Bundeshaus

Keine Ent­war­nung bei den Bun­des­fi­nan­zen!

Das Rech­nungs­er­geb­nis des Bun­des für 2015 ist mit einem Über­schuss von 2,3 Mil­li­ar­den Fran­ken sehr po­si­tiv. Dar­aus zu schlies­sen, dass alle Sturm­war­nun­gen für den Bun­des­haus­halt ver­fehlt waren und ge­plan­te Kor­rek­tu­ren nicht mehr nötig sind, wäre aber falsch. Noch immer sind die Zah­len zu­min­dest für die kom­men­den Jahre tief­rot – und das trotz Sta­bi­li­sie­rungs­pro­gramm.

Der Bun­des­rat plant ein Sta­bi­li­sie­rungs­pro­gramm, um die Bun­des­fi­nan­zen in den Jah­ren bis 2019 auf Schul­den­brems­kurs zu hal­ten. Ent­las­tun­gen bis zu einer Mil­li­ar­de Fran­ken sind ge­plant. Die Ver­nehm­las­sung dau­ert noch bis Mitte März. Die bis­he­ri­gen Zah­len gin­gen davon aus, dass der Bund trotz Sta­bi­li­sie­rungs­pro­gramm hohe De­fi­zi­te von bis zu einer Mil­li­ar­de Fran­ken schrei­ben wird. Die heute ver­öf­fent­lich­ten Rech­nungs­er­geb­nis­se für das Jahr 2015 und damit ver­bun­de­ne fi­nanz­po­li­ti­sche Stand­ort­be­stim­mung haben nun diese Pro­gno­sen etwas ver­bes­sert: für 2018 und 2019 wird mit De­fi­zi­ten von «le­dig­lich» noch 500 Mil­lio­nen Fran­ken ge­rech­net. 2017 soll das Er­geb­nis gar aus­ge­gli­chen sein.

Alles Pa­nik­ma­che also? Zum einen sind un­er­war­tet po­si­ti­ve Rech­nungs­ab­schlüs­se eine will­kom­me­ne Über­ra­schung. Sie hel­fen den noch immer über 100 Mil­li­ar­den Fran­ken schwe­ren Schul­den­berg des Bun­des ab­zu­bau­en und damit die Aus­ga­ben zu ent­las­ten. Be­tru­gen die Zins­aus­ga­ben vor we­ni­gen Jah­ren noch 4 Mil­li­ar­den Fran­ken, liegt der Wert heute dank dem zwi­schen­zeit­lich er­folg­ten Schul­den­ab­bau in Kom­bi­na­ti­on mit dem tie­fen Zins­ni­veau drei­mal tie­fer (1,4 Mil­li­ar­den Fran­ken). Al­lein 2015 wurde wie­der eine halbe Mil­li­ar­de Fran­ken an Pas­siv­zin­sen ein­ge­spart – ein sub­stan­zi­el­ler Be­trag, der für an­de­re Aus­ga­ben (an­ders als beim Schul­den­dienst wird an­ders­wo kaum ge­spart) zur Ver­fü­gung steht.

Zum zwei­ten ist es Tat­sa­che, dass die Per­spek­ti­ven der Bun­des­fi­nan­zen noch immer tief­rot sind. Ohne Sta­bi­li­sie­rungs­pro­gramm wäre kein ein­zi­ges Jahr der lau­fen­den Le­gis­la­tur nur an­näh­rend schul­den­brems- und damit ver­fas­sungs­kon­form. 2018 und 2019 be­trü­gen die De­fi­zi­te weit über eine Mil­li­ar­de Fran­ken. An der Not­wen­dig­keit von Kor­rek­tu­ren hat sich nach der heu­ti­gen Ver­öf­fent­li­chung also nichts ge­än­dert. Le­dig­lich der Druck, die Bud­get­kor­rek­tu­ren noch aus­zu­wei­ten, ist etwas ge­rin­ger ge­wor­den.

Drit­tens schliess­lich ist dem Bun­des­rat kein Vor­wurf zu ma­chen, er hätte schwarz­ge­malt. Dass die Bud­get­wer­te bei den Ein­nah­men er­reicht wur­den, ist mass­geb­lich dem aus­ge­zeich­ne­ten Er­geb­nis der Ver­rech­nungs­steu­er zu ver­dan­ken – ge­ra­de diese Steu­er ist aber kaum zu­ver­läs­sig zu pro­gnos­ti­zie­ren. Auch die di­rek­ten Steu­ern schei­nen sich etwas er­holt zu haben, was nicht selbst­ver­ständ­lich war nach den schlech­ten Vor­jah­res­wer­ten. Die Mehr­wert­steu­er hin­ge­gen hat sich ne­ga­tiv ent­wi­ckelt. Weil Mehr­wert­steu­er­an­tei­le aus dem Bun­des­haus­halt wei­ter­ge­ge­ben wer­den, hat dies die Aus­ga­ben ge­senkt. Zu­sam­men mit den Ein­spa­run­gen bei den Zin­sen hat das mass­geb­lich zu den ge­gen­über dem Bud­get tie­fe­ren Aus­ga­ben und damit zum bes­se­ren Rech­nungs­er­geb­nis bei­ge­tra­gen.

Nichts Neues üb­ri­gens an an­de­rer Front: Die ab­so­lut und pro­zen­tu­al gröss­ten Aus­ga­ben­trei­ber waren auch 2015 ein­mal mehr die So­zia­le Wohl­fahrt (+600 Mil­lio­nen Fran­ken) und die Ent­wick­lungs­hil­fe (+6 Pro­zent)!