schlos­sen wer­den, folg­lich sind die neuen Re­geln ab mor­gen ab­wend­bar. Da­durch wer­den die Un­ter­neh­men von mo­der­ne­ren Ur­sprungs­re­geln im Han­del zwi­schen der Schweiz und UK pro­fi­tie­ren. Zudem ist si­cher­ge­stellt, dass eine Viel­zahl von Ku­mu­la­ti­ons­mög­lich­kei­ten für Schwei­zer Ex­port­un­ter­neh­men im Han­del CH-UK (ins­be­son­de­re mit EU-Vor­ma­te­ria­li­en) auch wei­ter­hin mög­lich blei­ben. Die de­tail­lier­ten Re­ge­lun­gen sind im ak­tua­li­sier­ten Zir­ku­lar der Eid­ge­nös­si­schen Zoll­ver­wal­tung EZV ver­merkt.


Up­date vom 8. Juni 2021: Bi­la­te­ra­le Ur­sprungs­re­geln Schweiz-UK – wich­ti­ges Pro­blem ge­löst

Am 8. Juni fand das erste Tref­fen des Ge­misch­ten Aus­schus­ses zum Han­dels­ab­kom­men Schweiz–UK statt. Dabei wur­den The­men wie die Wei­ter­ent­wick­lung des Ab­kom­mens dis­ku­tiert und sich auf eine An­pas­sung der bi­la­te­ra­len Ur­sprungs­re­geln ge­ei­nigt. Kon­kret sol­len die re­vi­dier­ten Ur­sprungs­re­geln der Pan-Eu­ro­med-Kon­ven­ti­on ins Han­dels­ab­kom­men in­kor­po­riert wer­den, unter Vor­be­halt des Ab­schlus­ses der er­for­der­li­chen in­nen­po­li­ti­schen Ge­neh­mi­gungs­pro­zes­se. Folg­lich kann diese Regel per 1. Sep­tem­ber 2021 an­ge­wen­det wer­den. Als Über­gangs­lö­sung ist zudem die Ku­mu­la­ti­on mit Vor­ma­te­ria­li­en aus der EU und der Tür­kei im bi­la­te­ra­len Han­del be­reits ab dem 9. Juni wie­der mög­lich, so­fern für diese iden­ti­sche Ur­sprungs­re­geln gel­ten. Die de­tail­lier­ten Re­ge­lun­gen sind im ak­tua­li­sier­ten Zir­ku­lar der Eid­ge­nös­si­schen Zoll­ver­wal­tung EZV ver­merkt. Ver­tie­fen­de In­for­ma­tio­nen fin­den Sie aus­ser­dem in der Web­news: Bi­la­te­ra­le Ur­sprungs­re­geln Schweiz-UK: wich­ti­ges Pro­blem ge­löst


Up­date vom 4. Juni 2021: EWR-Staa­ten un­ter­zeich­nen Brex­it-Auf­fang­lö­sung mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich

Was die Schweiz mit „mind the gap“ be­reits seit dem 1. Ja­nu­ar 2021 in Kraft ge­setzt hat, liegt nun auch für die EWR-Staa­ten (Nor­we­gen, Is­land, Liech­ten­stein) vor: Eine ver­trag­li­che Auf­fang­lö­sung für ihr Han­dels­ver­hält­nis mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich für die Zeit nach dem Brex­it. Das am 4. Juni 2021 un­ter­zeich­ne­te Frei­han­dels­ab­kom­men durch­läuft nun die je­wei­li­gen in­ner­staat­li­chen Pro­zes­se zur Ra­ti­fi­ka­ti­on und In­kraft­set­zung. In­ter­es­sant sind nicht nur die teils wei­ter­füh­ren­den Be­stim­mun­gen im Ver­gleich zum CH-UK-Han­dels­ab­kom­men (z.B. di­gi­ta­ler Han­del, Nach­hal­tig­keit). Auch be­tref­fend der Ur­sprungs­re­geln liegt im Ab­kom­men EWR-UK eine Lö­sung vor, wel­che – an­ders als im Ver­hält­nis CH-UK – die Ku­mu­la­ti­on mit EU-Vor­ma­te­ria­li­en für den zoll­frei­en Han­del zwi­schen den Ver­trags­staa­ten er­laubt. Die­ser Punkt ist sehr wich­tig – und ent­spre­chend ist die bi­la­te­ra­le Lö­sungs­su­che CH-UK in vol­lem Gang.


Up­date vom 27. Mai 2021: Zei­chen der Er­ho­lung im Gü­ter­han­del CH-UK

Nach dem mas­si­ven Ein­bruch im Gü­ter­han­del CH-UK im ers­ten Quar­tal 2021 zeich­net sich nun im April 2021 er­freu­li­cher­wei­se eine deut­li­che Er­ho­lung ab: Bei fast allen wich­ti­gen Ex­port­bran­chen lie­gen die Zah­len wie­der klar über dem Vor­jah­res­ni­veau. Für Gü­ter­ex­por­te ins Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich be­läuft sich der An­stieg ins­ge­samt auf 32.8 Pro­zent, für Im­por­te auf 19.4 Pro­zent. Eine Aus­nah­me bil­den Che­mie/Phar­ma: Wäh­rend der bi­la­te­ra­le Han­del im ers­ten Quar­tal vom Ein­bruch ver­schont blieb, ist für April nun ein deut­li­cher Rück­gang zu be­ob­ach­ten (Ex­por­te: -20.7%, Im­por­te: -11.4%). Die ge­ne­rel­le Er­ho­lung des Gü­ter­han­dels mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich ist auch im Ver­gleich zu den Ge­samt­ex­por­ten und -im­por­ten der Schweiz nach und aus Eu­ro­pa über­durch­schnitt­lich.


Up­date vom 28. April 2021: Han­dels- und Ko­ope­ra­ti­ons­ab­kom­men EU-UK end­gül­tig ra­ti­fi­ziert

Mit 660 zu 5 Stim­men und 32 Ent­hal­tun­gen hat das Eu­ro­päi­sche Par­la­ment am 27. April 2021 dem Han­dels- und Ko­ope­ra­ti­ons­ab­kom­men zwi­schen der EU und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich klar zu­ge­stimmt. Damit ist der letz­te recht­li­che Schritt voll­zo­gen, damit das Ab­kom­men nach vier Mo­na­ten vor­läu­fi­ger An­wen­dung am 1. Mai 2021 de­fi­ni­tiv in Kraft tre­ten kann. Trotz die­ses wich­ti­gen Mei­len­steins bleibt das Ver­hält­nis EU-UK aber span­nungs­be­la­den. So wird etwa das durch die EU ein­ge­lei­te­te Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­ren gegen das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich beim Nord­ir­land-Pro­to­koll fort­ge­setzt. Und nicht nur für Fir­men aus der EU und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich, son­dern auch für die Schwei­zer Wirt­schaft ist die han­dels­po­li­ti­sche Frag­men­tie­rung Eu­ro­pas durch den Brex­it mit einer Viel­zahl neuer Han­dels­bar­rie­ren wie Zölle, müh­sa­me Grenz­kon­trol­len und ad­mi­nis­tra­ti­ver Auf­la­gen ver­bun­den.


Up­date vom 22. April 2021: Bi­la­te­ra­ler Han­del mit UK im 1. Quar­tal stark rück­läu­fig

Nach dem star­ken Ein­bruch im Ja­nu­ar hat sich der bi­la­te­ra­le Han­del zwi­schen der Schweiz und Gross­bri­tan­ni­en auch in den drei Fol­ge­mo­na­ten nicht er­holt: Für das 1. Quar­tal ver­zeich­nen Schwei­zer Ex­por­te nach UK denn auch einen Rück­gang von 23.6 Pro­zent ge­gen­über dem Vor­quar­tal, Schwei­zer Im­por­te aus UK eine Ein­bus­se von 15.3 Pro­zent. Soll­te sich die­ser ne­ga­ti­ve Trend über wei­te­re Quar­ta­le hin­zie­hen, hätte dies so­wohl für den schwei­ze­ri­schen wie auch den bri­ti­schen Aus­sen­han­del nach­hal­ti­ge Aus­wir­kun­gen.

Weit­aus er­freu­li­cher prä­sen­tiert sich der­weil der Wa­ren­aus­tausch mit der EU-27: Wäh­rend die Ein­fuh­ren in die Schweiz ge­gen­über dem Vor­quar­tal um 1.6 Pro­zent an­ge­stie­gen sind, konn­ten die Aus­fuh­ren in die EU gar um 6.1 Pro­zent zu­le­gen.


Up­date vom 18. März 2021: neue Fris­ten zur Ein­füh­rung von UK-Grenz­kon­trol­len

Das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich hat am 11. März einen neuen Fahr­plan für die schritt­wei­se Ein­füh­rung von Kon­trol­len für Im­por­te aus der EU nach Gross­bri­tan­ni­en be­schlos­sen. Der rund sechs­mo­na­ti­ge zu­sätz­li­che Auf­schub wird damit be­grün­det, dass die be­trof­fe­nen Ak­teu­re ak­tu­ell nicht nur durch die Um­stel­lun­gen im Kon­text des Brex­it, son­dern auch durch die Be­wäl­ti­gung der Co­ro­na-Pan­de­mie mit gros­sen Her­aus­for­de­run­gen kon­fron­tiert seien. Die neuen Fris­ten gel­ten teil­wei­se auch für Schwei­zer Ex­por­teu­re, näm­lich in jenen Be­rei­chen, in denen die Schweiz voll­stän­dig in eu­ro­päi­sche Sys­te­me in­te­griert ist. Dies trifft kon­kret auf Ve­te­ri­när- und Zoll­si­cher­heits­kon­trol­len zu. Dort er­war­ten Schwei­zer Waren erst ab dem 1. Ok­to­ber 2021, re­spek­ti­ve dem 1. Ja­nu­ar 2022 zu­sätz­li­che Kon­trol­len.


Up­date vom 16. März 2021: Wach­sen­de Span­nun­gen und neue Fris­ten

Die EU hat am 15. März for­mell ein Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­ren gegen das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich ein­ge­lei­tet. Grund hier­für ist die ein­sei­ti­ge Ver­län­ge­rung der bri­ti­schen Re­gie­rung von Über­gangs­be­stim­mun­gen bei den Grenz­kon­trol­len im Wa­ren­ver­kehr von Gross­bri­tan­ni­en nach Nord­ir­land. Ge­mäss Nord­ir­land-Pro­to­koll hät­ten diese Ende März aus­lau­fen sol­len.
 


Up­date vom 12. März 2021: Mas­si­ver Ein­bruch im bi­la­te­ra­len Han­del mit UK

Die Tur­bu­len­zen und gros­sen Un­si­cher­hei­ten im Zu­sam­men­hang mit dem Brex­it haben sich im Ja­nu­ar 2021 äus­serst ne­ga­tiv auf den bi­la­te­ra­len Wa­ren­han­del zwi­schen der Schweiz und Gross­bri­tan­ni­en aus­ge­wirkt. Mit einem Minus von 46 Pro­zent bei den Im­por­ten und 30 Pro­zent bei den Schwei­zer Ex­por­ten ins Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich im Ver­gleich zum Ja­nu­ar 2020 kann man von einem re­gel­rech­ten Ein­bruch spre­chen. Der mas­si­ve Rück­gang er­streckt sich über sämt­li­che Bran­chen – und er ist um ein Viel­fa­ches grös­ser als der Rück­gang des Han­dels mit der Eu­ro­päi­schen Union (Im­por­te -11 Pro­zent, Ex­por­te -10 Pro­zent). Be­dau­er­li­che Spit­zen­rei­te­rin beim Im­port aus dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich ist die che­mi­sche und phar­ma­zeu­ti­sche In­dus­trie (-58.3 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jah­res­mo­nat), beim Ex­port sind hin­ge­gen En­er­gie­trä­ger be­son­ders be­trof­fen (-82 Pro­zent). Umso schwie­ri­ger sind des­halb die ak­tu­el­len Pro­ble­me der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft im Be­reich der bi­la­te­ra­len Ur­sprungs­re­geln mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich: Der Ver­lust von Ku­mu­la­ti­ons­mög­lich­kei­ten mit EU-Vor­ma­te­ria­li­en im bi­la­te­ra­len Han­del pro­du­ziert neue Han­dels­hemm­nis­se und Kos­ten für hie­si­ge Fir­men. Der Hand­lungs­druck für die Schweiz ist ent­spre­chend gross.

Die neus­ten Zah­len des Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reichs für Ja­nu­ar 2021 zei­gen ein ähn­lich düs­te­res Bild. So ging der Ex­port im ers­ten Monat des Jah­res all­ge­mein um 19 Pro­zent und in die EU um 40 Pro­zent zu­rück. Die Ge­samt­im­por­te von Waren aus Nicht-EU-Län­dern nach Gross­bri­tan­ni­en san­ken um fast 13 Pro­zent, wäh­rend die Ex­por­te ganz leicht (+1.7 Pro­zent) an­stie­gen. Damit ver­zeich­net das Land den mas­sivs­ten Ein­bruch des Ge­samt­han­dels in­ner­halb eines Mo­nats seit Be­ginn der Auf­zeich­nung im Ja­nu­ar 1997. Be­son­ders die Im­por­te von Waren wie Ma­schi­nen und Fahr­zeu­gen sowie che­mi­schen Er­zeug­nis­sen aus der EU waren im Ja­nu­ar stark rück­läu­fig. Al­ler­dings gilt es zu be­ach­ten, dass der Han­del mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich in den letz­ten Mo­na­ten nicht ty­pisch ver­lau­fen ist. Das Ende der EU-Aus­tritts-Über­gangs­pe­ri­ode und der er­neu­te na­tio­na­le Lock­down An­fang Ja­nu­ar sind po­ten­zi­el­le Fak­to­ren, die zum Rück­gang des Wa­ren­han­dels im Ja­nu­ar bei­ge­tra­gen haben könn­ten. So stie­gen noch im No­vem­ber und De­zem­ber 2020 die Im­por­te und Ex­por­te von Waren. Es ist daher wich­tig, diese Ent­wick­lung über die kom­men­den Mo­na­te genau zu be­ob­ach­ten. Soll­te sich der ak­tu­el­le Trend aber ma­ni­fes­tie­ren, hätte dies mas­si­ve Aus­wir­kun­gen auf die Wirt­schaf­ten in ver­schie­de­nen Län­dern Eu­ro­pas.
 


Up­date vom 10. März 2021: Er­neut Span­nun­gen im Ver­hält­nis EU-UK

Das Han­dels- und Ko­ope­ra­ti­ons­ab­kom­men EU-UK ist zwar am 1. Ja­nu­ar 2021 vor­läu­fig in Kraft ge­tre­ten. Be­reits sind je­doch wie­der Span­nun­gen auf­ge­tre­ten. So hat das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich ein­sei­tig ent­schie­den, nicht nur wie ver­ein­bart bis Ende März, son­dern für wei­te­re sechs Mo­na­te bei der Ein­fuhr von Gü­tern von Gross­bri­tan­ni­en nach Nord­ir­land auf be­stimm­te Zoll- und Wa­ren­kon­trol­len zu ver­zich­ten. Dies mit Ver­weis auf die Ver­sor­gungs­si­cher­heit in Nord­ir­land. Ak­tu­ell dis­ku­tiert die EU des­halb über die Ein­lei­tung eines Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­rens ge­gen­über dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich. Zudem hat das Eu­ro­päi­sche Par­la­ment die für die Ra­ti­fi­ka­ti­on des Han­dels- und Ko­ope­ra­ti­ons­ab­kom­mens er­for­der­li­che Ple­nar­de­bat­te auf un­be­stimm­te Zeit ver­scho­ben. Ohne seine recht­zei­ti­ge Zu­stim­mung  – oder eine noch­ma­li­ge Ver­län­ge­rung der vor­läu­fi­gen An­wen­dung – bis am 30. April droht das Ab­kom­men dann seine Gül­tig­keit zu ver­lie­ren.
 


Up­date vom 4. Ja­nu­ar 2021: Brex­it-Ab­kom­men in Kraft ge­tre­ten

Nach dem kla­ren Ja des bri­ti­schen Un­ter­hau­ses (House of Com­mons: 521 zu 73 Stim­men) hat auch das House of Lords dem Ab­kom­men über die künf­ti­ge Part­ner­schaft mit der Eu­ro­päi­schen Union am 30. De­zem­ber 2020 zu­ge­stimmt. Da die eben­falls er­for­der­li­che Zu­stim­mung durch das Eu­ro­päi­sche Par­la­ment bis Jah­res­en­de nicht mög­lich war, haben sich die EU-Mit­glied­staa­ten auf eine vor­läu­fi­ge An­wen­dung des Ab­kom­mens bis zum 28. Fe­bru­ar 2021 ge­ei­nigt. Damit konn­te der Brex­it-Deal am 1. Ja­nu­ar 2021 – un­mit­tel­bar nach Ende der Über­gangs­pe­ri­ode des Aus­tritts­ab­kom­mens – in Kraft tre­ten. 


Up­date vom 24. De­zem­ber 2020: Ein Brex­it-Deal als Weih­nachts­ge­schenk

Nach in­ten­si­ven Ver­hand­lun­gen und zahl­rei­chen Ge­sprä­chen auf höchs­ter Ebene konn­ten sich die EU und Gross­bri­tan­ni­en an Hei­lig­abend doch noch ei­ni­gen: Der Brex­it-Deal ver­hin­dert einen ver­trags­lo­sen Zu­stand (Rück­fall auf WTO-Recht) und die Wie­der­ein­füh­rung von Zöl­len nach Ab­lauf der Über­gangs­pe­ri­ode am 31. De­zem­ber 2020. Ge­mäss ers­ten In­for­ma­tio­nen ge­währt das Ab­kom­men etwa den zoll­frei­en Han­del mit Gü­tern und re­gelt die Trans­port­ver­bin­dun­gen zu Lande, zu Was­ser und in der Luft. Auch wird der künf­tig re­du­zier­te (-25%) Zu­gang der EU zu bri­ti­schen Fisch­grün­den ge­re­gelt, ein Me­cha­nis­mus für künf­ti­ge Di­ver­gen­zen in den Be­rei­chen Wett­be­werb und staat­li­che Bei­hil­fen fest­ge­legt und die künf­ti­ge Si­cher­heits­ko­ope­ra­ti­on ge­re­gelt. In jedem Fall wird das Ab­kom­men be­tref­fend Markt­zu­gang be­deu­tend we­ni­ger weit­rei­chend sein als eine EU-Mit­glied­schaft, aber auch als die ak­tu­el­le Markt­in­te­gra­ti­on der Schweiz in den EU-Bin­nen­markt (z.B. tech­ni­sche Han­dels­hemm­nis­se). 

Dass nun ein Deal vor­liegt ist auch für die Schweiz ein er­leich­tern­des Si­gnal. Gleich­wohl blei­ben Her­aus­for­de­run­gen be­ste­hen. So kann etwa auf­grund un­ter­schied­li­cher Ur­sprungs­re­geln in den Ab­kom­men CH-UK und EU-UK im bi­la­te­ra­len Han­del mit Gross­bri­tan­ni­en vor­erst nicht mehr mit EU-Vor­ma­te­ria­li­en ku­mu­liert wer­den. Dies ist ins­be­son­de­re auch für grenz­über­schrei­ten­de Wert­schöp­fungs­ket­ten un­er­freu­lich.


Up­date vom 22. De­zem­ber 2020: EU-UK ver­han­deln bis zur letz­ten Mi­nu­te

Ver­schie­de­ne Quel­len ver­mel­den in­zwi­schen eine An­nä­he­rung in den Ver­hand­lun­gen zwi­schen der EU und Gross­bri­tan­ni­en. Dies be­trifft ins­be­son­de­re das Wett­be­werbs- und Bei­hil­fe­recht. Gleich­zei­tig ist eine Ei­ni­gung im eben­falls höchst um­strit­te­nen Thema, dem künf­ti­gen EU-Zu­gang zu den bri­ti­schen Fisch­grün­den, aber noch nicht ab­seh­bar. Gleich­wohl schei­nen beide Par­tei­en ge­willt, bis zur letz­ten Mi­nu­te am Ver­hand­lungs­tisch zu blei­ben: Der bri­ti­sche Pre­mier John­son plant der­zeit, das Par­la­ment am 30. De­zem­ber zu einer aus­ser­or­dent­li­chen Sit­zung für eine Ab­stim­mung über einen mög­li­chen Deal ein­zu­be­ru­fen. Und die EU prüft Mög­lich­kei­ten einer vor­läu­fi­gen An­wen­dung einer all­fäl­li­gen Ei­ni­gung – vor einer par­la­men­ta­ri­schen Ra­ti­fi­ka­ti­on.


Up­date vom 21. De­zem­ber 2020: Wei­te­re Brex­it-Frist ab­ge­lau­fen

Wei­ter­hin ist keine Ei­ni­gung in den Brex­it-Ver­hand­lun­gen in Sicht. Aber auch wenn sich die EU und Gross­bri­tan­ni­en in den nächs­ten Tagen doch noch ei­ni­gen soll­ten, wäre eine recht­zei­ti­ge Ra­ti­fi­ka­ti­on durch das Eu­ro­päi­sche Par­la­ment bis Jah­res­en­de kaum noch mög­lich (Aus­sa­ge von David McAl­lis­ter, Vor­sit­zen­der des Aus­wär­ti­gen Aus­schus­ses im Eu­ro­päi­schen Par­la­ment). Denn der Deal hätte bis am 20. De­zem­ber 2020 vor­lie­gen müs­sen, um dem Eu­ro­päi­schen Par­la­ment aus­rei­chend Zeit für die Ge­neh­mi­gung noch vor der Ende Jahr ab­lau­fen­den Über­gangs­pe­ri­ode zu geben. 


Up­date vom 14. De­zem­ber 2020: Brex­it-Ver­hand­lun­gen noch­mals ver­län­gert

Trotz in­ten­si­ver Ver­hand­lun­gen seit dem letz­ten per­sön­li­chen Tref­fen von Boris John­son und Ur­su­la von der Leyen konn­te bis am Sonn­tag, 13. De­zem­ber, er­neut keine Ei­ni­gung auf einen Deal er­zielt wer­den. Beide Par­tei­en haben des­halb an­ge­sichts wei­ter­hin gros­ser Dif­fe­ren­zen ver­ein­bart, die Ver­hand­lun­gen noch­mals fort­zu­set­zen – dies­mal ohne neue Dead­line.


Up­date vom 10. De­zem­ber 2020: Brex­it-Tref­fen zwi­schen John­son und von der Leyen bringt keine De­blo­cka­de 

Mit Blick auf die un­ver­än­dert gros­sen Dif­fe­ren­zen in den Ver­hand­lungs­po­si­tio­nen zwi­schen der EU und Gross­bri­tan­ni­en haben sich Pre­mier John­son und EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin von der Leyen am Vor­abend des EU-Rats­gip­fels per­sön­lich in Brüs­sel ge­trof­fen. Das Din­ner hat je­doch in den strit­ti­gen Punk­ten (Fi­sche­rei, Bei­hil­fe- und Wett­be­werbs­recht, Streit­schlich­tung) keine An­nä­he­rung ge­bracht. Es wurde je­doch ver­ein­bart, bis am 13. De­zem­ber wei­ter­zu­ver­han­deln. Gleich­zei­tig hat die EU-Kom­mis­si­on heute ihre Vor­be­rei­tungs­mass­nah­men für einen all­fäl­li­gen No-Deal ver­stärkt. Klar ist: Die Über­gangs­pe­ri­ode läuft am 31. De­zem­ber ab. Was nach­her folgt, ist noch völ­lig offen.