BR Parmelin mit dem Wirtschaftsminister Trần Tuấn Anh

Im­puls für Frei­han­dels­ab­kom­men mit Viet­nam

Bun­des­rat Guy Par­me­lin hat in Hanoi meh­re­re hoch­ran­gi­ge Mi­nis­ter ge­trof­fen. Dabei er­hielt er er­freu­li­che Si­gna­le: Viet­nam scheint be­reit, nach der EU nun auch mit den Efta-Staa­ten ein Frei­han­dels­ab­kom­men ab­zu­schlies­sen.

Es war vor allem eine Bot­schaft, auf die die Wirt­schafts­ver­tre­ter von Bun­des­rat Guy Par­me­lins De­le­ga­ti­on ge­war­tet hat­ten – und sie hör­ten sie gleich vier­mal: Ein Frei­han­dels­ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und Viet­nam sei der nächs­te wich­ti­ge Schritt, um die wirt­schaft­li­chen Be­zie­hun­gen zu ver­tie­fen. Das sagte nicht nur Pre­mier­mi­nis­ter Nguyễn Xuân Phúc, son­dern der Reihe nach auch Wis­sen­schafts- und Tech­no­lo­gie­mi­nis­ter Chu Ngọc Anh, Wirt­schafts­mi­nis­ter Trần Tuấn Anh und der Mi­nis­ter für In­ves­ti­ti­ons­för­de­rung, Nguyễn Chí Dũng. Mit ihnen hat sich Par­me­lin in den letz­ten Tagen wäh­rend sei­ner Wirt­schafts­mis­si­on in Hanoi aus­ge­tauscht. Dabei be­ton­ten die viet­na­me­si­schen Re­gie­rungs­ver­tre­ter auch, dass der Schwei­zer Bun­des­rat mit sei­ner breit auf­ge­stell­ten Wirt­schafts- und Wis­sen­schafts­de­le­ga­ti­on ein star­kes Zei­chen für das In­ter­es­se der Schweiz und somit einen wich­ti­gen Im­puls für einen Ab­schluss eines Frei­han­dels­ab­kom­mens setze.

Der Wirtschaftsminister bei der Geschenkübergabe
Bun­des­rat Par­me­lin mit dem Wirt­schafts­mi­nis­ter Trần Tuấn Anh bei der Ge­schenks­über­ga­be.

Ver­hand­lun­gen zu­letzt sto­ckend

Der Be­such des Bun­des­rats kommt in einem ent­schei­den­den Mo­ment. Seit sie­ben Jah­ren ver­han­deln die Efta-Staa­ten und Viet­nam über ein Frei­han­dels­ab­kom­men, zu­letzt eher sto­ckend. Nun hat Viet­nam im Juni ein Ab­kom­men mit der EU un­ter­zeich­net – was die Schweiz unter Druck setzt. Denn es dro­hen den hie­si­gen Un­ter­neh­men ge­wich­ti­ge Wett­be­werbs­nach­tei­le ge­gen­über der eu­ro­päi­schen Kon­kur­renz, wenn diese künf­tig einen bes­se­ren Zu­gang zu einem der am stärks­ten auf­stre­ben­den Märk­te Asi­ens er­hal­ten. Viet­nam hat das höchs­te Wirt­schafts­wachs­tum der Re­gi­on mit sie­ben Pro­zent, und nam­haf­te Ex­per­ten gehen davon aus, dass das Land be­reits 2020 den Sta­tus eines Schwel­len­lan­des er­rei­chen wird. Da­durch würde das In­ter­es­se aus­län­di­scher In­ves­to­ren noch wei­ter zu­neh­men. Die Schwei­zer Wa­ren­ex­por­te sind heute bei 665 Mil­lio­nen Fran­ken und zu­letzt um 7,7 Pro­zent ge­wach­sen, die Im­por­te be­tra­gen 1474 Mil­lio­nen Fran­ken. Schwei­zer Fir­men haben 690 Mil­lio­nen Fran­ken in Viet­nam in­ves­tiert und sor­gen damit vor Ort für 20'000 wich­ti­ge Ar­beits­plät­ze. Um diese Er­folgs­ge­schich­te wei­ter­zu­füh­ren, ist ein Frei­han­dels­ab­kom­men un­ab­ding­bar.

Turtle Tower im Sword Lake in Hanoi
Hanoi: Turt­le Tower im Sword Lake

Schwei­zer und viet­na­me­si­sche Fir­men er­gän­zen sich gut, auch das zeigt sich bei den Tref­fen in Hanoi. So steu­ern bei­spiels­wei­se viet­na­me­si­sche In­for­ma­ti­ker wich­ti­ge Dienst­leis­tun­gen zu den Wert­schöp­fungs­ket­ten von Schwei­zer Fi­nanz­un­ter­neh­men bei. Und die Re­gie­rung ist be­strebt, die In­te­gra­ti­on der viet­na­me­si­schen Fir­men, ins­be­son­de­re KMU, in glo­ba­le Wert­schöp­fungs­ket­ten wei­ter vor­an­zu­trei­ben. Das be­dingt aber wei­te­re, tief­grei­fen­de Re­for­men wie die Pri­va­ti­sie­rung der vie­len staat­li­chen Be­trie­be, die Ver­ein­fa­chung von ad­mi­nis­tra­ti­ven Pro­zes­sen durch E-Go­vern­ment und die bes­se­re Durch­set­zung von recht­li­chen An­sprü­chen, zum Bei­spiel beim Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums. Damit dies ge­lingt, rich­ten sich die viet­na­me­si­schen Mi­nis­ter auch an die Schweiz: Man sei wei­ter­hin sehr in­ter­es­siert an Un­ter­stüt­zung bei der Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen. Viet­nam ist ein Schwer­punkt­land der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lungs­hil­fe der Schweiz. In den letz­ten 28 Jah­ren hat sie eine halbe Mil­li­ar­de Fran­ken hier­zu bei­ge­steu­ert. So hat sie zum Bei­spiel mit­ge­hol­fen, dass die viet­na­me­si­sche Ver­wal­tung die Dauer für die Re­gis­trie­rung neuer Un­ter­neh­men von 15 auf zwei Tage sen­ken konn­te – womit es im süd­ost­asia­ti­schen Ent­wick­lungs­land nun schnel­ler mög­lich ist als in der Schweiz, ein Start-up zu grün­den.

Ball liegt bei Viet­nam

Ob die Efta-Staa­ten und Viet­nam nun tat­säch­lich mit neuem Elan über ein Ab­kom­men ver­han­deln, wird sich in den kom­men­den Wo­chen wei­sen. Die Eu­ro­pä­er haben jüngst einen neuen Vor­schlag hier­zu vor­ge­legt. Nun liegt es am süd­ost­asia­ti­schen Staat, dar­auf ein­zu­ge­hen.