Ziel der CO" Reduktion

Neues CO2-Ge­setz: Die Rich­tung stimmt

Im ver­gan­ge­nen Juni lehn­te die Stimm­be­völ­ke­rung das CO2-Ge­setz ab. Die­ser Ent­scheid hat den kli­ma­po­li­ti­schen Kon­sens der Vor­la­ge stark zu­rück­ge­wor­fen. Letz­ten Frei­tag hat der Bun­des­rat die Eck­wer­te eines neuen Ge­set­zes prä­sen­tiert und ent­schie­den, die be­fris­te­ten Mass­nah­men zu ver­län­gern. Diese Ver­län­ge­rung war stets eine zen­tra­le For­de­rung von eco­no­mie­su­is­se und ret­tet das wich­ti­ge Mo­dell der Ziel­ver­ein­ba­run­gen. Die Wirt­schaft be­grüsst die Stoss­rich­tung der be­schlos­se­nen Eck­wer­te unter Be­rück­sich­ti­gung der be­ste­hen­den CO2-Ab­ga­be. Wich­tig ist, dass die neue Vor­la­ge neue Wege er­mög­licht und nicht Ver­bo­te er­lässt.

Als Wirt­schafts­dach­ver­band en­ga­giert sich eco­no­mie­su­is­se für eine Kli­ma­po­li­tik, die es den Un­ter­neh­men er­laubt, einen mög­lichst gros­sen Bei­trag zum Kli­ma­schutz zu leis­ten, ohne an Wett­be­werbs­fä­hig­keit ein­zu­büs­sen. Die vom Bun­des­rat vor­ge­se­he­nen An­pas­sun­gen des CO2-Ge­set­zes gehen dabei mit fol­gen­den Eck­wer­ten in die rich­ti­ge Rich­tung:

  1. Der Bun­des­rat will bei der Emis­si­ons­re­duk­ti­on am 50%-Ziel bis 2030 fest­hal­ten und auf dem be­ste­hen­den CO2-Ge­setz auf­bau­en. Die be­ste­hen­de Len­kungs­wir­kung der CO2-Ab­ga­be soll mit wir­kungs­vol­len An­rei­zen und einer ge­ziel­ten För­de­rung er­gänzt wer­den.
  2. Die Vor­la­ge soll ohne neue Ab­ga­ben aus­kom­men und die Mit­tel der ver­schie­de­nen kli­ma­po­li­ti­schen In­stru­men­te sol­len «grund­sätz­lich» jenen Sek­to­ren zu­gu­te­kom­men, aus denen die Mit­tel stam­men.
  3. Um Fehl­in­ves­ti­tio­nen zu ver­mei­den und lau­fen­de Ent­wick­lun­gen zu ver­stär­ken, sol­len mit der Vor­la­ge ver­schie­de­ne fi­nan­zi­el­le An­rei­ze ge­schaf­fen wer­den, zum Bei­spiel im Be­reich Was­ser­stoff­an­trie­be.
  4. Zu­sätz­li­che Un­ter­stüt­zungs­mass­nah­men sind auch im Ge­bäu­de­be­reich, im Mo­bi­li­täts­be­reich und im öf­fent­li­chen Ver­kehr vor­ge­se­hen.
  5. Das Mo­dell der Ziel­ver­ein­ba­run­gen soll ge­öff­net wer­den. Neu sol­len sich alle Un­ter­neh­men von der CO2-Ab­ga­be be­frei­en kön­nen, wenn sie im Ge­gen­zug eine Ver­pflich­tung zur Ver­min­de­rung ihrer Emis­sio­nen ein­ge­hen.
  6. Bei der Luft­fahrt soll in An­leh­nung an die Ent­wick­lun­gen in der EU eine Bei­misch­quo­te für nach­hal­ti­ge Treib­stof­fe ein­ge­führt wer­den, wobei dazu auch eine fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung oder An­rei­ze ge­prüft wer­den.

Zwar be­ste­hen be­tref­fend der Fi­nan­zie­rung, der zu er­war­ten­den Wir­kung oder der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung der­zeit noch Un­klar­hei­ten. eco­no­mie­su­is­se er­ach­tet es aber als po­si­tiv, dass die Vor­la­ge ex­pli­zit auf Mass­nah­men set­zen will, «wel­che die lau­fen­den Be­mü­hun­gen der ver­schie­de­nen Bran­chen un­ter­stüt­zen». Das ist eine Chan­ce für die Schwei­zer Wirt­schaft mit ihren Un­ter­neh­men. Wich­tig ist auch, dass so­wohl In­land- wie auch Aus­land­kom­pen­sa­tio­nen wei­ter­hin mög­lich blei­ben sol­len. Be­grüs­sens­wert ist eben­falls, dass die Vor­la­ge ex­pli­zit an Mass­nah­men im En­er­gie­sek­tor ge­kop­pelt wird, da Klima- und En­er­gie­po­li­tik Hand in Hand ver­stan­den wer­den müs­sen.

Be­ste­hen­des Ziel­ver­ein­ba­rungs­mo­dell wird ver­län­gert

Nebst den Eck­wer­ten zu den ge­plan­ten Re­vi­sio­nen im CO2-Ge­setz hat der Bun­des­rat ver­gan­ge­nen Frei­tag auch seine Un­ter­stüt­zung für die Wei­ter­füh­rung der be­ste­hen­den In­stru­men­te des CO2-Ge­set­zes bis 2024 zu­ge­si­chert. Damit soll die Über­brü­ckung für das be­währ­te Ziel­ver­ein­ba­rungs­sys­tem si­cher­ge­stellt wer­den. Diese Ver­län­ge­rung ist zwin­gend, da mit die­sem Mo­dell am meis­ten Emis­sio­nen bei gleich­zei­tig ge­rings­ten Wett­be­werbs­nach­tei­len ein­ge­spart wer­den kön­nen. Die En­er­gie-Agen­tur der Wirt­schaft, wel­che für die prak­ti­sche Um­set­zung ver­ant­wort­lich ist, konn­te denn auch in der lau­fen­den De­ka­de die Ziele nicht nur er­rei­chen, son­dern sogar deut­lich über­tref­fen. Auch die Fort­set­zung der Kom­pen­sa­tio­nen im Treib­stoff­be­reich, wel­che eben­falls im be­ste­hen­den Ge­setz be­fris­tet sind, ist be­grüs­sens­wert. Diese be­ste­hen­den In­stru­men­te dür­fen nicht aufs Spiel ge­setzt wer­den, denn damit wer­den be­reits gros­se Men­gen an Emis­sio­nen ein­ge­spart.

Aber wieso müs­sen die Un­ter­neh­men mehr er­rei­chen als das ganze Land?

Die ge­plan­te Ver­län­ge­rung der be­fris­te­ten Mass­nah­men ist er­freu­lich. Un­er­klär­lich hin­ge­gen ist aber die Un­gleich­be­hand­lung der Wirt­schaft: Wäh­rend der Ab­senk­pfad für die Schweiz mit einer jähr­li­chen Ab­nah­me der Emis­sio­nen von 1,5 Pro­zent vor­ge­se­hen ist, sol­len die Un­ter­neh­men of­fen­bar einen stei­le­ren Pfad neh­men. So­wohl die Fach­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats wie auch der Bun­des­rat sehen da einen Ab­senk­pfad von jähr­lich 2,0 Pro­zent vor. Das ist am­bi­tio­niert, nicht un­mög­lich, aber auf jeden Fall nicht nach­voll­zieh­bar. Wieso muss die Wirt­schaft schnel­ler Dekar­bo­ni­sie­ren als der Rest der Schweiz? Ge­ra­de die Un­ter­neh­men, die eine Ziel­ver­ein­ba­rung haben, haben be­reits in der Ver­gan­gen­heit viel ge­leis­tet – und soll­ten dafür im Sinne und Geis­te des neu ge­plan­ten Ge­set­zes ho­no­riert und nicht be­straft wer­den.