Hö­he­re Ver­rech­nungs­steu­er­ein­nah­men nach Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II

​Die im Wahl­jahr oft ge­hör­ten Be­haup­tun­gen über an­geb­li­che Steu­er­aus­fäl­le als Folge der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II be­wahr­hei­ten sich nicht. Der Bun­des­ab­schluss 2011 zeigt: Statt des von wei­ten Krei­sen pro­phe­zei­ten Ein­bruchs bei den Ver­rech­nungs­steu­ern ver­zeich­net der Fis­kus einen Mil­li­ar­den­über­schuss. Auch für die Zu­kunft zeich­nen sich keine Min­der­ein­nah­men ab. Al­ler­dings bleibt jede Pro­gno­se bei den Ver­rech­nungs­steu­ern schwie­rig.
​Im ver­gan­ge­nen Wahl­jahr in­sze­nier­te ein Teil der Po­li­tik eine Em­pö­rung über die Fol­gen des Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zips. Die­ses wurde als Be­stand­teil der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II auf An­fang 2011 in Kraft ge­setzt. Seit­her un­ter­liegt die Rück­zah­lung von Agio und an­de­ren Ka­pi­tal­ein­la­gen an die Ak­tio­nä­re nicht mehr einer Dop­pel­be­steue­rung, son­dern ist steu­er­neu­tral mög­lich. Nach einer Mit­tei­lung der Steu­er­ver­wal­tung über die von den Un­ter­neh­men ge­mel­de­ten Ka­pi­tal­ein­la­ge­re­ser­ven wurde die Re­form im Wahl­jahr zum Spiel­ball der Po­li­tik. Pro­gno­sen über Steu­er­aus­fäl­le in Mil­li­ar­den­hö­he wur­den her­um­ge­bo­ten. Nun hat sich statt des pro­gnos­ti­zier­ten Ein­bruchs von 1,2 Mil­li­ar­den Fran­ken bei der Ver­rech­nungs­steu­er ein Über­schuss in exakt der glei­chen Höhe er­ge­ben.



Mehr Ver­rech­nungs­steu­er dank Di­vi­den­den­ent­las­tung
Wie der Bun­des­rat in sei­nem Kom­men­tar zur Staats­rech­nung 2011 aus­führt, pro­fi­tiert die Ver­rech­nungs­steu­er sogar von der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form. Dies, weil ein wei­te­rer Re­form­bau­stein – die Teil­be­steue­rung der Di­vi­den­den – die Di­vi­den­den­aus­schüt­tun­gen er­höht (Di­vi­den­den un­ter­lie­gen der Ver­rech­nungs­steu­er). Ver­gli­chen mit der me­dia­len In­sze­nie­rung der Be­haup­tun­gen über an­geb­li­che Aus­fäl­le im ver­gan­ge­nen Jahr, hält sich das me­dia­le In­ter­es­se für diese Fak­ten heute aber in engen Gren­zen.

Für das Jahr 2011 stellt die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­ver­wal­tung zwar tie­fe­re Ein­gän­ge bei der Ver­rech­nungs­steu­er fest. Die Ur­sa­chen sind im Ein­zel­nen je­doch un­klar. Neben an­de­ren Fak­to­ren hat das Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zip laut Bun­des­rat «mut­mass­lich» zu den Min­der­ein­nah­men bei­ge­tra­gen. In der Summe lie­gen die Ein­nah­men höher als im vor­letz­ten Jahr und er­rei­chen nicht nur das Bud­get­ziel, son­dern über­tref­fen es bei Wei­tem.

Steu­er­re­for­men sind keine Ver­lust­ge­schäf­te
Auch für die Zu­kunft geht der Bun­des­rat nicht von Min­der­ein­nah­men aus. Zwar lie­gen die Plan­zah­len für die Jahre ab 2012 tie­fer. Die Werte ba­sie­ren aber auf einer neuen Pro­gno­se­me­tho­de, die per 2011 ein­ge­führt wurde und zu ge­naue­ren Schät­zun­gen füh­ren soll. Wie das Er­geb­nis des letz­ten Jah­res zeigt, bleibt die Ver­rech­nungs­steu­er je­doch schwie­rig zu schät­zen.

Fakt ist, dass die Ein­nah­men der Ver­rech­nungs­steu­er heute auf einem Ni­veau lie­gen, das nicht tie­fer ist als vor der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form II. Die Be­haup­tung, die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form führe bei der Ver­rech­nungs­steu­er zu mas­si­ven Steu­er­aus­fäl­len, lässt sich auch bei einer zeit­lich län­ge­ren Be­trach­tung nicht er­här­ten. Was an­ge­nom­me­ne Aus­fäl­le bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er der na­tür­li­chen Per­so­nen be­trifft, lässt die Rech­nung 2011 eben­falls keine ent­spre­chen­den Schlüs­se zu. Zwar haben die Ein­nah­men ge­gen­über dem Vor­jahr ab­ge­nom­men. Das aber vor allem als Folge an­de­rer Steu­er­re­for­men, die per 2011 in Kraft tra­ten (jähr­li­cher Aus­gleich der kal­ten Pro­gres­si­on, Fa­mi­li­en­steu­er­re­form).

Der Fall zeigt ein­mal mehr, dass Un­ter­neh­mens­steu­er­re­for­men keine Ver­lust­ge­schäf­te sind, son­dern sich auch für den Fis­kus aus­zah­len.