Ir­re­füh­ren­de Be­richt­er­stat­tung zur Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II

​In der Dis­kus­si­on um die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II (USTR II) ist die Be­richt­er­stat­tung der Me­di­en zu­neh­mend von fal­schen und ir­re­füh­ren­den Be­haup­tun­gen ge­prägt. Ein Blick auf die Fak­ten ist drin­gend nötig. Er zeigt, dass die Re­form für den Fis­kus be­reits auch zu Mehr­ein­nah­men ge­führt hat. Der Steu­er­stand­ort Schweiz ist in­ter­na­tio­nal unter Druck. Eine Ein­schrän­kung der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II würde ihn zu­sätz­lich de­sta­bi­li­sie­ren und muss ver­hin­dert wer­den.
​In der Dis­kus­si­on rund um die Ein­schrän­kung der USTR II über­schla­gen sich die Be­haup­tun­gen und Schät­zun­gen zu den an­geb­li­chen Steu­er­aus­fäl­len. Fakt ist, dass al­lei­ne bei den Ver­rech­nungs-steu­er­ein­nah­men seit 2008 Bud­get­über­schüs­se von ins­ge­samt 8,5 Mil­li­ar­den Fran­ken er­zielt wur­den. Ein Teil die­ses An­stiegs der Ein­nah­men ist auch auf die USTR II zu­rück­zu­füh­ren, deren Neue­rung zur Di­vi­den­den­teil­be­steue­rung zur mehr Aus­schüt­tun­gen von steu­er­ba­ren Di­vi­den­den ge­führt hat. Laut Vor­an­schlag des Bun­des wer­den diese Ein­nah­men 2012 wei­ter an­stei­gen. Die zu­sätz­li­chen fi­nan­zi­el­len Fol­gen auf­grund des Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zips wur­den vom Bun­des­rat aus­drück­lich als «ver­kraft­bar» be­zeich­net. Zudem hat die USTR II be­reits zum Zuzug von meh­re­ren in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Un­ter­neh­men ge­führt. Diese Fir­men wer­den in Zu­kunft auch in der Schweiz Steu­ern zah­len und damit zu Mehr­ein­nah­men bei den Steu­ern bei­tra­gen.

Klein- und Gross­ak­tio­nä­re pro­fi­tie­ren glei­cher­mas­sen
Ein in letz­ter Zeit in den Me­di­en immer wie­der ver­brei­te­ter Vor­wurf lau­tet, die USTR II be­inhal­te «ver­steck­te Schlupf­lö­cher für Gross­ak­tio­nä­re». Dem ist kei­nes­falls so. Die USTR II hat mit der Ein­füh­rung des Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zips eine ver­fas­sungs­wid­ri­ge Dop­pel­be­steue­rung von An­teils­in­ha­bern be­sei­tigt und macht kei­nen Un­ter­schied zwi­schen Klein- und Gross­ak­tio­nä­ren. Ka­pi­tal­ein­la­gen kön­nen damit auch Kleinst­ak­tio­nä­ren und Ge­nos­sen­schaf­tern steu­er­frei zu­rück­be­zahlt wer­den. Von «ver­steck­tem Schlupf­loch» kann auch mit Blick auf die Volks­ab­stim­mung 2008 nicht ge­spro­chen wer­den, zumal da­mals im Ab­stim­mungs­büch­lein aus­drück­lich fest­ge­hal­ten wurde, dass bei An­nah­me der Re­form Agio oder Zu­schüs­se künf­tig steu­er­frei an die Ak­tio­nä­re zu­rück­be­zahlt wer­den kön­nen.

Ein­schrän­kung der Re­form würde KMU tref­fen
In der Me­di­en­be­richt­er­stat­tung wird zu­wei­len sug­ge­riert, mit einer Ein­schrän­kung der USTR II, wie sie in zwei Mo­tio­nen im Stän­de­rat ge­for­dert wird, solle mit so­ge­nann­ten «Steu­er­ge­schen­ken an Gross­ak­tio­nä­re» Schluss sein. In Tat und Wahr­heit sehen aber beide Mo­tio­nen keine Un­ter­schei­dung zwi­schen KMU und «Gross­ak­tio­nä­ren» vor. Eine Ein­schrän­kung des Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zips, wie sie die bei­den Mo­tio­nen ver­lan­gen, würde damit auch un­se­re KMU emp­find­lich tref­fen. Zudem wäre dies im in­ter­na­tio­na­len Stand­ort­wett­be­werb ein gros­ser Rück­schritt. Und letzt­lich würde eine Ein­schrän­kung des Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zips auch die Ei­gen­ka­pi­tal­fi­nan­zie­rung we­ni­ger at­trak­tiv ma­chen, was wie­der An­rei­ze zu einer ver­stärk­ten Schul­den­fi­nan­zie­rung set­zen würde. In Zei­ten wirt­schaft­li­cher Un­si­cher­heit würde die Po­li­tik damit ein fal­sches und wi­der­sprüch­li­ches Zei­chen set­zen.