Kan­to­na­le Steu­er­re­gimes: Genf weist den Weg

Ein heute vor­ge­stell­tes Re­form­pro­jekt der Gen­fer Re­gie­rung sieht eine Re­duk­ti­on der ef­fek­ti­ven Un­ter­neh­mens­ge­winn­steu­er von heute 24 Pro­zent auf rund 13 Pro­zent vor. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­ses Vor­ha­ben: Die Sen­kung der or­dent­li­chen Steu­er ver­rin­gert das Ri­si­ko der Ab­wan­de­rung mul­ti­na­tio­na­ler Un­ter­neh­men nach einer all­fäl­li­gen Ab­schaf­fung heu­ti­ger kan­to­na­ler Steu­er­re­gimes. Gleich­zei­tig wer­den die steu­er­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die üb­ri­gen Un­ter­neh­men ver­bes­sert. Das Gen­fer Pro­jekt hat Mo­dell­cha­rak­ter für an­de­re be­trof­fe­ne Kan­to­ne.
Seit meh­re­ren Jah­ren stos­sen die kan­to­na­len Steu­er­re­gimes im Aus­land auf Kri­tik. Bei den Steu­er­re­gimes geht es um eine be­son­de­re Form der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung. Sie wird haupt­säch­lich von Fir­men be­an­sprucht, deren Sitz in der Schweiz liegt, die aber mehr­heit­lich oder aus­schliess­lich im Aus­land tätig sind. Auf Be­stre­ben der Eu­ro­päi­schen Union führt die Schweiz mit der EU der­zeit einen Dia­log über diese be­son­de­ren For­men der Be­steue­rung. Gleich­zei­tig ar­bei­ten Bund und Kan­to­ne an der Ent­wick­lung von Al­ter­na­ti­ven, die in­ter­na­tio­nal auf hö­he­re Ak­zep­tanz stos­sen. Sol­che Al­ter­na­ti­ven dür­fen die steu­er­li­che At­trak­ti­vi­tät un­se­res Un­ter­neh­mens­stand­orts al­ler­dings nicht schwä­chen.

Wie im Kan­ton Neu­en­burg, wo das Stimm­volk im ver­gan­ge­nen Jahr eine ver­gleich­ba­re Re­form an­ge­nom­men hat, sieht auch der Gen­fer Vor­schlag einen für alle Un­ter­neh­men gel­ten­den tie­fe­ren Steu­er­satz vor. Mit einem ef­fek­ti­ven Satz von 13 Pro­zent (in­klu­si­ve di­rek­te Bun­des­steu­er) soll der in­ter­na­tio­na­len und in­ter­kan­to­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit Rech­nung ge­tra­gen wer­den. Die­ser Satz ist re­la­tiv nahe an der heu­ti­gen Steu­er­be­las­tung von Un­ter­neh­men mit Son­der­sta­tus. Für alle an­de­ren Un­ter­neh­men be­deu­tet er hin­ge­gen eine star­ke Re­duk­ti­on der Steu­er­be­las­tung.

Bei einer er­satz­lo­sen Ab­schaf­fung der Steu­er­re­gimes würde sich die Steu­er­be­las­tung der be­trof­fe­nen Sta­tus­ge­sell­schaf­ten ver­dop­peln. Die Re­gie­rung be­fürch­tet zu Recht, dass dies zum Weg­zug ei­ni­ger grös­se­rer Un­ter­neh­men füh­ren könn­te. Dem Kan­ton würde das wirt­schaft­lich sehr stark scha­den. Die­ses Ri­si­ko will die Kan­tons­re­gie­rung un­be­dingt ver­mei­den. Die heute prä­sen­tier­te Stu­die des Lau­san­ner Uni­ver­si­täts­in­sti­tuts CREA hebt die Be­deu­tung der Un­ter­neh­men mit Steu­er­sta­tus für die Gen­fer Wirt­schaft her­vor: Für den Kan­ton und die Ge­mein­den sind damit eine Mil­li­ar­de Fran­ken an Steu­er­ein­nah­men (ein­schliess­lich der Steu­er­zah­lun­gen der Be­schäf­tig­ten die­ser Un­ter­neh­men), 50 000 di­rek­te und in­di­rek­te Ar­beits­plät­ze und zehn Mil­li­ar­den Fran­ken Wert­schöp­fung ver­bun­den.

Laut der Gen­fer Re­gie­rung hätte die ge­plan­te Steu­er­re­form – ohne Be­rück­sich­ti­gung der po­si­ti­ven dy­na­mi­schen Ef­fek­te auf das Wachs­tum – für den Kan­ton und seine Ge­mein­den Steu­er­aus­fäl­le von etwa 450 Mil­lio­nen Fran­ken zur Folge. Da der Bund heute von den Un­ter­neh­men mit kan­to­na­len Steu­er­re­gimes ins­ge­samt meh­re­re Mil­li­ar­den Fran­ken an Steu­er­gel­dern ein­nimmt, for­dert der Kan­ton Genf vom Bund, dass die­ser die kan­to­na­len An­stren­gun­gen zur Steu­er­satz­sen­kung min­des­tens zur Hälf­te mit­trägt. Dazu sind meh­re­re kom­bi­nier­ba­re Va­ri­an­ten im Ge­spräch; ins­be­son­de­re eine Sen­kung der di­rek­ten Bun­des­steu­er, eine Er­hö­hung des An­teils der Kan­to­ne an die­ser Steu­er oder eine Re­vi­si­on des Fi­nanz­aus­gleichs. Zu den Vor­schlä­gen sind in­ten­si­ve Ver­hand­lun­gen zu er­war­ten. Po­si­tiv ist je­den­falls, dass damit die Dis­kus­si­on über die kan­to­na­len Steu­er­re­gimes kon­kret und pro­ak­tiv in Gang ge­setzt wird. Wei­te­re Kan­to­ne in einer mit Genf ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on und der Bund sind auf­ge­for­dert, sich in die­sem Sinn am Pro­zess zu be­tei­li­gen. Letzt­lich geht es darum, die steu­er­li­che Wett­be­werbs­fä­hig­keit un­se­res Lan­des zu si­chern.

Pres­se­mit­tei­lung des Kan­tons Genf: Link